Der inhaftierte russische Oppositionelle Alexej Nawalny (47) ist tot. Das teilten russische Medien mit. Er war einer größten und schärfsten Putin-Gegner. Sein Tod zeigt, wie riesig die Angst des Kremlchefs sein muss. Ein Kommentar.
Kommentar zum Tod NawalnysDie Angst von Wladimir Putin ist gewaltig: Er kann es nicht ertragen
19 Jahre lang sollte Nawalny in Lagerhaft absitzen. Er war unter anderem wegen „Extremismus“ verurteilt worden. Doch er überlebte nur etwas mehr als drei Jahre in Putins Gefangenschaft.
Details zu Nawalnys Tod wird es vermutlich nie geben – zumindest keine, denen man Glauben schenken kann. Sicher ist aber: Der Tod Nawalnys markiert einen weiteren traurigen und schrecklichen Tiefpunkt in Putins Präsidentschaft. Er zeigt, wie viel Angst Putin vor Demokratie, vor Meinungsvielfalt hat – vor Menschen, die sich gegen ihn stellen.
Bis zum Ende bewies Nawalny Mut
Denn selbst hinter Gittern bewies Nawalny wahnsinnig großen Mut: In seinem Schlusswort vor Gericht erklärte er, Russland dümpele „in einer Pfütze aus Schlamm oder Blut mit gebrochenen Knochen“. Putins Krieg sei der „dümmste und sinnloseste Krieg des 21. Jahrhunderts“.
Früher noch, vor dem Krieg, ist Nawalny öffentlich auf Plätzen aufgetreten, um Putin und seine Regierung zu kritisieren. Und versammelte durchaus auch die Weltpresse für seine Reden. Putin traut sich längst nicht mehr, Kritikerinnen, Kritiker und Oppositionelle zu öffentlich auftreten zu lassen und sie nur als westliche Marionetten zu beschimpfen – er jagt sie jetzt, sperrt sie weg, tötet sie.
Putin hat Angst davor, dass seine Macht bröckelt
Putin kann es nicht mehr ertragen, wenn jemand die Finger in die Wunde legt, die schreckliche Entwicklung in seiner Heimat offen anspricht, für Freiheit und Demokratie wirbt, so wie Nawalny es getan hat. Bis zum Schluss – wenn auch nicht mehr so wortgewaltig wie einst, sondern nur noch über Manuskripte und Dritte.
Putin hat Angst davor, dass sein Russland, das er in den vergangenen Jahren nach seinem Willen umgeformt hat, in Flammen aufgeht. Denn er weiß, dass Worte wie jene von Nawalny Funken schlagen können. Er weiß, dass, auch wenn jemand weit weg gesperrt wird, weit weg irgendwo in Sibirien, diese Worte noch lange Wirkung zeigen können. Und das haben sie: Viele Menschen in Russland sind alles andere als kriegsbegeistert – nur schweigt eine große Mehrheit.
Der Tod von Nawalny ist ein Ausdruck von Putins Angst, dass seine Macht bröckelt. Doch das tut sie längst. Nawalny hat viele Russinnen und Russen inspiriert, und nicht nur dort.