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„Nur vier Tage!“Frauen wenden sich mit drastischer Botschaft an Putin – und riskieren alles

Eine Gruppe russischer Frauen und Mütter fordert Präsident Wladimir Putin in einem Video auf, ihre Ehemänner und Söhne nicht mehr „zur Schlachtbank“ zu schicken.

Eine Gruppe russischer Frauen und Mütter hat Präsident Wladimir Putin in einem Video auf Telegram dazu aufgefordert, ihre Ehemänner und Söhne nicht mehr „zur Schlachtbank“ zu schicken.

Unter extrem hohen Verlusten kämpft sich die russische Armee im Osten der Ukraine Meter für Meter voran. Gleichzeitig wächst der Widerstand gegen Putins Krieg. Nun haben sich russische Ehefrauen und Mütter in einem Video direkt an Putin gewandt.

von Martin Gätke  (mg)

Lange hatte die russische Propaganda es geschafft, dass die „militärische Sonderoperation“, wie der brutale Angriffskrieg verbrämt wird, eher eine Randerscheinung in der Gesellschaft war. Doch das hat sich spätestens seit der ersten Mobilisierungswelle geändert: Viele Männer – Ehemänner, Söhne, Väter – sind über die Landesgrenze ins Exil geflohen, um nicht auch eingezogen zu werden.

Viele Berichte legen nahe: Jene, die an der Front kämpfen müssen, sind meist jung, völlig unzureichend ausgebildet und nicht vorbereitet auf das, was sie erwartet. Die Offiziere treffen oft fragwürdige Entscheidungen, lassen die Soldaten gut befestigte Stellungen stürmen oder verminte Gebiete. Zudem mangelt es an Nahrung, an Logistik, an Nachschub, an medizinischer Versorgung – und immer öfter auch an Disziplin.

Russland: Gruppe von Frauen wendet sich in Video an Putin

Wie viele russische Soldaten genau gefallen sind, lässt sich schwer unabhängig beurteilen: Laut ukrainischem Generalstab sind es zuletzt mehr als 1000 Gefallene pro Tag gewesen. Die Friedhöfe füllen sich. Zwar sind die hohen Verluste in der russischen Öffentlichkeit weiterhin ein Tabu-Thema, nur den Hardlinern ist Kritik gestattet – doch der Protest unter der Oberfläche wächst.

Alles zum Thema Wladimir Putin

Die Behörden und Propaganda-Medien tun alles, um das Sterben für die Russen möglichst im Abstrakten zu lassen. Doch für viele Ehefrauen, Mütter, Töchter, die ihre Männer, Söhne und Väter in einem Krieg verlieren, den sie kaum verstehen, ist der Tod alles andere als abstrakt. Das zeigt sich sehr deutlich in einem Video, das eine Gruppe von Frauen nun öffentlich gemacht hat – und damit eine hohe Gefängnisstrafe riskiert.

In dem Video, das in dem unabhängigen Telegram-Kanal Sota geteilt wurde, stehen zwei Dutzend Frauen und halten ein Schild hoch. „580. Haubitzen-Division“ steht darauf geschrieben. Und ein Datum: 11. März. Ihr Appell an Putin: Ihre Angehörigen sollen nicht länger „zur Schlachtbank“ geschickt werden.

Russland: „Rekruten haben nur vier Tage lang trainiert“

Die Männer sollen nicht länger dazu gezwungen werden, sich den Sturmtruppen ohne angemessene Ausbildung oder Vorräte anzuschließen. Die jungen Rekruten hätten, seitdem sie im September eingezogen worden waren, „nur vier Tage“ lang trainiert – und seien dann an die Front geschickt worden. „Mein Mann befindet sich jetzt auf der Kontaktlinie mit dem Feind“, erklärt eine der Frauen.Nehmen Sie hier an der EXPRESS.de-Umfrage teil:

Sie fährt fort: „Unsere mobilisierten [Männer] werden wie Lämmer zur Schlachtbank geschickt, um befestigte Gebiete zu stürmen – fünf auf einmal gegen 100 schwer bewaffnete feindliche Soldaten.“ Die Forderung an Putin: „Wir bitten Sie, unsere Jungs von der Kontaktlinie zurückzuziehen und diese Artilleristen mit Artillerie und Munition zu versorgen.“

Russland: Zahl der Video-Statements junger Soldaten wächst

Auch in anderen unabhängigen russischen Medien wird über Rekruten berichtet, die sich wehren. Im Exilmedium „Meduza“ machen immer mehr Wehrpflichtige der Militärführung schwere Vorwürfe, auch Rekruten aus Irkutsk: „Das Kommando hat uns direkt gesagt, dass wir entbehrlich seien und dass unsere einzige Chance, je wieder nach Hause zurückzukehren, darin besteht, verletzt zu werden“, wird in dem Bericht zitiert.

Kommandeure der selbsternannten „Volksrepublik Donezk“ selbst hätten mit Maschinengewehren und Schützenpanzern auf jene gefeuert, die sich weigerten, die oftmals fragwürdigen Befehle auszuführen. Mittlerweile sei das Bataillon „fast vollständig zerstört“ worden, täglich erlitten sie schwere Verluste.

Die Zahl der Video-Statements junger Soldaten wächst in den sozialen Medien: Sie sprechen von „Selbstmordkommandos“, völlig zerstörten Regimentern, dass sie selbst nur „Kanonenfutter“ seien. Die Versorgungslage sei sogar so akut, dass die Rekruten vielerorts das Benzin selbst zahlen müssen.