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„Nadelstich“ beim AfD-Chef?Fragen zum Fall Chrupalla: Verletzungsbild beruht wohl auf keiner Untersuchung

Es gibt noch immer jede Menge offene Fragen zum Chrupalla-Vorfall. Unser Foto zeigt den AfD-Chef Tino Chrupalla Anfang September in Berlin.

Es gibt noch immer jede Menge offene Fragen zum Chrupalla-Vorfall. Unser Foto zeigt den AfD-Chef Tino Chrupalla Anfang September in Berlin.

Das Krankenhaus in Ingolstadt hat AfD-Chef Chrupalla inzwischen verlassen. Unterdessen tobt ein Kampf um die Deutungshoheit darüber, was dort zuvor bei einer Wahlkampfveranstaltung passiert sein könnte. Bei dem Befund, fand die Deutsche Presse-Agentur heraus, handelt es sich nicht um eine tatsächliche Feststellung eines „Nadelstichs“. Was bisher bekannt ist.

Ermittlungen ohne Verdächtige, eine Diagnose mit „Nadelstich“, aber ohne auffällige Blutproben: Nach dem Vorfall um AfD-Chef Tino Chrupalla bei einer Wahlkampfveranstaltung in Ingolstadt und einem Krankenhaus-Aufenthalt laufen die Ermittlungen auf Hochtouren, ein vorläufiger Arztbrief liefert erste Details zur medizinischen Untersuchung.

Doch was hat den 48-Jährigen ins Krankenhaus gebracht? Was bisher zu dem Fall bekannt ist:

Fall Chrupalla: Was ist am Mittwoch in Ingolstadt passiert?

Bei einer Wahlkampfveranstaltung der AfD wird Parteichef Tino Chrupalla ins Krankenhaus gebracht. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen nach ersten Ermittlungen auf Grundlage von Zeugenaussagen davon aus, dass es zu einem leichten Körperkontakt kommt, als mehrere Menschen mit Chrupalla Selfies machen.

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Später hat der AfD-Chef demnach Schmerzen im Oberarm und wird wegen weiterer Beschwerden ins Klinikum Ingolstadt gebracht. Dort wird er zeitweise intensivmedizinisch betreut. Laut einem vorläufigen Arztbrief verlässt er das Krankenhaus schließlich „nach unauffälligem Monitoring und in beschwerdefreien, gutem Allgemeinzustand“.

Was hat Chrupalla ins Krankenhaus gebracht?

Was zu den Gesundheitsbeschwerden des AfD-Parteichefs geführt hat, bleibt auch am Freitag zunächst unklar. Während Politiker der Partei wie die bayerische Landtagsfraktionschefin Katrin Ebner-Steiner von einem „Angriff“ sprechen, gibt es laut Staatsanwaltschaft nach ersten Zeugenvernehmungen „keinerlei Erkenntnisse“ dazu.

„Die Beibringung einer Spritze oder einen körperlichen Angriff haben diese Zeugen nicht wahrgenommen“, heißt es in einer Mitteilung der Behörde vom Freitag. Unter den Zeugen sei auch Chrupalla selbst. Es werde aber weiter wegen des Anfangsverdachts einer Körperverletzung ermittelt.

Fall Chrupalla: Offenbar keine tatsächliche Feststellung eines „Nadelstichs“

In einem vorläufigen Arztbrief, den Chrupallas Büro der Deutschen Presse-Agentur zur Einsicht zur Verfügung gestellt hat, ist sowohl von einer „intramuskulären Injektion“ als auch an anderer Stelle von einer „Infektion mit unklarer Substanz“ die Rede.

Auch ein „Nadelstich“ am rechten Oberarm wird beim körperlichen Untersuchungsbefund erwähnt. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Ermittlerkreisen erfuhr, hat die Polizei inzwischen dazu auch den behandelnden Arzt befragt. Dem zufolge handelt es sich bei dem Wort um eine Beschreibung des Verletzungsbilds auf Grundlage von Chrupallas Angaben, nicht um eine tatsächliche Feststellung eines erfolgten Nadelstichs.

Was wurde in Chrupallas Blut gefunden?

Staatsanwaltschaft und Arztbrief zufolge waren die Untersuchungen des Bluts von Chrupalla sowohl im Krankenhaus als auch bei den Ermittlern unauffällig. Die kriminaltechnisch-toxikologische Untersuchung habe nur ergeben, dass der AfD-Chef Schmerzmittel „im therapeutischen Bereich“ aufgenommen habe.

Diese könnten dem Arztbrief zufolge aber auf seine Behandlung im Krankenhaus zurückzuführen sein.

Wie wird der Vorfall politisch bewertet?

Die bayerische AfD-Landtagsfraktionschefin Ebner-Steiner hat Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Freitag erneut vorgeworfen, nicht für einen angemessenen Schutz von Politikern ihrer Partei zu sorgen. Das hatte Herrmann schon am Donnerstag zurückgewiesen und die AfD im Gegenzug scharf kritisiert: Es sei erschreckend, „wie infam und hinterfotzig die AfD im Landtagswahlkampf versucht, aus den Vorfällen bei ihrer eigenen Klientel Kapital zu schlagen, ohne die Ermittlungen abzuwarten“. B

ayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) mahnte am Freitag, es sollten keine „Verschwörungstheorien“ betrieben werden: „Die Demokratie braucht Wahrheit, braucht Aufrichtigkeit, braucht Redlichkeit.“

Wie geht es jetzt weiter?

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft stehen bei den Ermittlungen zu dem Vorfall weitere Zeugenaussagen aus. Zudem wird noch ein Ergebnis von der Untersuchung von Chrupallas Kleidung erwartet.

Weitere Hinweise erhoffen sich die Ermittler demnach aus der Auswertung von Bildmaterial, das mutmaßliche Zeugen über ein Upload-Portal der Polizei zur Verfügung gestellt haben. Nach Angaben der AfD wird Chrupalla im Endspurt vor der bayerischen Landtagswahl am Sonntag nicht mehr im Freistaat auftreten. (dpa/mg)