Große Angst vor dem Albtraum-SzenarioSatellitenbilder sorgen für schlimme Befürchtungen

Dieses von Maxar im Dezember veröffentlichte Satellitenbild zeigt Berichten zufolge russische Bodentruppen in der Nähe von Jelnja (Russland) an der Grenze zur Ukraine am 9. November 2021. Die massiven Truppenbewegungen Russlands bereitet dem Westen Sorgen.

Dieses von Maxar im Dezember veröffentlichte Satellitenbild zeigt russische Bodentruppen in der Nähe von Jelnja (Russland) an der Grenze zur Ukraine am 9. November 2021. Darauf zu sehen: Militärfahrzeuge- und ausrüstung. Rund 100.000 Soldaten sollen sich an der Grenze zur Ukraine befinden. Die massiven Truppenbewegungen Russlands bereitet dem Westen seit Monaten Sorgen.

Seit Wochen spitzt sich der Ukraine-Konflikt immer weiter zu. Massive Truppenbewegungen Russlands an der Grenze bereiten dem Westen immer größere Sorgen. Jetzt gibt es eine weitere Warnung seitens der USA in Richtung Kreml.

von Martin Gätke  (mg)

Die Lage bleibt höchst angespannt und das bereits seit Wochen: Im November und Dezember wurden Satellitenbilder öffentlich, die massive Truppenbewegungen in der Nähe der ukrainischen Grenze zeigen.

Was hat Russland mit dieser Drohgebärde vor? Wie wird der Westen, wie wird Deutschland reagieren? Fragen, die die Außenpolitik wohl auch im Jahr 2022 beschäftigen wird.

Satellitenbilder und Aufnahmen aus russischen Social-Media-Accounts dokumentieren den Aufmarsch des russischen Militärs. Wie die „Washington Post“ berichtet, ist der Aufmarsch der Truppen entlang der Grenze zur Ukraine massiv: Rund 100.000 Soldaten sollen sich Berichten zufolge dort befinden.

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Ukraine extrem besorgt über militärische Aktivitäten

Darunter seien besonders große Truppen der 41. Armee, deren Hauptquartier sich eigentlich in Nowosibirsk befindet, also viele tausend Kilometer weiter weg. Nun wurde sie nach Jelnja in der Region Smolensk verlegt, in Grenznähe. Neben der 20. Armee, die ohnehin gefechtsbereit im Nordosten an der ukrainischen Grenze stationiert ist, kommen Einheiten der ersten Gardepanzerarmee, die sich nahe Pogonowo sammelt. Es sind weitreichende Truppenbewegungen, die sich über Monate hinzogen und lange geplant werden mussten. Und zudem für schlimme Befürchtungen sorgen.

Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow zeigte sich sehr besorgt über Russlands militärische Aktivitäten an der Ost-, Nord- und Südgrenze. Auch der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, General Kyrylo Budanow, offenbarte gegenüber der „New York Times“ seine Angst vor dem Albtraum-Szenario: Eine russische Invasion, die mit Luft- und Raketenangriffen beginnen würde, die sich zunächst gegen Munitionsdepots und ukrainische Truppen richtet. Das ukrainische Militär sei dann schnell handlungsunfähig. Eine koordinierte Verteidigung sei nicht mehr möglich.

Ukraine-Konflikt: Was hat Russland vor?

Was hat Russland vor? Der russische EU-Botschafter Wladimir Tschischow versuchte in der „Welt“, die Angst vor einem Einmarsch zu zerstreuen. „Ich kann versichern, dass keine russischen Truppen mit den Vorbereitungen für eine Invasion in die Ukraine beschäftigt sind“, sagte er. Er könne die Sorge um russische Truppenbewegungen nicht verstehen. „Nicht ein einziger russischer Soldat hat sich jenseits der russischen Grenze bewegt.“ Russland verfolge die Politik, russischsprachige Bevölkerungsgruppen in anderen Ländern zu unterstützen. „Aber Russland hat niemals gesagt, dass wir beabsichtigen, dazu militärische Mittel einzusetzen.“

Doch die Sorge bleibt: Seit Monaten werfen die USA und die Nato Russland vor, einen Überfall auf die Ex-Sowjetrepublik zu planen. Die US-Regierung hat für den Fall eines russischen Angriffs auf die Ukraine mit harten Sanktionen gedroht, die mit Verbündeten in Europa koordiniert würden. Zudem soll dann die Präsenz der Nato in ihren östlichen Mitgliedsstaaten ausgebaut werden.

Die Karte zeigt die Ostukraine mit dem von prorussischen Separatisten kontrollierten Gebiet.

Die Karte zeigt die Ostukraine mit dem von prorussischen Separatisten kontrollierten Gebiet (Stand: Dezember 2021). Nach dem Krieg im Osten der Ukraine wurde 2015 eine sogenannte Demarkationslinie vereinbart sowie eine Pufferzone, aus der die Kriegsparteien alle schweren Waffen abziehen sollten.

2014 hatte sich Russland nach einem Umsturz in Kiew die ukrainische Schwarzmeer-Halbinsel Krim einverleibt. Außerdem steht das Land international wegen der Unterstützung der moskautreuen Separatisten in der Ostukraine in der Kritik.

Russland mit Forderungen an die Nato und die Ukraine

Wladimir Putin hat seinerseits wiederholt seine Sorgen darüber ausgedrückt, dass die Nato Mittelstreckenraketen in der Ukraine stationieren könnte, die „in sieben bis zehn Minuten“ Moskau erreichen könnten. Putin fürchtet, dass die Ukraine sich immer weiter dem Westen annähert – und stellte weitreichende Forderungen: Ein Nato-Beitritt soll ausgeschlossen werden, die Stationierung westlicher Waffensysteme verboten. Die Nato solle faktisch zurückgebaut werden, so Putins Forderung an den Westen. Moskau hatte für den Fall einer Ablehnung von Sicherheitsgarantien mit Konsequenzen gedroht.

In der kommenden Woche – am 9. und 10. Januar - sind Gespräche der USA mit Russland in Genf geplant. Zuvor sprach US-Präsident Joe Biden eine weitere Warnung in Richtung Kreml aus: Er hat seinem ukrainischen Kollegen Wolodymyr Selenskyj Unterstützung zugesichert. Biden habe klargemacht, dass die USA und ihre Verbündeten „entschlossen antworten werden, falls Russland weiter in die Ukraine einmarschiert“, teilte das Weiße Haus am Sonntag mit.