Serkan Kaya ist der neue Kommissar bei RTL. Mit EXPRESS.de sprach er über seine Leverkusener Wurzeln, seine neue Serie, seine Zeiten im Kölner Musical Dome – und was er vom 1. FC Köln hält.
Noch eine Krimi-Reihe im TV?Kommissar erklärt die Besonderheit von neuer RTL-Serie
Er war schon Freddie Mercury und Udo Lindenberg. Hat für die kölsche Klüngel-Komödie „König von Köln“ den heißbegehrten Grimme-Preis erhalten: Serkan Kaya (46), Leverkusener Schauspieler, der im himmelblauen Kölner Musical Dome seine Karriere startete. Vor 20 Jahren beendete er sein Studium mit einem Doppel-Diplom.
Ab dem 13. Februar 2024 tritt er in der neuen RTL-Reihe „Die Neue und der Bulle“ als ruppiger Polizist seinen Dienst in Duisburg an (mit der wunderbaren Caroline Peters, 52) – schöne Gründe für ein langes Interview mit EXPRESS.de.
Serkan Kaya: Der neue Kommissar bei RTL
Wir haben im TV ungezählte Krimi-Reihen, und jetzt legen Sie mit „Die Neue und der Bulle“ noch eine drauf. Was ist für Sie das Besondere daran?
Serkan Kaya: Das Gefühl, das das Gucken der Reihe bei mir auslöst. Das ähnelt dem, was ich habe, wenn ich die Titelmelodie des Eurovision Song Contest oder von „Wetten dass..?“ höre. Und das heißt für mich: Jogginghose an, Chipstüte auf, ab auf die Couch, wo es dann heimelig und kuschelig wird.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Rolle des Bullen Oliver Dierks?
Serkan Kaya: Oliver ist ein ruppiger Typ, der sich die Menschen durch Unfreundlichkeit vom Leib hält. Ich habe lange gebraucht, um herauszufinden, warum er so ist, wie er ist. Klar wurde mir das erst, als ich mich mit echten Polizisten getroffen und mit ihnen gesprochen habe. Da erfuhr ich, dass es bei ihnen kaum einen gibt, der nicht selbst schlimme Sachen gesehen oder sogar erlebt hat. Und wenn man das durchgemacht hat, zieht man sich schon mal eine Rüstung über, um nicht alles an sich rankommen und sich weiter verletzen zu lassen.
„Die Neue und der Bulle“ spielt in Duisburg – da gab es den legendären Bullen Schimanski. Gibts Ähnlichkeiten zwischen den beiden?
Serkan Kaya: Niemals würde ich mir anmaßen, uns mit Schimanski zu vergleichen. Schimanski ist legendär, Legenden sollte man nicht kopieren – aber man darf sich inspirieren lassen!
Mit dieser Reihe könnten Sie „20 Jahre Diplom-Schauspieler“ feiern. Welcher Film war besonders wichtig für Ihre Karriere?
Serkan Kaya: Das ist schwierig zu beantworten. Alle Filme, die ich gemacht habe, haben eine große Bedeutung für mich. Womöglich haben „Andere Eltern“ und „Der König von Köln“ mir besonders viele Türen geöffnet. Der Grimme-Preis, ich denke, dass es dadurch zu besonderer Aufmerksamkeit in der Filmbranche kam.
Sie stammen aus einer türkischen Familie, die in den 60er Jahren nach Leverkusen gekommen ist. War Ihr Wunsch, Schauspieler zu werden, ungewöhnlich?
Serkan Kaya: Das war er auf jeden Fall. Doch dieser Wunsch kam sehr, sehr früh, schon mit sieben, als ich das erste Mal im Theater war. Ich habe Michel aus Lönneberga gesehen und war so fasziniert von dem, was auf der Bühne passierte, dass ich mich sofort hingezogen fühlte. Vielleicht spielte es da auch eine Rolle, dass ich das Dritte von drei Kindern war – da musste ich was finden, mit dem ich von meinen Eltern oder Geschwistern nicht kritisiert oder belächelt werden konnte.
Wann haben Sie den ersten Beifall für sich erlebt?
Serkan Kaya: Kurz danach, bei einem Weihnachtsmärchen in der Schule. Ich hatte die Hauptrolle bekommen, zu der mich meine Klassenlehrerin, Frau Mais, verdonnert hatte: „Serkan, du spielst den Nikolaus!“ Damit wurde sie zum Auslöser für meine Karriere. Danke, liebe Frau Mais, dass Sie das gemacht haben!
Was haben Ihre Eltern gesagt, als Sie merkten, dass es mit der Schauspielerei ernst meinten?
Serkan Kaya: Als Jüngster bin ich damals immer etwas unter ihrem Radar geflogen. Erst als ich nach dem Abi die Folkwang-Schule in Essen besuchen konnte, haben sie genauer hingeschaut. Und als ich dann drei Jahre später meine ersten Jobs hatte und erstes Geld verdiente, wurde ihnen wirklich klar, dass ich es wirklich ernst gemeint hatte.
Wäre ein anderer Name Karriere-dienlicher gewesen?
