Schauspielerin Anouschka Renzi hat mit uns über Auftritte mit ihrer Intimfeindin Désirée Nick, ihre Dschungel-Erfahrungen und Trash-TV, das sie nie machen würde, gesprochen.
„Unter aller Kanone“Was Ex-Dschungelcamperin Anouschka Renzi niemals tun würde
Sie trägt einen großen Namen, ist ein Liebling der Boulevard-Bühnen und sorgt hin und wieder für knallige Schlagzeilen: Anouschka Renzi (59), Tochter des Ex-Promipaares Eva Renzi (1944-2005) und Paul Hubschmidt (1917-2002). Jetzt wird sie im Kölner Theater am Dom gefeiert: In „Das Blaue vom Himmel“ spielt sie die Ehefrau, die gut damit leben kann, dass ihr Mann gern mal auf Seitensprüngen ist.
Im großen Gespräch mit EXPRESS.de gibt sie Auskunft über ihr Leben, über ihre Erfahrungen im RTL-Dschungelcamp und warum sie gerade in Düsseldorf mit Intim-Feindin Désirée Nick (67) gemeinsam auf der Bühne stand.
Anouschka Renzi: „Wenn die Leute lachen, streichelt das meine Seele“
Was hat Sie an der Rolle der Ehefrau, die Kummer hat mit ihrem Mann, gereizt?
Anouschka Renzi: Ich liebe diese französischen Komödien, sie haben diesen leichten, lockeren Humor. „Das Blaue vom Himmel“ ist beste Unterhaltung auf sehr hohem Niveau und kein Stück, das mit psychologischem Tiefsinn oder erhobenen Zeigefinger daherkommt. Es hat auch keine richtige Aussage außer dem Satz „Wer lügt, hat mehr vom Leben“. Entscheidend war auch, dass wir ein gutes Team sind. Und dass Marko Pustisek dabei ist, ein toller Schauspieler, mit dem ich schon ein paar hundertmal „Mondscheintarif“ gespielt habe.
Französische Komödien sind oft sehr männerlastig. Wie ist es hier?
Anouschka Renzi: Das ist nicht viel anders. Ich spiele eine Frau, deren Mann ihr gegenüber nicht ganz ehrlich ist, und der sie hin und wieder betrügt. Aber sie nimmt es in Kauf. Denn sie hat ein schönes Leben durch ihn, die Vorteile überwiegen. Zum Schluss fragt er: „Kannst du mir verzeihen?“ Und dann antwortet sie: „Vielleicht – vielleicht aber auch nicht!“ – und geht als Siegerin raus.
Wir leben in Zeiten, die manchmal sehr dunkel sind. Sind die gut für Komödien?
Anouschka Renzi: Ich glaube, die Leute sind ausgehungert nach Lachen. Bei all den schlimmen Dingen, die auf der Welt passieren, sind sie froh, wenn sie mal zwei Stunden alles vergessen können. Sie wollen ihren Spaß haben. Ich merke das auch auf meinen Tourneen, bei denen wir oft vor 800 oder 900 Leuten spielen und meist ausverkauft sind.
Wenn Leute jeden Tag über Ihre Arbeit lachen – ist das auch gut für Sie?
Anouschka Renzi: Es ist sehr schön, wenn die Leute lachen. Das tut mir gut, das streichelt die Seele.
Anouschka Renzi: So läuft das Arbeiten mit Intimfeindin Désirée Nick
Sie haben jetzt den direkten Vergleich: In Köln oder Düsseldorf – wo ist es leichter, die Leute zum Lachen zu bekommen?
Anouschka Renzi: Also ich finde das Kölner Publikum toll! Sehr lachfreudig und frei, etwas mehr als in Düsseldorf. Mir fällt aber auf, dass die Leute jeden Tag anders lachen. An dem einen Tag gehen sie an Stellen mit, lachen und jubeln, an denen es am nächsten Tag ruhig bleibt. Dafür wird dann an ganz anderen Stellen laut gelacht.
Abwechselnd zu „Das Blaue vom Himmel“ sind Sie in anderen Städten zuletzt in Düsseldorf im Stück „Bette & Joan“ zu sehen. Ihre Bühnenpartnerin ist eine Frau, mit der Sie 20 Jahre lang im heftigsten Streit lagen: Désirée Nick. Wie kommt es, dass Sie jetzt gemeinsam auf der Bühne stehen?
Anouschka Renzi: Ich habe Désirée Nick die letzten 18, 19 Jahre in jeder Hinsicht gemieden. Aber als ich im „Dschungel“ war und danach hat sie mich immer wieder in ihren Podcast eingeladen. Als sie immer weiter insistierte, habe ich eines Tages zugesagt – es sollte eine Art Trauma-Therapie für mich sein. Es war anstrengend, weil ich kaum zu Wort kam, aber es ging. Und dann hatte René Heinersdorff die Idee, ein Stück mit uns zu machen …
Wenn man jeden Abend gemeinsam auf der Bühne steht, kommt man sich da näher?
Anouschka Renzi: Désirée Nick und ich können miteinander arbeiten, werden aber niemals Freundinnen. Wir kommen zur Vorstellung, sagen uns „Guten Tag“, spielen das Stück und gehen wieder.
