Seit 28 Jahren dabeiWarum „Jo Gerner“ GZSZ zu Beginn „furchtbar“ fand
Köln/Berlin – Er ist der Bösewicht der Nation. Es gibt wohl kaum jemanden, der noch nie von „Dr. Jo Gerner“ gehört hat. Und fast jeder hat den Oberfiesling aus der RTL-Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ schon mal verflucht, wenn er wieder eine seiner hinterhältigen Aktionen plante. Oder schon einmal mit ihm gezittert, als er haarscharf am Tod vorbeischrammte.
Aber „Jo Gerner“ scheint unkaputtbar zu sein. Seit 28 Jahren verkörpert Wolfgang Bahro den Serien-Schurken schon.
Zu seinem 60. Geburtstag bekommt Bahro nicht nur eine eigene TVNOW-Doku, sondern klärt im EXPRESS-Interview auch das Rätsel um Gerners Alter auf und verrät, dass er eigentlich keine Lust auf die Serie hatte.
Sie wurden schon sehr oft gefragt, wie der GZSZ-Ausstieg ablaufen sollte. Aber noch nicht ganz so oft, wann?
Wolfgang Bahro: Weil dieser Zeitpunkt noch nicht feststeht.
Macht man sich denn Gedanken darüber? Sie haben gerade ein Buch geschrieben (Wolfgang Bahro mit Andreas Kurtz: „Immer wieder Gerner“, riva Verlag, 19,99 Euro), dort ist auch die Rede davon, die Rente zu genießen.
Ich habe mir schon Gedanken darüber gemacht, aber ich glaube, solange ich bei Kräften bin, gesundheitlich keine Einschränkungen habe und solange der Zuschauer und Sender mich weiter haben wollen, sehe ich keinen Grund, in Rente zu gehen. Selbst wenn ich mal bei GZSZ aussteigen sollte, wäre das sicher nicht, weil ich in Rente gehe.
Ich habe zuletzt Dieter Hallervorden im Theater gesehen. Wenn ich mit 85 noch so fit bin wie er, werde ich dann auch noch auf der Bühne oder vor der Kamera stehen. Dieter spielt jetzt übrigens richtig schöne Rollen wie „Honig im Kopf“ oder zuletzt im TV „das Ekel“. Darauf spekuliere ich auch. Ich hoffe auch, dass solche Rollen auf mich zukommen werden – entsprechend dem Alter.
Dann aber mehr Kabarett, was Sie auch gerne machen? Jo Gerner ist ja nicht gerade für seinen Humor bekannt…
Bei Dieter war es vom Komiker zum ernsthaften Schauspieler, bei mir dann vielleicht andersherum. Ich liebe ja Komödien! Mal so ne richtig schöne Komödie im Fernsehen oder Kino zu machen – das würde mich wahnsinnig reizen!
Vom Ende zum Anfang – da wollten Sie gar nicht so sehr zu GZSZ?
Am Anfang wurde GZSZ genau wie die Lindenstraße total zerrissen. Ich hatte kurz zuvor einen Sechsteiler fürs ZDF gedreht mit hochkarätigen Schauspielerin. Da dachte ich: Okay, jetzt fängt es langsam an, auch gutes ernsthaftes Fernsehen zu geben. Und dann kam eben die Anfrage von GZSZ.
Ich hatte die ersten Folgen gesehen und fand es genauso furchtbar wie alle anderen. Weil da in erster Linie zwar sehr hübsche, aber unbegabte Menschen mitspielten. Die jungen Leute wurden alle von Models besetzt, aber die konnten keine drei Sätze geradeaus sprechen. Da wollte ich eigentlich nicht mitmachen. Aber meine Agentin hat mich überredet. Sie meinte: ‚Du musst ja da nicht lange bleiben. Mach zwei Monate und dann ist gut.‘ Und aus den zwei Monaten sind jetzt 28 Jahre geworden.
Wie oft haben Sie über Ausstieg nachgedacht in den 28 Jahren?
Nicht so oft. Zwei, drei Mal. Aber nicht, weil ich keine Lust mehr hatte, sondern weil die Geschichten teilweise so blöd waren. Dass ich dachte, das könnte die Figur Jo Gerner kaputt machen. Ich mag ihn aber ja und spiele ihn auch noch immer sehr gerne. Deshalb habe ich gesagt: Bevor ihr die Figur kleinkriegt, gehe ich lieber. Aber ich konnte immer nochmal mit dem Produzenten sprechen und dann wurden die Geschichten geändert.
GZSZ ohne Jo Gerner ist heute kaum noch vorstellbar. Die Zuschauer mögen aber auch Wolfgang Bahro.
Ich fühle mich auch ein bisschen als Volksschauspieler. Jemand, der auf der Straße erkannt wird und den das Volk mag. Und nicht unbedingt die Großen der Branche. Wobei – selbst die kommen nicht an mir vorbei. Jo Gerner hat jeder schon mal irgendwann gesehen.
Erkennt das Volk Jo Gerner oder Wolfgang Bahro?
Gottseidank ist es in den letzten Jahren immer mehr geworden, dass mich die Leute mit richtigem Namen ansprechen.
Wolfgang Bahro wird 60 Jahre alt – wie alt ist eigentlich Jo Gerner?
Das variierte (lacht). Gerner war eigentlich fünf oder sechs Jahre älter als ich. Inzwischen hat man sich aber angepasst und er ist genauso alt wie ich. Jetzt warte ich natürlich auf die Zeit, wenn er wieder jünger wird.
Egal wie alt, die Rolle werden Sie nicht mehr los.
Ich denke auch. Da muss ich mich mit abfinden, dass Jo Gerner die Rolle meines Lebens ist. Aber es hat mir ja Freude gemacht, ihn in wilden Situationen zu erleben und mit den verschiedensten Frauen zu verkuppeln. Es war ein ausgefülltes Leben und ich hoffe, dass ihm noch viele Abenteuer bevorstehen.
Da kann man dann auch immer mal eine andere Frau küssen als zu Hause. Gerner war da ja sehr umtriebig…
Genau (lacht). Jo Gerner ist kein Kostverächter.
Bei welchem Szenario würden Sie aussteigen?
Wenn Gerner lächerlich gemacht würde oder die Figur bewusst so geschrieben wird, dass die Leute ihn nicht mehr sehen wollen. Dann würde ich sagen: nee.
Was würden Sie sich noch für Gerner wünschen?
Ich würde gerne mit ihm ein bisschen mehr reisen (grinst). So ein Special wie im Frühjahr, als unsere vier Damen auf die Kanaren durften. Das ist Jo Gerner nie passiert. Wobei: Er ist zwar in der Sendung gereist. Er hat in Singapur geheiratet – das war aber doch eher in Potsdam (grinst). Und der Flughafen von Singapur war der in Leipzig. Es wäre ganz schön, wenn wir mal eine schöne Auslandsreise zeigen könnten und das nicht unbedingt hier im Spandauer Forst machen müssten.
Am 18. September feiern Sie Ihren 60. Geburtstag. Wie kann man den momentan feiern?
Im ganzen kleinen Kreis. Mit nur ein paar Familienmitgliedern und engsten Freunden. Und natürlich unter den ganzen Auflagen – mit Abstand und Maske. Was ich am meisten bedaure, ist, dass ich niemanden in den Arm nehmen kann. Aber leider leben wir in dieser Corona-Zeit, aber ich hoffe, dass wir möglichst bald wieder zur Normalität zurückkehren können. Dann wird alles nachgeholt – dann knuddel ich sie alle wieder.