Riesen-Aufregung im Netz: Ein Internetportal, das Interessierten nötiges Wissen rund um das Oktoberfest vermittelt, ist mit diskriminierenden Aussagen gegen Menschen der LGBTQI+-Szene aufgefallen.
OktoberfestRiesen-Wirbel um Website mit „Tipps für schwule Wiesn-Gänger“ – Instagram tobt
Ein Q&A auf einer Internetseite, das für potenzielle Besucherinnen und Besucher des traditionellen Oktoberfests in München bestimmt ist, sorgt derzeit für mächtig Wirbel in den sozialen Netzwerken.
Die Website „Oktoberfestportal.de“ hat nämlich neben vielen anderen Informationen rund um das traditionelle Fest unter der Überschrift Rosa Wiesn – Gay Oktoberfest laut eigenen Angaben „Tipps für schwule Wiesn-Gänger“ zusammengefasst. Und die schocken ganz schön. Comedian Enissa Amani (40) wirft dem Portal via Instagram Diskriminierung vor.
LGBTQI+: Oktoberfestportal gibt homophobe „Tipps“
Auf die Frage „Darf ich auf der Wiesn flirten?“ ist dort nämlich die Antwort zu lesen: „Generell gilt eine gewisse Zurückhaltung auf der Wiesn. Nicht jeder Besucher des Oktoberfests ist so tolerant, dass er sich über schwule Männerpaare freuen kann.“
Die nächste Frage „Ist Flirten für Gays auf der Wiesn verboten?“ wird so beantwortet: „Nein, ganz so schlimm ist es nicht. Jedoch gilt es als schwules oder lesbisches Paar auf dem Oktoberfest ein bisschen zurückhaltend zu sein. Nicht alle Wiesngänger haben Verständnis für eine offene schwule oder lesbische Lebensweise. Also einfach Augen und Ohren offen halten, ob Ihr für Gesprächsstoff sorgt. Das Bierzelt ist jedenfalls nicht der richtige Ort, um den Menschen Begriffe wie „Toleranz“ und „Gleichberechtigung“ zu erklären.“
Amani und viele weitere Instagram-Userinnen und -User forderten Aufklärung vonseiten der Wiesn-Veranstaltenden.
Per Instagram-Nachricht meldete sich schließlich die offizielle Seite des Oktoberfests bei der Komikerin und erklärte: „Wir haben absolut nichts mit dem Artikel zu tun, der hier auf Instagram gerade geteilt wird und würden die Sache gerne klarstellen und uns distanzieren.“
Laut dem Impressum gehöre diese Seite demnach nicht zur „Portal München Betriebs GmbH & Co. KG“, sondern einem gewissen Michael Caravitis. Recherchiert man über diesen Namen im Internet, stößt man auf Artikel aus dem Jahr 2017, aufgrund dessen die Website schon einmal negativ auffiel. Folgen hatte das jedoch nicht.
LGBTQI+: Komikerin Enissa Amani fordert Aufklärung
Nach der herben Kritik im Netz haben die Betreiber nun aber augenscheinlich oberflächlich auf die Vorwürfe reagiert und ihre Website verändert. Zu gleichgeschlechtlichen Beziehungen lassen sie ihre Leserinnen und Leser auf den ersten Blick wissen: „Wer Probleme irgendeiner Art mit dieser Form der Lebensgestaltung hat, sollte diese Seite einfach wieder verlassen“, steht dort.
Um zum zerrissenen Q&A zu gelangen, muss dann bewusst auf den „Weiter“-Botton geklickt werden. Dort ist eine Stellungnahme zu finden.
„Uns ist zu Ohren bekommen, dass im Web derzeit rege über unsere Seiten diskutiert wird. Wir freuen uns über jede Diskussionen, die durch unsere Webmagazine angeregt werden. Vor allem, wenn daran nun auch die schwul-lesbische Community teilnimmt. Genau so soll es sein! Eine lebendige Diskussion mit konträren Meinungen ist die Grundlage einer bunten Gesellschaft“, so das Oktoberfestportal.
Weiter heißt es dann: „Leider sind wir mitten im Wiesngeschäft. So verfolgen wir weder irgendwelche Diskussionen im Internet noch haben wir Zeit für Media-Monitoring, o.ä. Auch für Presseanfragen, Interviews o.ä. haben wir derzeit einfach keine Zeit. Das ist aber auch nicht nötig. Denn wer will, findet alle nötigen Informationen für einen ordentlichen Artikel im bzw. übers Web. Darauf haben wir alle Journalisten/Innen bei Ihren Anfragen auch noch einmal hingewiesen.“
Heißt im Klartext: Die homophoben Äußerungen werden nicht gelöscht. Dafür ist laut eigenen Angaben keine Zeit. Diese Untätigkeit lässt viele Menschen sprachlos zurück. Das zeigen auch diverse Screenshots von Nachrichten aufgebrachter Followerinnen und Follower, die Amani teilte.