Wie ist es, wenn man Menschen nicht mag und trotzdem mit Ihnen auf der Bühne arbeiten muss?
Anouschka Renzi: Das zwischen Désirée und mir war schon sehr extrem. Ansonsten musste ich nie mit Menschen spielen, die ich nicht ausstehen konnte. Das ist das Besondere an meinem Beruf: Wir lernen uns kennen, arbeiten eine Zeit lang intensiv miteinander und trennen uns dann wieder. So bleiben die Beziehungen immer an der Oberfläche. Da bilden sich ganz selten echte Freundschaften – was ich manchmal auch bedauere.
Ungewöhnlich war 2022 auch Ihre Entscheidung, mit in den RTL-„Dschungel“ zu gehen. Kurz vorher hatten Sie uns noch gesagt, dass Sie zwar gern Reality-Fernsehen sehen, aber um Gottes Willen nie in den Dschungel gehen würden. Was hatte Sie motiviert, das doch zu tun?
Anouschka Renzi: Ja, stimmt, ich bin vorher 13 Mal angefragt worden, habe 13 Mal abgesagt. Dann kam Corona, ich hatte zwei Jahre nichts verdient. Also machte ich mit. Es war furchtbar.
Waren Sie danach für immer geheilt? Oder hätten Sie gern bei der anstehenden großen Jubiläumsausgabe, beim „Sommer-Dschungelcamp 2024“, mitgemacht?
Anouschka Renzi: Das hätte ich sofort gemacht, da gibt es ja viel Geld für. Ich bin aber nicht angefragt worden. Es gibt allerdings immer noch Sachen, die ich nicht machen würde. Formate, die unter aller Kanone sind, so wie „Das Sommerhaus der Stars“.
Lassen Sie uns noch kurz ins Private wechseln. Der 60. Geburtstag rückt näher. Ein Alter, das ja für Schauspielerinnen beruflich gefährlich werden kann …
Anouschka Renzi: Ja, bei Frauen werden dann die Angebote vor allem im Fernsehen bedeutend seltener, anders als bei Männern, von denen man dann sagt, sie seien interessant geworden. Natürlich gibt es Schauspielerinnen, die es geschafft haben, auch im Alter gute Rollen zu bekommen - aber es sind nicht mehr als eine Handvoll. Ich habe so viele kennengelernt, die in den 80er, 90er Jahren einen Film nach dem anderen gedreht haben, heute aber nichts mehr zu tun haben.
Bei Ihnen ist es anders ...
Anouschka Renzi: Stimmt, ich spiele ja meistens Theater, und da habe ich Gott sei Dank genug zu tun. Nachteil ist, dass man in vielen Stücken jünger sein muss als man ist. Dem richtigen Alter entsprechende Rollen sind sehr selten.
Ist das, was Sie jetzt machen, Ihr Traumberuf oder machen Sie das, weil es der Traumberuf Ihrer Eltern war?
Anouschka Renzi: Ich habe nie den Moment gehabt, in dem ich mich fragte: „So, jetzt bist du erwachsen, was willst du jetzt machen?“ Ich bin in den Beruf reingerutscht und fand ihn schön. Es hat mir Spaß gemacht, es lief lange sehr gut. Ich habe auch viele Jahre mit den tollsten Leuten gearbeitet ...
Sie waren auch im internationalen Film- und TV-Geschäft, doch eines Tages war das vorbei. Wie kam's?
Anouschka Renzi: Ich habe meine Tochter bekommen und bin danach freiwillig ein paar Jahre fast nur zu Hause geblieben. Danach wurde es schwieriger mit dem Beruf. Ich bin nicht von Ehrgeiz zerfressen, kann mich nicht selbst in den Vordergrund spielen, bin nicht der Typ, der auf Partys anderen Leuten um den Bart geht. Es muss auf mich zukommen. Deswegen habe ich irgendwann den Anschluss zu den neuen Machern, die inzwischen das Sagen hatten, verloren. Ich bin nicht ganz so erfolgreich, wie ich es vielleicht hätte sein können, weil ich nicht immer alles auf eine Karte gesetzt habe. Mir waren meine Tochter und mein Privatleben lieber.
Anouschka Renzi: Tochter zweier Schauspiel-Legenden
Anouschka Renzi wurde am 6. August 1964 in Berlin geboren, sie ist die Tochter von Schauspielerin Eva Renzi (1944 2005) und einem Bolivianer. Nach der Heirat ihrer Mutter mit Schauspieler Paul Hubschmid (1917 2002) wurde sie von ihm adoptiert. 1971 nahm sie Schauspielunterricht am Lee Strasberg-Institute in New York.
Von 1985 bis 1988 war sie am Schauspielhaus Hamburg (u. a. Zusammenarbeit mit Peter Zadek), 1991 dann im Theatre de Odeon (Paris), 1992 am Schauspielhaus Zürich. Danach viele Fernsehproduktionen, Kinofilme, Theaterinszenierungen. Von 1995 bis 2000 war sie mit Schauspieler Jochen Horst verheiratet (gemeinsame Tochter Chiara Moon). Von 2002 bis 2016 führte sie eine Ehe mit einem Anwalt. Sie ist jetzt mit dem Theaterschauspieler Marc Zabinski glücklich.