Ein Tag in Venedig und dann zurück aufs Festland – das war der Plan. Aber für 21 Menschen endet der Ausflug in die Lagunenstadt tödlich – darunter drei Deutsche.
„Eine Tragödie“Bus-Unglück in Venedig: 21 Tote – darunter drei Deutsche
Bei dem schweren Busunglück in Venedig sollen drei Deutsche ums Leben gekommen sein. Dies berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa am Mittwochabend (4. Oktober 2023) unter Berufung auf die zuständige Präfektur.
Die Behörden hatten Schwierigkeiten, die mehr als 20 Todesopfer zu identifizieren. „Es ist schwierig, den Opfern eine Identität zu geben. Viele hatten keine Dokumente bei sich“, sagte der Staatsanwalt von Venedig, Bruno Cherchi, dem italienischen Fernsehsender RaiNews24 am Mittwoch (4. Oktober 2023).
Venedig: Bus stürzt von Hochstraße – mindestens 21 Menschen sterben
Der Bus stürzte aus noch ungeklärter Ursache von einer Brücke auf Bahngleise und fing Feuer. Auch deswegen gestaltet sich die Feststellung der Identität kompliziert.
Laut Cherchi sind bereits einige mutmaßliche Angehörige vor Ort. Es sei aber schwierig, ihnen Namen mit Sicherheit zu nennen. Cherchi habe daher die Gerichtsmedizin angewiesen, gegebenenfalls DNA-Tests durchzuführen, um die Identität sicher festzustellen. „Wir hoffen jedoch, sie alle bis morgen identifizieren zu können.“ Die Staatsanwaltschaft wolle den Angehörigen so schnell wie möglich die Leichname übergeben.
Man habe unterdessen bereits begonnen, mit einigen verletzten Überlebenden zu sprechen, so Cherchi weiter. Von den Verletzten seien allerdings nur „drei oder vier“ in der Lage zu sprechen. Wie Cherchi berichtete, war der Fahrer eines anderen Busses der erste, der nach dem Sturz Erste Hilfe leistete und einen Feuerlöscher hinunterwarf.
Unter den Toten seien auch Minderjährige, schrieb Luca Zaia, Präsident der Region Venetien. bei Facebook. Mindestens fünf der Todesopfer sollen aus der Ukraine kommen, andere aus Frankreich und Kroatien – und eine Urlauberin oder ein Urlauber aus Deutschland.
Die Zahl der Toten könne allerdings noch steigen. Außerdem seien 15 Businsassinnen und Businsassen verletzt worden – einige von ihnen schwer. Sie wurden in Krankenhäuser gebracht.
Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte, dass auch Deutsche von dem schweren Busunglück in Venedig betroffen sind. Nähere Angaben machte eine Sprecherin am Mittwoch (4. Oktober) allerdings nicht.
Sie könne bestätigen, dass sich deutsche Staatsangehörige in dem Bus aufgehalten hätten, sagte sie auf Nachfrage bei der regelmäßigen Regierungspressekonferenz in Berlin. Darüber hinaus könne man im Moment keine Angaben machen, ergänzte die Sprecherin und bat um Verständnis. Das deutsche Generalkonsulat in Mailand stehe mit Behörden und Personen im Kontakt. Sie sprach den Familienangehörigen das Beileid der Bundesregierung aus und wünschte den Verletzten eine rasche Genesung.
Hier einen Beitrag auf X zum Busunglück in Venedig ansehen:
Der hybrid-betriebene Bus war gegen 19.45 Uhr von der Brücke auf eine darunter verlaufenden Bahnstrecke gestürzt und hatte dann sofort Feuer gefangen. Nach ersten Angaben wurden auf der Straße keine Bremsspuren entdeckt, was als Hinweis auf einen Schwächeanfall des 40 Jahre alten Fahrers gedeutet wurde.
Auch der Zustand der etwa 70 Jahre alten Brücke soll überprüft werden. Aufklärung erhoffen sich die Ermittelnden von Überwachungskameras, die an der Stelle den Verkehr im Blick haben. Der Bahnverkehr musste stundenlang unterbrochen werden.
Bei dem Fahrzeug handelte es sich um den Shuttlebus eines Campingplatzes im Stadtteil Marghera. An Bord waren Tagesurlaubende, die am Abend aus der Altstadt zurück aufs Festland wollten. Das Unglück ereignete sich etwa drei Kilometer vor dem Ziel. Der Fahrer hatte mehrere Jahre Berufserfahrung. „Wir sollten den nächsten Bus nehmen. Aber der kam nicht. Und dann haben wir es gehört“, erzählten junge deutsche Touris, die ebenfalls auf dem Campingplatz waren, im Fernsehen. „Es ist eine Tragödie.“
Viele Venedig-Touris kommen nur für wenige Stunden in die Lagunenstadt und kehren dann aufs Festland zurück – mit dem Auto, mit dem Bus oder mit der Bahn. Dort sind die Preise niedriger. Im Jahr zählt Venedig – eines der bekanntesten Urlaubsziele der Welt – mehr als fünf Millionen Besucher. In der Hochsaison sind häufig mehr als 100 000 Fremde gleichzeitig in der Stadt. Vom nächsten Jahr an will die Stadt von Kurzbesuchenden, die nicht über Nacht bleiben, an bestimmten Tagen fünf Euro Eintritt verlangen.
Italien: Ministerpräsident bestürzt über Venedig-„Tragödie“
Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zeigte sich bestürzt über den Vorfall. „Meine Gedanken sind bei den Opfern, ihren Familien und Freunden. Ich stehe in engem Kontakt mit Venedigs Bürgermeister Luigi Brugnaro und Innenminister Matteo Piantedosi, um die Nachrichten über diese Tragödie zu verfolgen“, sagte Meloni laut einer Mitteilung.
Brugnaro, sprach von einer „schrecklichen Tragödie“. „Eine apokalyptische Szene, es gibt keine Worte.“ In der Region werden die Flaggen am Mittwoch vor allen staatlichen Gebäuden auf halbmast wehen.
Aus vielen Ländern kamen Solidaritätsbekundungen. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) schrieb auf Englisch auf der Online-Plattform X: „Meine Gedanken sind bei den Opfern, ihren Familien und Freunden.“ (dpa)