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„Lieber verblödet sie“Precht richtet über Generation Z – und zieht pikanten Vergleich

Was bewegt die Generation Z? Richard David Precht (links) und Markus Lanz glauben es zu wissen. (Bild: ZDF / Christian Bruch)

Was bewegt die Generation Z? Richard David Precht (links) und Markus Lanz glauben es zu wissen. (Bild: ZDF / Christian Bruch)

Einen 55-Jährigen und einen 59-Jährigen die Nöte der Generation Z erörtern zu lassen, ist ein kühner Versuch. Der Podcast „Lanz & Precht“ tut es trotzdem. Während Richard David Precht sich in seine Jugend zurückversetzt, wird Markus Lanz einzig beim Thema Erb-Ungerechtigkeit meinungsstark.

In Berlin einen Kaffee zu kaufen, kann ganz schön anstrengend sein. Besonders, wenn man Richard David Precht heißt und es mit „der Wohlstandsjugend“ im hippen Coffeeshop zu tun bekommt. „Alle wirkten so, als wären sie nicht zum Arbeiten da. Vier Leute, die mit Selbstverwirklichung beschäftigt sind - dabei soll nur ein Cappuccino dabei rauskommen“, schildert der TV-Philosoph in der neuen Podcastfolge von „Lanz & Precht“ seine zwölfminütige Odyssee zum energetisierenden Heißgetränk.

Die heitere Precht'sche Anekdote aber bildet nur die Ouvertüre zu einer recht schwarzmalerischen Folge unter dem Titel „Generation Z: Grund genug für eine Revolution?“, in der sich die Podcaster bemüßigen, die Sorgen, Nöte und Probleme der Generation ihrer Kinder zu erklären.

Nackte Frauen als 13-Jährige? Precht zieht gewagten Vergleich

Kürzlich habe ihn die Erkenntnis „in den Grundfesten erschüttert“, so Lanz, dass er den „Kontakt zu DEN jungen Leuten“ verliere. Dem will Precht nur teilweise recht geben: „Wir verlieren sie auf der menschlich-psychologischen Ebene weniger als die eine Generation zuvor, aber wir hinterlassen ihnen auch unlösbare Probleme wie nie eine Generation zuvor.“

Alles zum Thema Markus Lanz

Einig sind sich Markus Lanz und Richard David Precht dagegen, als sie der jungen Generation einer Überbehütung in der realen und eine Unterbehütung in der virtuellen Welt attestieren. „Die Digital Natives werden obdachlos in ihrer Lebensrealität“, schlägt Precht Alarm ob der fehlenden Kontrolle in virtuellen Sphären - und greift zu einem markigen Vergleich: „Ein 13-Jähriger kann mit Knopfdruck mehr nackte Frauen sehen, als mein Großvater in seinem ganzen Leben sich hätte erträumen können.“

Derlei Reizüberflutung habe es in seiner Jugend ohne Internet, Smartphone und soziale Medien schlichtweg nicht gegeben. „Ich habe auf langweiligen Hinterhöfen versucht, gelangweilte Mädchen von mir zu überzeugen“, erinnert sich der 59-Jährige. „Wir sind mit den Fahrrädern rausgefahren, in der Hoffnung, dass irgendwo das Leben ausbricht.“ Die Fantasie, die seine Generation damals habe aufbringen müssen, um Langeweile zu verdrängen, habe die Kreativität entfesselt, an der es der heutigen Jugend fehle: „Heute werden alle Wünsche erfüllt.“

Precht bilanziert über geplantes Rentenpaket: „Wir täuschen die Generation Z“

Glücklicher scheinen junge Menschen heute trotzdem nicht zu sein, lenkt Markus Lanz die Diskussion anschließend auf die Vielzahl von Jugendlichen mit psychischen Krankheiten. Social-Media-Plattformen seien „zum Produkt gewordene Lügen“, argumentiert der Moderator. Precht schlägt in eine ähnliche Kerbe und macht den - in seinen Augen aber ausweglosen - Smartphone-Konsum in frühem Jugendalter verantwortlich. „Lieber verblödet sie mit den anderen, als dass sie zur totalen Außenseiterin wird“, formuliert er plakativ über eine imaginäre Tochter.

Hinsichtlich psychischer Probleme wirft Lanz dann die Frage auf: „Wo verläuft die rote Linie zwischen einem unangenehmen Gefühl und einer echten, psychiatrischen Diagnose?“ Sein Gesprächspartner beklagt den inflationären Gebrauch des Begriffs, wenngleich er konstatiert: „Ich glaube, dass die Anzahl der jungen Menschen, die mit ihrem Leben überfordert sind, massiv zugenommen hat.“ Gründe seien die unsichere weltpolitische Lage und das komplexere Leben.

Dazu gehöre auch die in Prechts Augen „verminte Rentendiskussion“. Lanz sieht das ähnlich. Das von der SPD anvisierte neue Rentenpaket sei nichts mehr als ein „allgemeines Geschenk, um sich beim Wähler beliebt zu machen“ - vor allem bei der Boomer-Generation. Offensichtliche Demografieprobleme aber könne es nicht lösen. „Wir trauen ihnen die Wahrheit nicht zu, um sie nicht unzufrieden zu machen. Wir täuschen sie“, fasst Precht bitter zusammen.

Richard David Precht: „Die Boomer sind ein so schlechtes Feindbild“

Zusätzlich berge das zunehmende Gefälle zwischen Nicht-Erben und Erben „gigantischen sozialen Sprengstoff“, befürchtet Richard David Precht. Dieses Thema bringt auch Lanz, der sonst viel Zeit darauf verwendet, Wissenschaftler zu zitieren, auf Touren. „Die Idee zu erben, ist etwas, was mit meinem Bild von Menschen überhaupt nicht kompatibel ist“, erzürnt er sich und malt sich den Alltag eines Milliardenerbes ohne Lebensaufgabe als „grauenvoll einfältiges, furchtbares Leben“ aus. Schließlich brauche jeder junge Mensch eine Aufgabe, in der er aufgehe: „Ohne das wäre ich zugrunde gegangen.“

Renten-Perspektivlosigkeit hin, virtuelle Überforderung her: Die im Podcast-Titel aufgeworfene Revolution trauen Lanz und Precht der Generation Z nicht zu. „Sie empfinden keine große Wut auf uns. Sie sind ja nicht so erzogen, wir sind ihre besten Freunde“, bezeichnet Precht die meisten Boomer als „zu nett“. Anders als in seiner Jugend gebe es die „Meckeropas auf den Hinterhöfen“ heute nicht mehr: „Was soll denn die junge Generation von heute gegen unsere Generation fundamental entgegenhalten? Die Boomer sind ein so schlechtes Feindbild.“ (tsch)