Nach der Drohung von Donald Trump, Grönland zu annektieren, plädierte Grünen-Chef Felix Banaszak für mehr deutsche Unabhängigkeit im Energiesektor. Dabei geriet er jedoch nicht nur mit dem ZDF-Moderator, sondern auch mit Ökonomin Veronika Grimm aneinander.
„Markus Lanz“Auf Nachfrage von Lanz reagiert Grünen-Politiker plötzlich genervt: „Liefere ich Ihnen nicht!“
Mit seinen teils skandalösen Aussagen sorgte der wiedergewählte US-Präsident Donald Trump immer wieder für Wirbel. Noch vor seinem Amtsantritt am 20. Januar deutete Trump plötzlich in einer Pressekonferenz an, Grönland und den Panamakanal annektieren zu wollen.
Eine leere Drohung oder ein konkreter Plan? Bei „Markus Lanz“ zeigte sich der aus Florida zugeschaltete ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen skeptisch und sagte: „Hier droht der größte NATO-Partner damit, dass er das Territorium eines anderen NATO-Partners möglicherweise angreifen könnte.“
„Teil der Trumpschen Strategie“
Trump sei zwar laut Theveßen „sehr geschickt darin“, seine genauen Pläne „nicht offen“ auszusprechen, doch er habe klar gesagt, dass er es nicht ausschließe, dass man in Bezug auf Grönland etwas „tun muss“.
Die schwammigen Aussagen seien laut Theveßen ein bewusster „Teil der Trumpschen Strategie“, denn: „Es geht offenbar darum, das System so richtig schön in Aufregung zu versetzen.“ Dennoch warnte der Korrespondent, dass hinter den Drohungen nicht nur heiße Luft stecken könne: „Man muss das alles schon mit großer Sorge beobachten.“
Dem stimmte auch Journalist Johannes Hano zu, der ergänzte: „Donald Trump hat immer seine Verachtung für die Vereinten Nationen und für das Völkerrecht deutlich gemacht. (...) Mit Völkerrecht braucht man Donald Trump nicht zu kommen. Das interessiert ihn überhaupt nicht.“
Wolfram Weimer: „Das ist katastrophal und Europa muss darauf reagieren“
Laut des Korrespondenten seien Trumps Drohungen eine „Machtfrage“, denn: „Grönland hat sehr viele Rohstoffe.“ Grund genug für Lanz, nachzuhaken, ob Trumps Grönland-Pläne eventuell auch Chinas Xi Jinping in Bezug auf Taiwan ermutigen könnten.
Johannes Hano nickte vielsagend: „Die alte Weltordnung ist passé. (...) Im Moment ist die Welt dabei, sich neu zurechtzurütteln.“ Der Journalist machte weiter deutlich, dass sich Europa nun klarmachen müsse, „wie wir uns geopolitisch aufstellen. (...) Das wird glaube ich für Europa sehr, sehr schwer“.
Eine Befürchtung, die auch Publizist Wolfram Weimer teilte. In Bezug auf Trumps Grönland-Drohung sagte er: „Wir haben es hier mit einer historischen Zäsur zu tun. (...) Das ist katastrophal und Europa muss darauf reagieren.“ Der Publizist ergänzte, dass Europa noch vor Trumps Amtsantritt „demonstrativ Einigkeit zeigen“ und „weltpolitikfähig werden“ müsse.
Der Forderung konnte auch der neue Grünen-Chef Felix Banaszak so zustimmen. Er erklärte im Gespräch mit Lanz: „Die zentrale Aufgabe wird sein, dass Deutschland sich als zentralen Akteur in Europa begreift. (...) Die Antwort auf 'America First' ist ja nicht 'Germany First', sondern 'Europe United'.“ Hinzukomme laut Banaszak, dass sich Deutschland weniger abhängig von ausländischen Rohstoffen – darunter russisches Gas – machen müsse.
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Lanz nahm dies zum Anlass, die Wirtschafts- und Energiepläne der Grünen zu thematisieren und fragte, ob Banaszak notfalls auch für Fracking in Deutschland offen wäre. Eine spitze Frage, auf die der Grünen-Politiker genervt antwortete: „Ich sehe, worauf Sie hinauswollen. Sie hätten gerne die Überschrift: 'Grünen-Vorsitzender offen für Fracking'. Und die liefere ich Ihnen nicht, weil ich der Auffassung bin, es ist nicht notwendig. Wenn es notwendig wäre in einer extrem hypothetischen Situation: Ja!“
Veronika Grimm: „Wir haben immer noch keine Lösung, wie wir denn dieses Energiesystem aufstellen“
Als Lanz darauf mit dem Satz „Ich habe eine konkrete Frage gestellt“ konterte, wehrte sich Banaszak wütend: „Die Dimension der Debatte muss doch über das hinausgehen - 'werfen die Grünen ideologischen Ballast über Bord, wenn das notwendig ist?' Natürlich würden wir das jederzeit tun. Das haben wir letztes Jahr bewiesen. (...) Aber die Fragen sind doch offensichtlich wesentlich größer.“
Der Grünen-Chef warb daraufhin dafür, „dass Deutschland sich robust aufstellt und sich gegenüber einer veränderten geoökonomischen und geopolitischen Lage resilienter aufstellt“. Die Ökonomin Veronika Grimm reagierte darauf jedoch skeptisch und erklärte, dass sie nicht glaube, „dass wir aus dem Gas so schnell rauskommen“. Der Grund? „Wir haben immer noch keine Lösung, wie wir denn dieses Energiesystem aufstellen ohne Kernkraft, ohne Kohle, ohne viel Wasserkraft. Wir haben die Erneuerbaren ausgebaut, aber wir brauchen natürlich Kraftwerke im Backup.“
Felix Banaszak wollte die Kritik nicht unkommentiert lassen und sagte, dass der Prozess bis zur Unabhängigkeit eben länger dauere. „Hören wir auf, den Marathon zu laufen, den wir gerade gestartet sind, weil wir nach anderthalb Kilometern merken, es zwickt in der Wade? (...) Oder laufen wir weiter und räumen die Hürden aus dem Weg, die ja zweifellos da stehen? Natürlich müssten wir beim Wasserstoff (...) eigentlich einen Schritt weiter sein, als wir es gerade schon sind“, stellte der Grünen-Chef klar.
Davon zeigte sich jedoch auch Publizist Wolfram Weimer unbeeindruckt. Er schoss deshalb gegen die Grünen und sagte, dass die Partei in der Wirtschaftspolitik „auf die alten linken Konzepte der 70er Jahre“ setze: „Subventionen, Staat greift ein, Steuererhöhungen, Schulden machen. Das kann nicht funktionieren. Wir müssen Deutschland wettbewerbsfähig machen - und zwar über die Breite der Wirtschaft.“ (tsch)