„Ganz simpel, ganz einfach”Was Laschet und Merkel jetzt den Flutopfern versprechen

Armin Laschet spricht in ein Mikrofon. Im Hintergrund sieht man die Unwetterschäden in Bad Münstereifel, die mit einem Bauzaun abgesperrt sind.

Ministerpräsident Laschet am 20. Juli 2021 in Bad Münstereifel.

Kanzlerin Merkel reist in die Flutgebiete in der Eifel. Im Schlepptau: Armin Laschet, der NRW-Ministerpräsident, dem sein Lachen noch nachhängt...

Bad Münstereifel. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist am Dienstag (20. Juli) erneut in die Hochwassergebiete im Westen Deutschlands gereist. Doch sie ist nicht allein unterwegs: Auch NRW-Landesvater Armin Laschet ist dabei.

Nach ihrem Besuch im von der Flutkatastrophe schwer getroffenen Landkreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz kam sie nun nach Nordrhein-Westfalen. Zusammen mit NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, der zugleich Unionskanzlerkandidat ist, machte sie sich am Mittag in Bad Münstereifel ein Bild der Lage.

Unwetter in NRW: Kritik an Katastrophenschutz

Gleichzeitig geht die Debatte um Konsequenzen für die Organisation des Katastrophenschutzes in Deutschland weiter. Es geht dabei um die Kritik, dass Warnungen der Meteorologen die Menschen vor Ort zu spät erreicht hätten. Zudem wurde am Dienstag die Befürchtung laut, dass sich bei den Aufräumarbeiten in den Katastrophengebieten verstärkt Corona-Infektionen ausbreiten könnten.

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In Bad Münstereifel im Kreis Euskirchen wollte Merkel am Mittag mit Helferinnen und Helfern sprechen. Nach einem Treffen mit betroffenen Bürgerinnen und Bürgern stand ein Gang durch das Gebiet auf dem Programm. Merkel war am Wochenende bereits in Rheinland-Pfalz und hatte sich dort mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) ein Bild von den Schäden gemacht.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, r)besichtigt ein Lager mit Lebensmitteln bei ihrem Besuch im vom Hochwasser betroffenen Gebiet von Bad Münstereifel.

Bundeskanzlerin Angela Merkel in Bad Münstereifel.

Laschet lacht im NRW-Katastrophengebiet: Rückblick auf die Situation in Erftstadt

Nach NRW war am Samstag der Bundespräsident gekommen: Frank-Walter Steinmeier hatte sich auf Einladung von Laschet die Situation im vom Hochwasser zerstörten Erftstadt angeschaut. Dort hatte im Stadtteil Blessem ein gewaltiger Erdrutsch Straßen und Häuser mitgerissen.

Als Steinmeier vor Kameras um Worte zur Katastrophe rang, sah man Armin Laschet im Hintergrund herzlich lachen und feixen. Dieses Benehmen wurde nicht nur von Flutopfern scharf innerhalb sozialer Medien kritisiert. Via Twitter fordern noch immer viele Menschen den Rücktritt des CDU-Politikers.

17.07.2021, Nordrhein-Westfalen, Erftstadt: Armin Laschet (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, lacht während Bundespräsident Steinmeier (nicht im Bild) ein Pressestatement gibt.

Dieses Benehmen nehmen ihm viele Menschen übel: Armin Laschet lacht während Bundespräsident Steinmeier ein Pressestatement gibt.

Als die Kritik immer lauter wurde, versuchte sich Laschet mit einer Entschuldigung. Doch auch diese glückte nicht und führte zu viel Empörung. Schließlich entschuldigte Laschet sich nicht für sein respektloses Verhalten in dem Katastrophengebiet, sondern für „den Eindruck", der entstanden sei.

Ob dieser Fauxpas, der von TV-Kameras festgehalten wurde, nun Wählerstimmen kostet? Das wird erst die Bundestagswahl Ende September 2021 zeigen.

Was sich nun vermutlich einige fragen: Ist Merkel mit Laschet unterwegs, um Schadensbegrenzung zu betreiben? Schließlich hatte sie sich bei einem Besuch der Flutopfer gegenüber Malu Dreier besonders liebevoll und menschlich gezeigt.

