„Du schießt den erst über den Haufen und jetzt streichelst du ihn – das ist für mich eine extremer Widerspruch!“ Martin Rütter konfrontiert in der neuen Folge von „Der Hundepofi unterwegs“ emotional einen Jäger.
Martin RütterHundeprofi legt sich mit Jäger an – „extremer Widerspruch“
Martin Rütter auf besonderer Mission: In der aktuellen Folge von „Der Hundeprofi unterwegs“, die VOX am Samstag (19. November 2022) ausstrahlte, besucht der Hundetrainer Menschen, die Tiere präparieren – und solche, die sich ausgestopfte Vierbeiner nach Hause holen. Rütter will wissen, wie das Handwerk der sogenannten Taxidermie funktioniert und wie Menschen ticken, die ihr geliebtes Haustier nach dem Tod für die Ewigkeit präparieren lassen.
Für Martin Rütter selbst ist das unvorstellbar: „Ich würde das für mich komplett ausschießen, dass ich meinen Hund ausgestopft vorm Kamin stehen hätte. Das würde mich immer wieder neu traurig machen. Ich könnte es gar nicht ertragen“, sagt der Hundeprofi.
„Der Hundepofi unterwegs“: Martin Rütter legt sich mit Trophäen-Jäger an
Für Tierpräparatorin Uschi Hänel ist die Arbeit mit verstorbenen Tieren jedoch Alltag. Sie präpariert von der Hauskatze über den Papagei bis zu Wild alles, was ihr ihre Kunden bringen – so wie der Jäger, der sich von der Expertin den Torso eines Rehbocks hat präparieren lassen. „Das ist mein erstes Stück Wild, was ich erlegen durfte nach Bestehen meines Jagdscheins“, erklärt der Mann stolz. Als er den Rehbock sieht, ist er begeistert: „Wunderschön, super!“, sagt er und streichelt über den Rehbockhals.
Martin Rütter beobachtet die Szene mit skeptischem Blick. „Du gehst jetzt da hin und streichelst den, aber trotzdem schießt du den über den Haufen, das ist doch komisch?“, fragt er den Jäger. Der lässt sich nicht irritieren: „Ich stehe mit einer Ehrfurcht vor ihm! Dieses Stück Wild hat sein Leben für mich gegeben.“ Der Hundeprofi kommentiert sarkastisch: „Ja, aktiv gegeben ja nicht. Du hast es genommen!“
Rütter, der mittlerweile vegan lebt, will nicht falsch verstanden werden, betont er: „Ich finde, jemand, der Fleisch isst, der kann auch Fleisch schießen“. Tierpräparatorin Hänel pflichtet ihm bei: „Wenn alle, die Fleisch essen, ihr Stück schießen müssten, würden weniger Menschen Fleisch essen, und wir hätten nicht die Verhältnisse, wie sie in unseren Tierställen herrschen.“
Doch für Martin Rütter ist die Diskussion noch nicht erledigt: „Ich verstehe das für mich nicht“, sagt er und wendet sich erneut an den Jäger: „Den Nervenkitzel, den du hast, bezahlt der ja mit dem Leben.“ Das sei eben die Grundsatzdiskussion, die ein Jäger zu führen hat, erwidert der Mann. „Wir sind ja auch in der Pflicht, einen Abschuss zu erfüllen. Es ist ja nicht nur ein Hobby. Das hört sich jetzt vielleicht blöd an, aber das gepaart mit dem Nervenkitzel, ist das ein ganz tolles Erlebnis, das sich in diesem Präparat wiederfindet“, macht der Jäger seinen Standpunkt klar.
Den Hundeprofi überzeugt er mit seiner Argumentation nicht: „Für mich bleibt das Ganze ein extremer Widerspruch. Der offensichtliche Sinn für die Schönheit eines Tieres einerseits und die Begeisterung über den Jagderfolg andererseits. Für mich passt das einfach nicht zusammen.“
Mehr Verständnis hat der Hundeprofi für ein Ehepaar, das sowohl ihre zwei verstorbenen Schäferhunde als auch zwei Katzen bei sich im Wohnzimmer stehen hat. „Ich dachte, es wäre schade, so ein Tier einfach so beerdigen und verbrennen zu lassen“, sagt die ehemalige Tierhalterin. Ihr Mann ergänzt: „Es gab schon Sprüche von Leuten, die dachten, das sei komisch. Der coolste war: ‚Du setzt doch deine tote Oma auch nicht neben dich!‘“„Man will nicht loslassen“, sagt seine Frau, „man streichelt sie, wenn man vorbeigeht. Sie sind noch da, auch wenn es nur die Hülle ist.“
Martin Rütter wirkt nach dem Besuch nachdenklich. „Ich gebe zu, ich hatte Vorurteile: Wie schrullig kann man sein? Aber ich finde, jeder sollte doch seinem Haustier auf die Art nachtrauern, wie er es möchte.“ Nur für Jagdtrophäen hat der Hundeprofi weiterhin absolut kein Verständnis. (tsch)