Serkan Kaya: Das mag sein. Als ich mit dem Studium begann, war es noch nicht selbstverständlich, dass eine Person Karriere macht, die so aussah wie ich, mit einem Namen, der nicht deutsch klingt. Das habe ich nie als Entschuldigung für mich gesehen. Ich habe hart gelernt, gearbeitet. Ich war der erste Student der Folkwang-Schule, der zwei Studiengänge parallel studiert und abgeschlossen hat, Schauspiel und Musical.
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Eine wichtige berufliche Station für Sie war Köln. Ehe Sie eine Hauptrolle im Film „König von Köln“ bekamen, wurden Sie hier zu einem Musical-Star, begeisterten in den Hauptrollen von „We will rock you“ und Monty Pythons „Spamalot“ ...
Serkan Kaya: Ja, Köln war ein sehr gutes Pflaster für mich und meine Karriere. Ich hab hier auch mal gewohnt, am Gereonswall. Eine tolle Zeit, hat sehr viel Spaß gemacht. Aber ich möchte die Stadt gar nicht so sehr hervorheben. Ich habe auch schon in Essen, Wien, Zürich, Berlin und jetzt Düsseldorf gelebt und gearbeitet. Und überall fühlte ich mich gut aufgehoben. Wir alle haben ja mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede.
Was sind Ihre schönsten Musical-Erinnerungen?
Serkan Kaya: Dass ich mit vielen tollen Leuten zusammenarbeiten konnte. Für das Queen-Musical „We Will Rock You“ habe ich mich mit Roger Taylor und Brian May getroffen, mit ihnen ausführlich über Freddie Mercury gesprochen. Einige Zeit später hatte ich fünf Jahre lang in Berlin die Hauptrolle in „Hinterm Horizont“…
... das war das überaus erfolgreiche Udo-Lindenberg-Musical …
Serkan Kaya: … und das war ein ganz besonderes Erlebnis. Udo, unser Regisseur, und ich haben lange an meiner Bühnen-Figur gearbeitet, das hat viel Spaß gemacht und sich auch gelohnt. Es war allerdings mein letztes Musical, dann hat das Sprechtheater gerufen. Und jetzt konzentriere ich mich auf Film und Fernsehen.
Sie leben jetzt in Düsseldorf, spielen dort am Schauspielhaus – aber wäre Berlin für eine TV- und Kino-Karriere nicht besser?
Serkan Kaya: Nein, dazu bin ich viel zu sehr Rheinländer. Ich kenne Berlin, habe da für „Hinterm Horizont“ gewohnt, doch so richtig nahe kamen wir uns nicht – Berlin und ich.
Serkan Kaya: Bin im Herzen Leverkusener – aber der Effzeh darf nicht absteigen
Woran lag das?
Serkan Kaya: Beispiel: Wenn ich in einen Aufzug steige, sage ich gern „Hallo!“ zu den anderen, finde es schön, wenn die mit „Hallo!“ antworten. Passiert in Berlin recht selten. Wir Rheinländer sind da doch anders – wir gehen gleich zum kleinen Plausch über, und wenn der Aufzug hält und wir aussteigen, verabschieden wir uns als die besten Freunde. So etwas gefällt mir besser.
Die letzte Frage an Sie als überzeugten Rheinländer und Fußball-Fan: Was ist für Sie in dieser Saison am wichtigsten: Dass Bayer Leverkusen Deutscher Meister wird? Dass Köln nicht absteigt? Oder dass Düsseldorf aufsteigt?
Serkan Kaya: Ich bin in Leverkusen geboren und aufgewachsen, bin im Herzen Leverkusener geblieben! Da drücke ich natürlich vor allem Bayer die Daumen. Aber natürlich darf der Effzeh nicht absteigen! Auf keinen Fall! Und Düsseldorf muss aufsteigen! Unbedingt! Wenn alles so kommt, sind alle bestens bedient! So soll es sein!
Serkan Kaya: Musicalstar, Schauspieler – und 'ne Band hat er auch noch
Serkan Kaya (geboren am 24. Juli 1977 in Leverkusen) absolvierte von 2000 bis 2004 ein Schauspiel- und Musical-Studium an der Folkwang-Hochschule in Essen. Erste Schauspieler-Engagements beim Shakespeare-Festival Neuss und bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen. Ab 2002 dann große Musical-Rollen u.a. „Miami Nights“ (Düsseldorf), „Jesus Christ Superstar“ (Passau), „We Will Rock You“ (Köln), „Elisabeth“ (Wien), Spamalot“ (Köln) und „Evita“ (Dortmund). 2011 bis 2016 dann beim Udo-Lindenberg-Musical „Hinterm Horizont“ in Berlin dabei.
2014 machte er die TV-Sketch-Comedy „Einfach unzertrennlich“ (30 Folgen). 2019 folgte „Der König von Köln“. 2021 gab es für ihn den Deutschen Schauspielpreis für „KBV – Keine besonderen Vorkommnisse“. Zurzeit am Düsseldorfer Schauspielhaus in „Identitti“ von Mithu Sanyal (wieder am 17. März) zu sehen. Er ist mit einer Lehrerin verheiratet, die beiden haben drei Kinder (6, 7 und 14). Die Familie lebt in Düsseldorf. Mit seiner Band Estonia Fantasies trat er bei den Leverkusener Jazztagen auf und produzierte eine CD.