Dass Thilo Mischke für die ARD das Kulturmagazin „ttt“ moderieren soll, löst immer mehr Kritik aus. Ein offener Brief nimmt den Journalisten unter Beschuss. Es geht um Frauenfeindlichkeit und Rassismus.
ARD-Moderator unter BeschussKritik wird immer heftiger: „Bestürzt über diese Entscheidung“
Eine Reihe von Kulturschaffenden spricht sich mit einem offenen Brief gegen ein Engagement von Thilo Mischke als Moderator des ARD-Kulturmagazins „ttt - titel thesen temperamente“ aus.
Zuvor hatten sich Fans der ARD-Sendung über die Entscheidung für Mischke als Moderator erzürnt. Die Kritikerinnen und Kritiker können nicht verstehen, wie Mische eine Plattform im beliebten Kultur-Format eingeräumt werden kann.
Thilo Mischke: Vorwürfe wegen Frauenfeindlichkeit und Rassismus
In dem aktuellen offenen Brief an die Programmverantwortlichen der beteiligten öffentlich-rechtlichen ARD-Häuser heißt es, eine Zusammenarbeit mit Mischke schließe man aus. Man sei „bestürzt über diese Personalentscheidung der ARD, mit der die Kultursendung ttt – titel thesen temperamente nachhaltig beschädigt wird“. Zuerst berichtete der „Tagesspiegel“ über den offenen Brief.
Zu den Unterzeichnern zählen zum Beispiel Alena Schröder, Saša Stanišić, Jan Brandt, Ulrike Draesner, Margarete Stokowski oder Till Raether. Die ARD gab bsiher keinen Kommentar zum Brief ab. Die Unterzeichner des Schreibens, zu denen neben Autoren auch Journalisten und Kulturschaffende zählen, werfen Mischke auch vor, sich nicht kritisch mit seinem früheren Werk auseinandergesetzt und sich nicht ausreichend distanziert zu haben.
Vor Weihnachten hatte die ARD bekanntgemacht, dass Mischke ab Mitte Februar 2025 mit Siham El-Maimouni die Moderation der Sendung übernimmt, die traditionell sonntags am späten Abend im Ersten ausgestrahlt wird. „ttt“ zählt zu den bekanntesten Kultur-Formaten in der ARD. Die Sendung gibt es seit 1967. Zudem starte Mischke einen Kultur-Podcast mit Jule Lobo. Auf Instagram machte Mischke seine neue Aufgabe auch bekannt. Seither hatte er sich dort nicht mehr zu dem Fall geäußert.
Thilo Mischke: Kritik an seinem Buch „In 80 Frauen um die Welt“
An der Personalie Mischke entzündete sich nach der Bekanntgabe in sozialen Medien Kritik, die sich auf die Vergangenheit bezog. Im Gespräch war etwa sein Buch „In 80 Frauen um die Welt“ aus dem Jahr 2010. Unterzeichnerinnen des offenen Briefes sehen in dem Werk viele frauenfeindliche Aspekte.
Mischke selbst verbreitete in seinem eigenen Podcast im Jahr 2019 beispielsweise die These, „die männliche Sexualität“ basiere vielleicht „auf Vergewaltigung“. Das sei etwas „Urmännliches“.
In Mischkes Buch „Die Frau fürs Leben braucht keinen großen Busen“, das 2023 erschienen ist, wimmelt es laut „Feminist Shelf Control“-Podcasterinnen von frauenfeindlichen, rassistischen, ableistischen und homophoben Aussagen.
Die ARD hatte wegen der ersten Kritik-Welle von Fans im Netz betont: „„ttt“ stellt sich gegen jede Form von Sexismus und Rassismus und steht, genauso wie Thilo Mischke, für Meinungsvielfalt und Toleranz.“ Seit der Veröffentlichung habe er sich „intensiv und selbstkritisch mit den Vorwürfen, darin ein sexistisches Frauenbild vermittelt und stellenweise rassistische Sprache benutzt zu haben, auseinandergesetzt“. (dpa/dok)