Aggro-“Tatort“ mit Tobler und BergGibt es die Schwarzwald-Seilbahn aus dem Krimi wirklich?

Ist es nur die Hitze? Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) haben eine Auseinandersetzung. (Bild: SWR/Benoît Linder)

Ist es nur die Hitze? Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) haben eine Auseinandersetzung. (Bild: SWR/Benoît Linder)

Warum sind die Menschen im „Tatort: Die große Angst“ so aggressiv? Im neuen Fall von Tobler (Eva Löbau) und Berg (Hans-Jochen Wagner) geht es um einen Todesfall in der Seilbahn - und flüchtende Eheleute im Wald. Wo wurde gedreht, wer war das schwangere Panik-Paar und was sollte das Ganze?

Nicht immer bekommt man im Schwarzwald-Krimi mit den Ermittlern Tobler (Eva Löbau) und Berg (Hans-Jochen Wagner) soviel Wald zu sehen wie in der 13. gemeinsamen Folge „Tatort: Die große Angst“. Große Teile der knapp 90 Minuten spielen tatsächlich zwischen Bäumen. Ein nervöses Paar war in den Wald geflohen, nachdem es in einer Gondel zu einer tödlichen Begegnung gekommen war.

Später erfuhr man: Die schwangere Nina (Pina Bergemann) hatte einen Hirntumor, der aggressives Verhalten auslösen könnte. So wurde der Krimi bald zum Film über absurde Bedrohungslagen: Ein Bürger-Mob, die Medien und eine große Polizeieinheit jagten eine hochschwangere Frau. Wer spielte das verzweifelte Täterpaar? Gibt es die Tatort-Seilbahn wirklich? Und was wollte uns der Krimi eigentlich mitteilen?

„Tatort: Die große Angst“: Worum ging es?

Nachdem es in einer Seilbahn zu einer tödlichen Auseinandersetzung gekommen war, flohen Sven (Benjamin Lillie) und seine hochschwangere Frau Nina (Pina Bergemann). Nach kurzem Stopp in der Klinik, wo Nina vom befreundeten Arzt Mesut Erdem (Sahin Eryilmaz) untersucht wurde, setzte sich das Paar in den Wald ab. Dort besaß Dr. Erdem eine verschwiegene Hütte. Die Flüchtenden verliefen sich. Das Gelände war steil, und die Hitze verlangte der angeschlagenen Nina alles ab.

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Als dann noch ein Kind im Wald verschwand, entstand in der Bevölkerung das Gerücht, ein gefährliches Killerpaar sei unterwegs. Der polizeiliche Einsatzleiter (Hadi Khanjanpour) hatte alle Hände voll zu tun, die Suche zu organisieren - und dabei Medienvertreter und einen wütend werdenden Mob aus Anwohnern zufriedenzustellen. Auch Tobler und Berg beteiligten sich an der Suche. Und auch sie gerieten in der Hitze des Gefechts aneinander.

Worum ging es wirklich?

Soviel Aggression und Streit wie im „Tatort: Die große Angst“ kann kein Zufall sein. Das lässt sich auch nicht (nur) auf die Hitze schieben. Es ist ein ungewöhnlicher „Tatort“, den Format-Debütantin Christina Ebelt fürs Schwarzwald-Team geschrieben und inszeniert hat. Ebelt hat sich schon zuvor mit Gewalt beschäftigt.

Mit Jan Bonny schrieb sie das Drehbuch zum mehrfach preisgekrönten Film „Gegenüber“ (2007), in dem Matthias Brandt und Victoria Trauttmansdorff ein Paar spielen, das sich seelisch wie körperlich quält und dem anderen den Garaus machen will. Auch in Ebelts Drehbuch zu „Es ist alles in Ordnung“ (2014) mit Mark Waschke und Silke Bodenbender geht es um den Einbruch häuslicher Gewalt in eine Mittelklasse-Familie.

