Im Kampf um die strategisch wichtige ukrainische Stadt Bachmut im östlichen Gebiet Donezk hat die russische Privatarmee Wagner das Verteidigungsministerium in Moskau zu Hilfe gerufen.
Kampf um BachmutWagner-Chef ruft um Hilfe – und warnt vor „negativen Folgen“ für russische Invasion
Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hat am Montag (20. März 2023) einen Brief an Verteidigungsminister Sergej Schoigu veröffentlicht, in dem er um Verstärkung bittet.
Prigoschin teilte mit, dass die ukrainischen Streitkräfte nach seinen Informationen Ende März, Anfang April eine großflächige Offensive planten. Ziel sei es, die Wagner-Truppen von den russischen Streitkräften abzuschneiden. Schoigu solle dringend die nötigen Schritte einleiten, um das zu verhindern. Andernfalls habe das „negative Folgen“ für die russische Invasion in die Ukraine, warnte Prigoschin.
Ukraine: Zuversicht bleibt, Bachmut verteidigen zu können
„Gegenwärtig kontrollieren die Wagner-Einheiten rund 70 Prozent von Bachmut und setzen ihre Angriffe fort, bis zur vollen Befreiung“, teilte er mit. Er legte demnach seinem Schreiben an Schoigu auch Informationen zur Aufstellung der ukrainischen Streitkräfte bei, die nicht veröffentlicht wurden.
Die Wagner-Truppen sind nach Prigoschins Darstellung bisher die einzigen russischen Einheiten, die in Bachmut kämpfen. Die russische Armee ist demnach an anderen Frontabschnitten im Gebiet Donezk aktiv.
In der Ukraine hingegen herrscht Zuversicht, Bachmut verteidigen zu können. Dort lebten früher 70.000 Einwohner, aktuell harren dort noch Tausende aus. Schon seit zwei Monaten hielten die Streitkräfte den schwersten Attacken des Feindes stand, sagte die stellvertretende Verteidigungsminister Hanna Maljar in Kyjiw.
Viele hätten geglaubt, dass die Verteidigung nicht mehr als eine oder maximal zwei Wochen halte. Die Generäle und Offiziere hätten es nicht nur geschafft, Bachmut zu verteidigen, ihre Reserven seien auch noch nicht ausgeschöpft, meinte sie.
Bachmut ist bereits seit dem Spätsommer umkämpft, seit zwei Monaten haben sich die Kämpfe zur blutigsten Schlacht des seit mehr als einem Jahr dauernden russischen Angriffskriegs entwickelt. Die Stadt ist der Hauptteil der nach der russischen Eroberung von Sjewjerodonezk und Lyssytschansk etablierten Verteidigungslinie zwischen den Städten Siwersk und Bachmut im Donezker Gebiet.
Falls die Stadt fallen sollte, würde sich für die russischen Truppen der Weg zu den Großstädten Slowjansk und Kramatorsk eröffnen. Damit würde eine vollständige Eroberung des Donezker Gebiets näher rücken. (dpa)