Natalia Klitschko sprach bei „Markus Lanz“ auf bewegende Weise über die Kyjiwer Helden Vitali und Wladimir Klitschko. Sie teilte die Sorge des ZDF-Moderators über Wladimirs Zustand.
„Markus Lanz“Vitali Klitschkos Ehefrau Natalia mit emotionalem ZDF-Auftritt – Sorge um Wladimir
Sie selbst und ihre drei gemeinsamen Kinder befinden sich in Hamburg. Doch in ihren Gedanken ist Natalia Klitschko bei ihrem Mann Vitali, dem Bürgermeister von Kyjiw. Der organisiert – unterstützt von seinem jüngeren Bruder Wladimir Klitschko – den Widerstand in der ukrainischen Hauptstadt gegen die russische Armee.
„Die sind auf der Frontlinie und kämpfen“, berichtete die 48-Jährige im ZDF-Talk „Markus Lanz“ über die beiden auch in Deutschland sehr populären früheren Profi-Boxer.
Jeden Tag erhalte sie von ihrem Mann eine kurze Botschaft, dass er noch am Leben sei, schilderte die Sängerin dem ZDF-Talker. Auf Telefonate verzichte sie jedoch weitgehend, „die beiden haben viel zu tun“. Wie alle im Ausland lebenden Ukrainerinnen mit Angehörigen im Kriegsgebiet sei sie voller Sorge, „aber alle haben auch Hoffnung“.
Natalia Klitschko: „Sie sind echte Krieger und Kämpfer geworden“
Markus Lanz bekundete: „Ich kenne Wladimir Klitschko ein bisschen, aber ich erkenne ihn kaum wieder. Die Spuren dieses Krieges haben sich ins Gesicht eingegraben.“ Eine Beobachtung, die Natalia Klitschko teilt: „Sie sind echte Krieger und Kämpfer geworden. Man sieht ihnen das Leid, die Trauer, die Wut auch manchmal an. Weil dieser Krieg so ungerecht ist.“
Dass die Brüder ganz oben auf russischen Attentatslisten stehen, sei ihr bewusst. „Das weiß ich ganz genau. Aber sie werden das Land nie verlassen. Sie werden das Land nie zu Russland geben. Sie werden kämpfen.“ Seit 20 Jahren strebe das Land nach Freiheit und Demokratie. Das Motto sei: „Wir werden nie wieder Sklaven sein.“ In der ganzen Ukraine sei dieser positive Patriotismus derzeit mit Händen zu greifen: „Wenn ich meinen Pass anschaue, spüre ich mit jeder Zelle, wie stolz ich bin, Teil dieses großartigen Volks zu sein“, sagte Natalia Klitschko.
„Markus Lanz“: Entsetzen über Deutschlands schwache Reaktion
Eine anders akzentuierte Botschaft hatte die bei „Markus Lanz“ zugeschaltete Journalistin Solomiya Vitvitska für das ZDF-Publikum. Vitvitska, die im täglichen Bomben- und Raketenhagel ihrem Beruf nachgeht, bedankte sich „beim deutschen Volk“, erbat sich aber auch, „ein paar Worte für die deutsche Regierung“ sprechen zu dürfen.
„Wir sind hier in der Ukraine erschüttert und entsetzt, dass Deutschland, das stärkste Land in Europa, so schwach reagiert“, kritisierte die Journalistin. Frauen und Kinder würden von der russischen Armee abgeschlachtet, „und in Deutschland wird diskutiert, geklatscht, gehofft und gebetet. Diese Schwäche ist genau das, was den Krieg erst ermöglicht hat.“ Es sei nun nicht mehr die Zeit für Diskussionen, sondern für Handeln gekommen. „Bitte gebt uns alles, was ihr habt, schickt es schneller! Wir brauchen es heute, nicht morgen.“ Die Ukraine kämpfe stellvertretend für ganz Europa.
Chodorkowski bei „Markus Lanz“: „Putin ist ein Gangster“
Härtere wirtschaftliche Sanktionen und stärkeres militärisches Engagement forderte auch ein weiterer zugeschalteter Gast der „Markus Lanz“-Sendung vom Mittwoch. Michail Chodorkowski, einst einer der reichsten Oligarchen Russlands, heute im Londoner Exil lebender Erzfeind des Kreml-Machthabers, bekräftigte: „Putin ist kein normaler Staatsmann, Putin ist ein Gangster.“ Aus diesem Grund sei es von Grund auf falsch, wie der französische Präsident Macron immer wieder zum Telefonhörer zu greifen und auf Putin einzureden. „Es ist eine Demütigung, und er ergötzt sich daran.“
Effektiver als Verhandlungsversuche sei das Durchsetzen einer Flugverbotszone über dem Gebiet der Ukraine, auch wenn dies die Gefahr einer militärischen Eskalation mit sich bringe, „Alles andere wird von ihm als eine Schwäche interpretiert“, argumentierte Chodorkowski. „Aber wenn man ihm Stärke demonstriert, dann wäre er bereit, an den Verhandlungstisch zu kommen.“
Ein militärischer Erfolg Putins müsse unter allen Umständen verhindert werden: „Wenn er jetzt die Ukraine einnimmt, dann ist sein nächster Schritt unausweichlich das Baltikum oder Polen.“ Der russische Präsident werde nicht einfach aufhören, wenn man ihn nicht stoppe. Die düstere Prognose des Ex-Oligarchen: „Mit Putin wird es wie mit Hitler zu einem Weltkrieg kommen.“ (tsch)