Es ist der erste volle Arbeitstag für den neuen US-Präsidenten Donald Trump, nachdem er vereidigt worden war. Zusammen mit seiner Familie und seinem Vize besuchte er einen Gottesdienst – und kann anscheinend kaum glauben, was er da zu hören bekommt.
Er kann ihre Worte kaum glaubenTrumps Miene ist völlig versteinert, als Pfarrerin direkt zu ihm spricht
Es scheint, als könne Donald Trump nicht so richtig glauben, was Marianne Budde (65) da zu sagen hat.
Die Bischöfin der Episkopalkirche in Washington nutzte am Dienstag (21. Januar) ihre Predigt in der Washington National Cathedral, um sich direkt an den neugewählten Präsidenten zu richten. Und der hörte mit versteinerter Miene zu.
„Ich bitte Sie, Erbarmen mit den Menschen in unserem Land zu haben“
Normalerweise werden Predigten ja genutzt, um allgemein Mut auszusprechen. Oder Hoffnung zu machen. Bischöfin Budde allerdings richtete sich mutig direkt an den neuen Präsidenten, der in der ersten Reihe neben der First Lady, Melania Trump, und seinem Vize JD Vance und seiner Frau Usha saß.
Während des traditionellen nationalen Gebetsgottesdiensts in der Washington National Cathedral sagte sie in einer hochpolitischen Rede von ihrer Kanzel aus: „Ich bitte Sie, Erbarmen mit den Menschen in unserem Land zu haben, die jetzt Angst haben. Es gibt schwule, lesbische und transsexuelle Kinder in demokratischen, republikanischen und unabhängigen Familien, von denen einige um ihr Leben fürchten.“

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Sie alle hörten der kritischen Predigt zu: Ivanka Trump (von hinten links), Jared Kushner, Eric Trump (Mitte links), Lara Trump, Tiffany Trump, Michael Boulos und Kai Trump, vorne steht Präsident Donald Trump neben First Lady Melania Trump. Daneben Vizepräsident JD Vance und seine Frau Usha Vance.
Zur Erinnerung: Trump hatte kurz nach seiner Vereidigung angeordnet, dass der Politik der Vereinigten Staaten fortan die Annahme zugrunde liegen soll, dass es nur zwei Geschlechter gibt: männlich und weiblich.
Anschließend bat die Geistliche Trump auch um Gnade gegenüber den illegalen Einwanderern. „Die Leute, die unsere Früchte ernten, unsere Bürogebäude reinigen, die auf Geflügelfarmen und in Fleischverpackungsanlagen schuften, die nach unserem Essen in Restaurants das Geschirr spülen und in Krankenhäusern Nachtschichten schieben, sind möglicherweise keine Staatsbürger oder verfügen nicht über die erforderlichen Papiere“, erklärte Budde.
Trump reagiert mit wütendem Post auf Truth Social
Die überwiegende Mehrheit der Einwanderer sei „keine Kriminellen“. Budde: „Herr Präsident, ich bitte Sie um Gnade für die Menschen in den Gemeinden, deren Kinder Angst haben, dass ihnen ihre Eltern weggenommen werden.“

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Fand kritische Worte: Bischöfin Marianne Budde
Donald Trump, der nach einem Tag und einer ganzen Nacht voller Feierlichkeiten zur Amtseinführung etwas müde wirkte, saß mit versteinerter Miene da und hörte zu. Zunächst war keine Kritik an der Predigt von ihm zu hören, erst später meldete er sich auf Truth Social zu Wort.
Hier auf X eine Szene aus dem Gottesdienst ansehen:
Ihr Ton sei „fies“ gewesen, schreibt Trump, ihre Aussagen „unangemessen“, der Gottesdienst „sehr langweilig und uninspiriert“. Trump weiter: „Sie ist nicht sehr gut in ihrem Job! Sie und ihre Kirche schulden der Öffentlichkeit eine Entschuldigung.“ Er warf der Geistlichen vor, eine Trump-Hasserin zu sein.
Auch andere republikanische Parteikollegen wüteten: „Die Person, die diese Predigt hält, sollte auf die Abschiebungsliste gesetzt werden“, schrieb etwa Mike Collins in den sozialen Medien, der im Repräsentantenhaus sitzt.
Es ist nicht das erste Mal, dass Budde kritische Worte gegenüber Trump findet: Während der Black-Lives-Matter-Proteste sagte sie, Trumps Handlungen stünden „im Widerspruch zu den Lehren Jesu und allem, wofür wir als Kirche stehen“. Sie verurteilte ihn auch, als sie 2020 an einem Black-Lives-Matter-Protest teilnahm. „Ich habe es aufgegeben, mit Präsident Trump zu sprechen. Wir müssen Präsident Trump ersetzen“, sagte sie damals.
In einer früheren Version des Artikels haben wir geschrieben, dass Marianne Budde Pfarrerin sei. Wir haben den entsprechenden Fehler korrigiert.