Gestapelt, gefüllt und fermentiert: An Tag 1 von „Das perfekte Dinner“ (VOX) in Erfurt darf sich der Kohlrabi ungeahnt prächtig entfalten. Zum Auftakt widmet Max der unscheinbaren Knolle alle drei Menügänge und erstaunt damit nicht nur Gast Ben: „Dafür, dass es Kohl ist, ist es kein schweres Ding.“
„Das perfekte Dinner“Vegetarischer Gastgeber serviert verfaulten Kohlrabi als Dessert
„Kohlrabi ist super, kann man immer essen“, lautet Resis Überzeugung. Für die 34-jährige Erfurterin ist auch klar, wer sie hauptsächlich zubereitet: „Hat was Rustikales – Kohlrabi ist für mich ein Mann.“ Damit liegt sie am ersten Dinnerabend in Erfurt richtig.
Auftakt-Gastgeber Max (31) ernährt sich seit fünf Jahren vegetarisch („Auch als Genussmensch vermisse ich da gar nichts“) und läuft beim Veredeln der schlichten weißen Knolle zu Hochform auf. Gleich dreimal baut er sie in sein Menü ein – und bedient sich dabei unter anderem „Shio-Koji-Paste“ und „lebender Bakterien“.
„Kontrolliertes Verfaulen von Lebensmitteln“
- Vorspeise: Kohlrabi gestapelt - Linsen, Kefir, Basilikum
- Hauptspeise: Kohlrabi gefüllt - Pilz, Kartoffel, Miso
- Nachspeise: Kohlrabi fermentiert - Apfel, Müsli, Joghurt
Ben (33) steht der knolligen Dominanz entspannt gegenüber: „Kohlrabi ist ein guter Allrounder.“ Sorgen macht ihm eher leuchtendes Grün: „Beim Basilikum muss man aufpassen, dass er nicht zu dominant wird.“ Doch bereits bei der Vorspeise – fermentierte Kohlrabi-Taler mit Kefir, Shiro Miso und Basilikumöl – stellt er angetan fest: „Fermentieren ist eine gute Sache, einfach das kontrollierte Verfaulen von Lebensmitteln.“ Funktioniert auch bei Max' Kohlrabi-Kreation: „Dafür, dass es Kohl ist, ist es kein schweres Ding.“
Da kann Max erleichtert aufatmen. Vom Typ her sei er ohnehin ein „grundoptimistischer Mensch“ – manchmal jedoch auch „leicht durch den Wind“. Der sympathische Geschäftsführer eines Sanitätshauses und Mitglied des Erfurter Tennis-Teams „Backhand Bandits“ experimentiert gerne mit Texturen.
Für seine Tortellini nutzt er hauchdünne Kohlrabischeiben als Teigersatz, und mit Champignonfüllung und Jus überzeugt er auch die Fleisch-Fans Resi und Daniel (34) sowie Denise (30). „Schmeckt irgendwie nach Hähnchen“, zeigt sich die Pilzverächterin begeistert. „Umami halt“, so der überzeugte, aber keinesfalls missionarische Vegetarier Max.
Beim Dessert – Kohlrabi-Birnen-Ferment auf Müsli-Törtchen mit Apfeleis – herrscht zunächst nachdenkliches Schweigen. „Gleich lege ich Simon & Garfunkel mit ‚Sounds of Silence‘ auf“, zeigt sich der Gastgeber entspannt. „Spannendes Geschmackserlebnis“, versucht Resi das Ereignis in Worte zu fassen.
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Denise fasst zusammen: „Man wird ganz schön satt.“ Spürbar ist, dass Max' Kreationen interessierten, aber nur bei Resi („Fast das perfekte Dinner“) das kulinarische Herz berührten. 30 Punkte zum Auftakt – und womöglich eine Renaissance des guten alten, kontrolliert verfaulten Kohlrabi. (tsch)