Nach der angekündigten weiteren Drosselung russischer Gaslieferungen nach Deutschland hat Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) noch einmal den Ernst der Lage betont.
Russland drosselt Gas weiter„Wir sind in einer ernsten Situation, wird auch Zeit, dass das alle verstehen“
Habeck sagte am Montagabend (25. Juli) in den ARD-„Tagesthemen“: „Wir sind in einer ernsten Situation. Es wird auch Zeit, dass das alle verstehen“, Deutschland müsse den Gasverbrauch runterbringen. „Daran arbeiten wir.“
Die Maßnahmen müssten konsequent weiter umgesetzt werden. Das Land müsse zusammenstehen und sagen: „Ja, (Kremlchef Wladimir) Putin hat das Gas, aber wir haben die Kraft.“
Nur sechs Tage nach der Wiederaufnahme der Gasversorgung aus Russland durch die Pipeline Nord Stream 1 soll die Liefermenge halbiert werden. Der russische Konzern Gazprom will die Gasmenge an diesem Mittwoch von 40 Prozent auf 20 Prozent der maximalen Kapazität senken. Es sollen dann nur noch 33 Millionen Kubikmeter Gas täglich durch die wichtigste Versorgungsleitung nach Deutschland fließen, teilte das Unternehmen am Montag mit.
Grund sei die Reparatur einer weiteren Turbine, hieß es. Habeck bezeichnet den Verweis auf Turbinen als „Farce-Geschichten“, die einfach nicht stimmten.
Gaskrise: „Jetzt hängt es davon ab, wie sparsam wir wirtschaften“
Es komme Gas nach - etwa auch aus den Niederlanden und aus Norwegen, sagte Habeck. „Jetzt hängt es davon ab, wie sparsam wir wirtschaften“, sagte er zu möglichen Szenarien für den Winter. Die Versorgung der Industrie würde bei einem Gasmangel reduziert werden, bevor private Haushalte oder geschützte Infrastrukturen wie Krankenhäuser Gasreduktionen erleiden müssten.
„Das ist natürlich eine große Sorge, die ich auch teile, dass das passieren kann“, räumte er ein. Dann werde es bestimmte Produktionsketten in Deutschland oder in Europa nicht mehr geben. „Das gilt es, mit allen Kräften zu vermeiden.“ Dazu müsse der Gasverbrauch in Deutschland um 15 bis 20 Prozent gesenkt werden.
EU-Energieminister beraten über Gas-Notfallplan
Derweil beraten die Energieminister der EU-Staaten am Dienstag über einen Gas-Notfallplan zur Versorgungssicherung in diesem Winter. Auf Vorschlag der EU-Kommission sollen alle Mitgliedsländer bis Ende März jeweils 15 Prozent an Gas einsparen, um Lieferrückgänge aus Russland auszugleichen. Notfalls will die EU-Kommission die Länder zu Einsparungen zwingen.
Zu dem Brüsseler Treffen wird auch Habeck erwartet. Er hatte in der Energiekrise europäische Solidarität eingefordert, denn Deutschland ist stark von russischem Gas abhängig. Die Kommissionspläne sind allerdings stark umstritten. Sie stoßen vor allem bei Südländern wie Italien, Spanien, Portugal und Griechenland auf Widerstand. Diplomaten rechnen deshalb mit einer Reihe von Ausnahmen. (dpa/afp/mg)