Trump als „Glücksfall für Europa“?Richard David Precht nennt im Podcast gewaltigen Haken

Richard David Precht hat im Podcast darüber gesprochen, wie sich eine Unabhängigkeit Europas von den USA auswirken könnte. (Bild: ZDF / Christian Bruch)

Richard David Precht hat im Podcast darüber gesprochen, wie sich eine Unabhängigkeit Europas von den USA auswirken könnte. 

Wird Europa endlich erwachsen ohne „Übervater Uncle Sam“? Richard David Precht warnt in der aktuellen Folge des Podcasts „Lanz & Precht“ vor gefährlichen Illusionen. Die „Vereinigten Staaten von Europa“ bedeuteten „das Ende der Europäischen Union“.

Die erratische Zoll-Politik von US-Präsident Donald Trump versetzt Politik und Wirtschaft weltweit in helle Aufregung. Nicht so Richard David Precht. Er interessiere sich nicht in erster Linie dafür, „was da jenseits des Atlantiks gerade Seltsames passiert“, sagt der TV-Philosoph in der neusten Folge des Podcasts „Lanz & Precht“. Gemeinsam mit Markus Lanz geht Precht der Frage nach, wie Europa jetzt reagieren sollte.

So gäbe es ja einige Stimmen, die Donald Trump sogar als „Glücksfall für Europa“ bezeichnen würden: „Da die Kinder jetzt vor die Tür gesetzt wurden, sind wir gezwungen, ohne unsere Eltern oder ohne unseren großen Übervater Uncle Sam auszukommen“, umschreibt der Philosoph diesen Gedankengang.

„Das wäre das Ende der Europäischen Union“

Eine Chance also, sich als Europa von den USA unabhängig auszurichten und eine klare Identität zu entwickeln? Precht sieht „diese Kinder“ allerdings diesbezüglich in einer „frappierenden Ratlosigkeit“. Die Idee, die der 60-Jährige noch am ehesten vernehmen würde, sei „die Vorstellung, dass Europa so etwas werden soll, wie die USA vor Trump“.

Alles zum Thema Donald Trump

Precht ist sich allerdings sicher, dass dabei viele Länder nicht mitmachen würden. „Dann machen wir in reduzierter Form die Vereinigten Staaten von Europa mit einer gemeinsamen Armee und wachsen in die Rolle rein, die die USA unter Trump verloren hat“, führt er die Idee aus und merkt mit großer Skepsis dazu an: „Ich glaube, dass das im Grunde genommen der Abschied von Europa ist, wie wir es kannten.“

Der Preis sei seiner Meinung nach zu groß. Einfach die USA zu kopieren, „das kann es für Europa nicht sein“, warnt Precht. Schon alleine, weil viele EU-Mitgliedsstaaten diesen Weg nicht beschreiten würden. Das Ergebnis wäre laut Precht „eine Spaltung Europas“ und ein „Minimal-Westen, der am Ende übrig bleibt“. Er mahnt: „Das wäre das Ende der Europäischen Union.“ (tsch)