Bei einem Konzert in Moskau hat ein russischer Punk-Musiker auf den Eklat um das Antikriegsbild der 13-jährigen Masha und die Festnahme ihres Vaters aufmerksam gemacht. Er wetterte öffentlich gegen das Putin-Regime.
Musiker wettert in Moskau gegen Putin„Sucht doch bei Google, ihr werdet entsetzt sein!“
Es ist eine mutige Aktion von Alexander Iwanow, dem Sänger der russischen Punk-Gruppe Naiv. Eine, für die er lange ins Gefängnis kommen könnte.
Während eines Konzerts in Moskau trat er mit einem T-Shirt mit dem Schriftzug „Masha Moskalewa“ auf die Bühne vor die Menge und erzählte dem Publikum die Geschichte der 13-Jährigen, deren Vater zu zwei Jahren Straflager verurteilt wurde – wegen eines Antikriegsbildes seiner Tochter. Iwanow wetterte öffentlich gegen Putin und sein Regime und rief: „Nein zum Krieg!“
Russland: Sänger kritisiert offen Putin – „Komme nicht darüber hinweg“
Das kremlkritische Medium „Medizona“ teilte einen Ausschnitt der Szene vom Konzert, das im Moskauer Club „1930“ stattfand, auf Twitter.
Die Band Naiv feierte dort ihr 35-jähriges Bestehen – und Iwanow nutzte die Gelegenheit, um Klartext zu sprechen: „Freunde, ich komme nicht darüber hinweg, ich habe versucht, diesen Fall zu verdrängen – ich weiß nicht, ich konnte es nicht“, erklärte der Sänger dem Publikum. „Aus irgendeinem Grund lässt mich dieser Fall Masha Moskalewa nicht los. Vielleicht, weil meine Tochter genauso alt ist wie sie – sie ist 14, und Mascha ist 13.“
Hier den Ausschnitt auf Twitter ansehen:
Er erklärte weiter: „Freunde, ich möchte euch bitten, diesen Fall zu googeln, herauszufinden, was dort passiert ist, ihr werdet entsetzt darüber sein, was Masha und ihrer Familie wegen eines Bildes, das sie im Kunstunterricht gemalt hat, passiert ist.“
Er forderte das Publikum zu einer eigenständigen Meinung auf, es solle nicht auf die Kreml-Propaganda hören.
Das Publikum begann daraufhin plötzlich zu applaudieren und rief laut: „Scheiß auf den Krieg!“
Russland: Fall von Masha Moskalewa sorgte weltweit für Empörung
Der Fall von Masha Moskalewa und ihrem Vater Alexey Moskaljow sorgte international für Schlagzeilen und Empörung: Weil seine Tochter im Unterricht ein Antikriegsbild gemalt hatte, wurde er zu zwei Jahren Haft in einer Strafkolonie verurteilt.
Das Mädchen zeichnete zwei Menschen, eine Frau und ein Mädchen, die Frau wehrt offenbar mit ihren Händen Raketen ab. Auf eine russische Flagge schrieb das Mädchen „Nein zum Krieg“ und auf eine ukrainische Flagge schrieb sie: „Ruhm der Ukraine“.
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Die Schulleiterin rief die Polizei, der alleinerziehende Vater wurde unter Hausarrest gestellt. Später floh er, wurde im Anschluss aber in Belarus gefasst. Seine Tochter wurde in ein Kinderheim gebracht.
Bei den russischen Behörden ist die Band Naiv bereits bekannt: Mehrere Konzerte wurden abgesagt, die Organisatorinnen und Organisatoren gaben als Grund eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft von Ljubow Surowa, einer Abgeordneten der Staatsduma, an.
In ihrem Telegramm-Kanal bezeichnete Surowa die Arbeit der Musiker als „ideologische Subversion“. Der Sänger, so erklärte sie, unterstütze „offen die Ukraine und spricht sich gegen Russland aus“.