Regenbogen, Party und Proteste. Ausnahmezustand im israelischen Tel Aviv. Menschenmassen feierten die größte Pride-Parade in Nahost und protestierten dabei gegen LGBTQ-feindliche Regierungsmitglieder.
Größte Pride-Parade in NahostProteste gegen LGBTQ-Feindlichkeit – rund 150.000 Menschen feiern mit
Ein Jubiläum der besonderen Art: Zum 25. Mal versammelten sich die Menschen mit Regenbogenflaggen und bunten Kostümen an der Strandpromenade von Tel Aviv und zogen mit mehreren Wagen ausgelassen durch die Straßen. Rund 150.000 Menschen haben am Donnerstagabend (8. Juni) laut Stadtverwaltung in der israelischen Küstenstadt die diesjährige Pride-Parade gefeiert.
Sie kamen zusammen, um für gleiche Rechte für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans- und queere Menschen (LGBTQ) zu demonstrieren. Die liberale Küstenmetropole gilt als Hochburg der Szene im Nahen Osten. Die Abschlussfeier ist in diesem Jahr einen Tag nach der Parade am Freitag (9. Juni 2023) geplant. Bei dem Konzert im Stadtpark werden erneut Zehntausende Menschen erwartet.
Hunderttausende Menschen feiern Pride-Parade in Tel Aviv
Die Pride-Feiern finden in diesem Jahr vor dem Hintergrund massiver innenpolitischer Spannungen in Israel statt. Seit Monaten spaltet eine von der rechts-religiösen Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vorangetriebene Justizreform weite Teile der Gesellschaft.
Die LGBTQ-Gemeinschaft etwa befürchtet durch die geplante Reform eine Verschlechterung ihrer Rechte. Mehrere Minister in der Regierung sind offen homophob. Insbesondere die streng-religiösen Parteien lehnen Gesetzesänderungen zugunsten von nicht heterosexuellen Menschen ab. Sie sehen dies als Verstoß gegen jüdische religiöse Gebote an.
Es ist die am weitesten rechts stehenden Regierung in der Geschichte Israels. Regelmäßig versammeln sich Tausende Menschen, um gegen die geplante Beschneidung des Höchsten Gerichts zu protestieren. Bemühungen um einen Kompromiss erzielten bisher keinen Durchbruch.
2015 hatte ein streng religiöser Jude bei der Gay-Pride-Parade in Jerusalem eine 16-Jährige erstochen. Ein Gericht verurteilte den Mörder später zu lebenslanger Haft plus 31 Jahre. (dpa)