Waldhütten-Besitzer Dr. Mesut Erdem (Sahin Eryilmaz) ist ein Freund des flüchtigen Paares. Er will Franziska Tobler (Eva Löbau) davon überzeugen, dass die beiden keine bösen Menschen sind. (Bild: SWR/Benoît Linder)

Waldhütten-Besitzer Dr. Mesut Erdem (Sahin Eryilmaz) ist ein Freund des flüchtigen Paares. Er will Franziska Tobler (Eva Löbau) davon überzeugen, dass die beiden keine bösen Menschen sind. (Bild: SWR/Benoît Linder)

Über ihren „Tatort“ sagt die 46-Jährige: „Das Bild der schwangeren Frau, die in unserer Gesellschaft fast heilig erscheint, diente als Ausgangspunkt für eine Geschichte, in der sich die Wahrnehmung ins Gegenteil verkehrt. Durch den Tumor im Kopf wird sie unberechenbar, was einen großen Teil der Spannung erzeugt. Die Idee war, eine Situation zu entwerfen, in der die Angst vor ihr so groß wird, dass Menschen ernsthaft in Erwägung ziehen, auf sie zu schießen.“

Wer spielte das „Killerpaar“?

Nina wird von Pina Bergemann (38) verkörpert. Sie ist gebürtige Stuttgarterin und sammelte dort erste Erfahrungen am Jungen Ensemble Stuttgart (JES). Von 2007 bis 2011 studierte sie Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Es folgte ein sechsjähriges Engagement am Theaterhaus Jena.

Bergemann spielte im Kinofilm „Die Mittagsfrau“ und drehte zuletzt im Herbst 2024 unter der Regie von Ester Amrami die kommende TV-Komödie „Fang mich doch“, wo sie wohl eine Hauptrolle spielt. Pina Bergemann ist selbst Mutter - und verbrachte ihre Elternzeit in New York.

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Ein schon etwas bekannteres Film- und Fernsehgesicht ist Benjamin Lillies, der den werdenden Vater Sven spielt. Der 1985 in Siegburg geborene Lillies ist eine echte Theatergröße. Ausgebildet wurde er von 2008 bis 2012 an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig. Von 2013 bis 2019 war er festes Ensemblemitglied am Deutschen Theater in Berlin, danach wechselte er ans Schauspielhaus Zürich.

2021 erhielt Benjamin Lillies von der Fachzeitschrift „Theater heute“ die begehrte Auszeichnung „Schauspieler des Jahres“. Für seine Filmhauptrolle im TV-Thriller „Dead Man Working“ gewann er 2017 einen Grimme-Preis.

Kann man mit der „Tatort“-Seilbahn fahren?

Grundsätzlich: ja. Bei der Seilbahn aus dem „Tatort: Die große Angst“ handelt es sich um die Schauinslandbahn. Der Schauinsland ist sozusagen der Hausberg der Freiburger. Die Talstation befindet sich in Horben, die Bergstation auf dem Gipfel des Schauinsland. Blöderweise ist die Seilbahn ausgerechnet rund um die „Tatort“-Ausstrahlung vom 10. bis 28. März wegen technischer Wartung außer Betrieb.

Das Café & Restaurant „Die Bergstation“ bleibt während dieser Zeit ebenfalls geschlossen. Voraussichtlich ab Samstag, 29. März, kann man dann wieder mit Deutschlands längster Umlauf-Seilbahn zwischen 9 und 17 Uhr in 20 Minuten vom Tal auf den Berg fahren - oder wieder herunter. Die Berg- und Talfahrt für einen Erwachsenen kostet 15 Euro. Kinder bis 14 Jahre zahlen 10 Euro.

Wie geht es beim Schwarzwald-“Tatort“ weiter?

Die kommende Herbstfolge trägt den Titel „Tatort: Der Reini“ und wurde von Robert Thalheim („Tatort: Goldbach“, Regie) und Bernd Lange (Drehbuch) erschaffen.

Ein Duo, das normalerweise für allerhöchste Qualität steht. Worum geht es? Kommissar Berg erhält auf seinem Hof Besuch von seinem Bruder, der aus der Psychiatrie geflohen ist und mit einer schweigsamen Begleiterin und einem gewaltbereiten Begleiter Unterschlupf bei ihm sucht. Die drei nehmen Berg als Geisel. Der Film soll noch 2025 im Programm auftauchen.

Danach dürfte die Folge „Das jüngste Geißlein“ kommen, gedreht Ende 2024 von Rudi Gaul („Tatort: Ad Acta“). Tobler und Berg ermitteln in einer Art Schauermärchen, das an „Der Wolf und die sieben jungen Geißlein“ erinnert. Im Mai 2025 beginnen Dreharbeiten zu einem weiteren, bislang noch titellosen Schwarzwald-“Tatort“. Auch da stammt das Drehbuch wieder einmal von Bernd Lange (“Das Verschwinden“, „Tatort: Die Blicke der Anderen“). (tsch)