Eine Ära ging zu Ende – und er soll das TV-Erbe übernehmen: Thilo Mischke soll das Kulturmagazin „ttt – titel, thesen, temperamente“ moderieren. Doch schnell kam Kritik auf – auch der Sender hat reagiert.
Doch kein TV-Job in der ARD?Fans üben scharfe Kritik an Moderator: Sender prüft Zusammenarbeit
Nach 17 Jahren hat Max Moor das letzte Mal am 15. Dezember „ttt – titel, thesen, temperamente“ moderiert.
Vor einigen Wochen wurde bekannt, dass der Moderator die Kultur-Sendung abgibt.
Dann die überraschende Nachricht: Der Journalist und investigative Reporter Thilo Mischke (43), bislang vor allem bei ProSieben zu sehen, soll „ttt“ übernehmen. Dabei wechselt er sich mit Siham El-Maimouni ab, die bereits jetzt zum Moderationsteam der Sendung gehört.
Da Mischke eher der Mann fürs Grobe ist und bislang eben vor allem in investigativen Reportagen zu sehen war, kam die Nachricht, dass er nun Kultur macht, durchaus überraschend. Immerhin hat Mischke auch schon einige Preise für seine Formate bekommen. „Ab jetzt Krieg und Krise und Kultur“, so fasste Mischke selbst es zusammen.
„Kultur ist kein Luxus, sondern unser alltäglicher Begleiter. Umso mehr freue ich mich, ab 2025 Teil der ttt-Familie zu sein und nicht nur in der Sendung am Sonntag, sondern auch in unserem neuen ttt-Podcast über Kulturelles in all seinen Facetten zu sprechen“, wird Mischke zitiert.
„ttt“ nimmt Kritik an Thilo Mischke ernst
Doch es gibt Kritik. Nun hat sich „ttt“ auf Instagram zu Wort gemeldet: Man habe nach der Ankündigung „nicht nur Unterstützung, sondern auch kritische Rückmeldungen“, heißt es dort in einem Statement. Und weiter: „Wir hören euch.“ Man verstehe sich als Marke, „die sich konsequent mit Themen wie Sexismus und toxischer Männlichkeit auseinandersetzt“. Feministische Perspektiven würden die Arbeit prägen. „Diese Werte sind nicht verhandelbar.“ Die Kritik werde daher ernst genommen.
Hier den Post von „ttt“ ansehen:
Doch um welche Kritik geht es? Die Bedenken der Fans beziehen sich vor allem auf Mischkes Buch „In 80 Frauen um die Welt“ (2010 veröffentlicht). Hintergrund des Werks war eine Wette mit Freunden, auf einer Weltreise mit 80 Frauen zu schlafen. Autor und Ich-Erzähler tragen den gleichen Namen, die Schilderungen in dem Buch sind mitunter explizit. Zu dem Zeitpunkt hatte er noch kein Format auf ProSieben.
„Natürlich schafft Thilo die 80 Frauen nicht annähernd, aber das ist am Ende gar nicht mehr schlimm“, heißt es auf dem Umschlagtext. „Denn auf der verrücktesten Reise seines Lebens findet er schließlich – irgendwo zwischen den Fidschi-Inseln und Argentinien – die ganz große Liebe.“
Userinnen und User werfen dem Moderator Sexismus vor. „Hui, am Tag, wo in Frankreich der Pélicot-Prozess endet, bekommt Mr. ‚In 80 Frauen um die Welt‘ 'ne Kultursendung im ÖRR. Traumhaft. Nicht“, schreibt ein User auf dem Instagram-Account von „ttt“. Und bezieht sich auf den Vergewaltigungsprozess um Gisèle Pelicot in Frankreich, bei dem der Hauptangeklagte zu 20 Jahren Haft verurteilt worden war.
„Hallo Thilo, hast du dich eigentlich nochmal kritisch mit deinem Buch ‚In 80 Frauen um die Welt‘ von 2010 auseinandergesetzt? Das wäre doch ein tolles Thema für TTT“, heißt es dort an anderer Stelle.
Der Sender prüfe nun die Vorwürfe, seit Tagen würden intensive Gespräche geführt. „Wir bitten euch an dieser Stelle um eines: Zeit“, heißt es vom Team weiter. „Wir wollen das Thema aufarbeiten und uns gründlich mit den geäußerten Sorgen auseinandersetzen. Wir sitzen das nicht aus.“ Man danke den Fans für die ehrlichen Rückmeldungen. Mischke selbst hat sich zur aktuellen Kritik um seine Person noch nicht zu Wort gemeldet.