Am ersten Tag von „Das perfekte Dinner“ in Graz sind die Kochkünste von Verena gefragt – die Gastgeberin „beschäftigt sich viel mit Körperflüssigkeiten“. Mit ihrem Menü hat das zum Glück nichts zu tun.
„Das perfekte Dinner“Gastgeberin Verena „beschäftigt sich viel mit Körperflüssigkeiten“
Eine überdimensionale, auf drei Ebenen angesiedelte Altbau-Wohnung mit über vier Meter hohen Decken, Kunstsammlung an den Wänden und nur gelegentlichem Designer-Mobiliar mit sorgfältig arrangierten Accessoires. Drei Wendeltreppen, die an ebenso vielen Küchen auf eine Dachterrasse mit atemberaubendem Ausblick über die Steiermark-Metropole und die benachbarten Berge führen. Ein Ehemann, eine Katze und ein fünf Monate altes Baby.
Doch all dies scheint die durchtrainierte, in perfektem Understatement-Schwarz gekleidete Auftakt-Gastgeberin Verena (39) nicht auszulasten. „Mein Mann hat mich einfach beim ‚Perfekten Dinner‘ angemeldet“, erklärt die PR-Managerin in Elternzeit: „Ich bin zwar seit vier Uhr morgens wach, aber freue mich“, sagt sie mit unübersehbarer Anspannung. Hierauf können sich ihre Gäste freuen:
- Vorspeise: Getrüffelter Maroni-Cappuccino mit Wildpralinen
- Hauptspeise: Kalbsbackerl auf Erbsenpüree, dazu Pilze und Portweinjus
- Nachspeise: Schoko trifft Birnen
„Diese Herdplatte ist verflucht“
Doch nicht nur ihr Schlafmangel beschäftigt Verena, sondern durchaus auch Bedenken hinsichtlich der Gäste: „Vielleicht sind da komische Menschen dabei, die zum Beispiel keine Schokolade mögen.“
Sie selbst sei nämlich „nicht so der Fleischtiger, sondern eher eine Süße“. Anzusehen ist es ihr nicht, und auch Gast Christoph (37), in seiner Freizeit als Drag Queen unterwegs, ruft bei ihrem Anblick begeistert: „Du hast bestimmt einen Personal Trainer“.
Gar nicht, sagt die stilbewusste Verena und widmet sich weiter ihrem, wie sie es nennt, „Endgegner“. Der hat eigentlich eine zarte Form: Kalbsbackerl in Rotwein, Gemüsebrühe, Kalbsfond und einreduziertem Portwein mit Brombeergelee. Gekonnt lässt sie das Arrangement stundenlang schmoren.
Nur als die Mischung für das Erbsenpüree dramatische Anzeichen zum Überkochen zeigt, erhält das Küchenstudio-Ambiente (selbst der Stabmixer ist ein Designobjekt) Risse. „Diese Herdplatte ist verflucht“, glaubt Verena, die nebenbei als Handmodel arbeitet.
Körper- und andere Flüssigkeiten
Ihre Begeisterung für alles Kulinarische kommt nicht von ungefähr. Vor ihrer Zeit als PR-Managerin arbeitete sie für ein Gourmet-Magazin: „Ich habe viele Haubenköche interviewt und mir Tricks von ihnen abgeschaut.“
Vielleicht sogar für exquisiten Babybrei? Den Aggregatzustand kennt sie jedenfalls gut: „Mutter sein ist herrlich“, sagt sie nicht ohne Selbstironie: „Man beschäftigt sich viel mit Körperflüssigkeiten, nicht mehr mit Projekten.“
Ihre Gäste kann sie jedenfalls nicht nur mit Champagner auf der nächtlichen Dachterrasse begeistern. Da schwärmt Tagesmutter Bella (62) vom Blick auf Graz als Stadt „mit viel historischer Geschichte“ und versucht Christoph augenzwinkernd mit dem verheirateten Niclas (35) anzubandeln („Do you want to be my future husband?“).
Auf den Gaumen der bunten Runde geht es eher solide zu: Verenas Pralinen aus Reh-Hack an Maroni-Schäumchen, der final alle überzeugende Kalbsbackerl-„Endgegner“ und die Schokokuchen-Birneneis-Komposition als Dessert bringen ihr 29 Punkte. Etwas mehr Exotik verspricht Unternehmerin Lisa (32): „Für mein Dinner braucht man etwas Mut.“ Was sie beruflich mache? „Ich habe eine Insektenzucht-Farm.“ (tsch)