Unwetter in NRW: Merkel verspricht Hochwasseropfern schnelle Hilfe

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Betroffenen der Hochwasserkatastrophe schnelle Hilfe zugesagt. Das Bundeskabinett werde am Mittwoch ein Programm für finanzielle Hilfe beschließen, sagte sie am Dienstag bei einem Besuch in Bad Münstereifel in Nordrhein-Westfalen. Es gehe dabei darum, „unbürokratisch Soforthilfe“ zu leisten. Dies geschehe gemeinsam mit dem Land NRW, das am Donnerstag entsprechende Beschlüsse fassen werde.

Merkel zeigte sich bei dem gemeinsamen Besuch mit NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) betroffen von der Lage vor Ort. Die Schäden seien „erschreckend“, es gebe „entsetzliche Zustände zum Teil“. Viele Häuser seien nicht mehr bewohnbar. Bei ihrem Besuch habe sie „Menschen gesehen, die alles verloren haben“. Die Stadt sei „so schwer getroffen, dass es einem wirklich die Sprache verschlägt“.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, vorn links) und Armin Laschet (CDU, vorn rechts), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, laufen durch dich zerstörten Straßen von Bad Münstereifel.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Armin Laschet besuchen Bad Münstereifel.

„Das einzige, was tröstet, ist die Solidarität der Menschen“, hob Merkel hervor. Sie bedankte sich bei allen Helfern und Spendern. Es sei klar, „dass wir hier einen sehr langen Atem brauchen werden“, fügte die Kanzlerin hinzu. „Wir werden Sie nicht nach Kurzem vergessen“, versicherte sie.

Unwetter in NRW: Laschet äußert sich in Bad Münstereifel

Laschet betonte mit Blick auf die versprochenen Hilfszahlungen: „Die Formulare und die Anträge müssen ganz simpel sein, ganz einfach sein. Und sie sollen noch in dieser Woche fertig sein, damit recht bald das Auszahlen der ersten Gelder beginnen kann.“ Er sei sehr dankbar, dass das Bundeskabinett an diesem Mittwoch eine erste Soforthilfe auf den Weg bringen werde. Das Landeskabinett werde diese Summe in seiner Sitzung am Tag darauf verdoppeln.

In Blessem ist die Situation weiter angespannt. Es gebe eine Sicherheitszone von 100 Metern rund um die Abbruchkante, hieß es am Dienstag vom Rhein-Erft-Kreis. Diese dürfe nicht betreten werden, vor allem an der Abbruchkante bestehe weiter „akute Lebensgefahr“. Dennoch sollen viele Bewohner und Bewohnerinnen in den kommenden Tagen zumindest zeitweise in ihre Häuser zurückkehren dürfen, um ihr Hab und Gut zu sichern.

Bis Montag war die Zahl der Todesopfer auf mindestens 164 gestiegen: Aus Rheinland-Pfalz wurden 117 und aus NRW 47 Unwetter-Tote bestätigt. In beiden Bundesländern wurde nicht ausgeschlossen, dass noch weitere Opfer gefunden werden könnten. Die Polizei in Koblenz twitterte, im Kreis Ahrweiler würden derzeit sämtliche Hotels, Gaststätten und Unterkünfte angeschrieben, um vorhandene Gästelisten mit Vermisstenmeldungen abzugleichen.

Unwetter in NRW: Angst vor Corona-Ausbruch

Für die Katastrophengebiete wird nun teils befürchtet, dass sich bei den Hilfsaktionen und bei der Unterbringung in Notunterkünften verstärkt Corona ausbreiten könnte. „Derzeit kommen viele Menschen auf engstem Raum zusammen, um die Krise gemeinsam zu bewältigen. Wir müssen jetzt aufpassen, dass die Bewältigung der Katastrophe nicht zu einem Superspreader-Event wird“, sagte David Freichel vom Corona-Kommunikationsstab der Staatskanzlei in Rheinland-Pfalz dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag).

Viele Rettungskräfte hätten aber bereits vollen Impfschutz. Landesregierung und Kreisverwaltung schickten im Ahrtal am Dienstag einen Impfbus los, in dem sich Bewohner der Region ohne Anmeldung impfen lassen können, wie das Gesundheitsministerium am Vormittag in Mainz mitteilte.

Die Sieben-Tage-Inzidenz - also die Zahl der erfassten Neuansteckungen pro 100.000 Menschen binnen einer Woche - lag in einigen der von der Unwetterkatastrophe besonders betroffenen Regionen am Dienstag allerdings recht niedrig. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert für den Kreis Ahrweiler mit 3,8 an, im Rhein-Erft-Kreis lag er ebenfalls bei 3,8 und im Kreis Euskirchen bei 3,6. (dpa/afp)