Wie viel kosten eigentlich die verschiedenen TV-Angebote der ARD? Der öffentlich-rechtliche Sender macht seine Ausgaben transparent. Ein Betrag dürfte überraschen.
ARD macht Ausgaben transparentTeuerstes Format dient nicht der Bildung
Die ARD legt ihre Ausgaben offen. Online können Neugierige nachsehen, wofür ihr Rundfunkbeitrag ausgegeben wird. Dabei werden die verschiedenen TV-Formate in Rubriken eingeteilt – in „Fiktionale Fernsehfilm-/Spielfilmplätze“, „Unterhaltung und Serie“ oder „Magazine und Reportage-Formate“. Nachrichtensendungen werden separat aufgedröselt.
Die durchschnittliche Summe pro Sendeminute ergibt sich aus den Produktionskosten aller Formate innerhalb einer solchen Rubrik.
Verwendung des Rundfunkbeitrags
Zur Einordnung: Die Höhe des Rundfunkbeitrags beträgt in Deutschland 18,36 Euro pro Monat und Haushalt. Davon entfallen 12,78 Euro auf die ARD, 4,69 Euro gehen an das ZDF und 0,54 Euro werden für das Deutschlandradio berechnet. 0,35 Euro erhalten die Landesmedienanstalten. Die Zahlen beziehen sich auf das abgeschlossene Geschäftsjahr 2022, einzusehen auf der Website der ARD.
Am teuersten sind die ARD-Spielfilme. Dabei liegt der „Tatort“ ganz oben. 2023 wurden durchschnittlich 21.500 Euro (brutto) pro Sendeminute für die Kult-Krimireihe ausgegeben.
Realserien wie „Die Pfefferkörner“ haben durchschnittlichen Minutenpreis von 12.200 Euro
Auch die folgenden Inhalte lässt sich die ARD was kosten: „Hochwertige, attraktive Realserien sind ein Alleinstellungsmerkmal im Familienprogramm“, schreibt der Sender. Dazu gehören beispielsweise die halbstündigen Serien „Tiere bis unters Dach“ und „Die Pfefferkörner“ mit einem durchschnittlichen Minutenpreis von 12.200 Euro.
Zum Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen gehören aber auch Unterhaltungsformate. Die Shows im Ersten am Samstagabend seien eines der letzte großen „Lagerfeuer“ im deutschen Fernsehen, da ist sich der öffentlich-rechtliche Sender sicher.
Egal, ob Spielshow („Klein gegen Groß“), Musik-Event („Die Feste mit Florian Silbereisen“, „Eurovision Song Contest”), Quiz („Wer weiß denn sowas XXL”, „Gefragt-Gejagt XXL“), Comedy-Show („Verstehen Sie Spaß“) oder bunte Wissensvermittlung („Frag doch mal die Maus“). Das lässt sich die ARD ordentlich was kosten: Der durchschnittliche Minutenpreis liegt bei 6.800 Euro brutto.
ARD: Wissensformate deutlich günstiger als Unterhaltung
Deutlich günstiger fallen die Wissensformate aus. In der Sparte „Magazine und Reportage-Formate“ kostet das Wirtschaftsmagazin „Plusminus“ lediglich 1.920 Euro pro Minute. Die Sendung „Echtes Leben“ (sonntags im Ersten) ist ein halbstündiges Reportage-Format der Fachredaktionen für Religion und Gesellschaft in der ARD. Pro Minute kostet das Format durchschnittlich 1.420 Euro.
Tagesschau und Tagesthemen sind die Nachrichtensendungen im Ersten. Erstere sahen im vergangenen Jahr um 20 Uhr durchschnittlich 9459 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer – und das in sechs Dritten Programmen, auf tagesschau24, ARD-alpha, 3sat und Phoenix. Die Tagesschau ist damit die beliebteste und wichtigste Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen. Trotzdem ist sie deutlich kostengünstiger als sämtliche Unterhaltungsformate der ARD.
Denn pro Erstsendeminute kosten Tagesschau und Tagesthemen rund 2.011 Euro. Die Kosten umfassen, so ist es auf der ARD-Website nachzulesen, sämtliche Kosten, die bei ARD-aktuell anfallen sowie die Kosten für die Zulieferungen der anderen Landesrundfunkanstalten, der Auslandsstudios, des ARD-Hauptstadtstudios, des ARD-TV-Leitungsbüros sowie die Kosten von Börse und Wetter. ARD-aktuell produziert allein werktags rund 15 Stunden Live-Programm, davon 2,5 Stunden im Ersten.
Was die Rundfunkreform bedeuten würde
Die Bundesländer wollen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk reformieren und effizientere Strukturen schaffen. Dazu passen die Länder gerade zahlreiche Staatsverträge an, in denen sie festlegen, was ARD, ZDF und Deutschlandradio leisten sollen. Sie legen darin die grobe Struktur der Häuser fest, sie dürfen aber nicht bei redaktionellen Fragen bei Sendungen mitsprechen – das ist verfassungsrechtlich durch die Rundfunkfreiheit geschützt.
Ein vorläufiger Entwurf geht nun in eine Anhörungsphase. Perspektivisch könnte nach Länderangaben die Reform im Sommer 2025 in Kraft treten. Was bedeutet das – Stand jetzt – für die TV-Zuschauerinnen und Zuschauer sowie die Hörerinnen und Hörer der Radioprogramme?
Sparten- und Radiosender sollen reduziert werden
Bei den Haupt-Programmen soll es keine Veränderungen geben. Die Länder beauftragen je ein bundesweites TV-Hauptprogramm bei der ARD – Erstes Deutsches Fernsehen (Das Erste) – und beim ZDF – Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF). Hinzu kommen Regionalfernsehprogramme der ARD-Häuser Bayerischer Rundfunk (BR), Hessischer Rundfunk (HR), Mitteldeutscher Rundfunk (MDR), Norddeutscher Rundfunk (NDR), Radio Bremen (RB), Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB), Südwestrundfunk (SWR), Saarländischer Rundfunk (SR) und Westdeutscher Rundfunk (WDR).
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Spartensender, Radiosender und Angebote für jüngere Menschen sollen jedoch reduziert werden. „Gegenüber dem Status Quo wird die Anzahl jedoch reduziert“, heißt es in Bezug auf letztere. Welche Sender bzw. Angebote genau betroffen sind, ist noch nicht bekannt.
Die Anzahl der regionalen Hörfunkprogramme in der ARD soll von rund 70 Wellen auf 53 reduziert werden, wie die Länder erläutern. Als Grundwert nennen sie die Maximalzahl von vier terrestrisch verbreiteten Programmen je Rundfunkanstalt. Zusätzlich könne das Landesrecht aber die Regel vorsehen, dass ein ARD-Haus ein Hörfunkprogramm pro volle sechs Millionen Einwohnerinnen und Einwohner im Sendegebiet anbietet. (jba, mit dpa)