Trotz Sommerpause lief am Montagabend eine neue Folge von „Wer wird Millionär?“. Und das mit einem völlig neuen Konzept: Gequizzt haben in diesem Fall nämlich Trios. Mit mehr oder weniger Erfolg, wie sich herausstellte.
„Wer wird Millionär?“Vater glaubt an Sohn – der scheitert bereits an seiner ersten Frage
Köln. „Cocktailbar“ war auf dem Tresen zu lesen, darauf waren Drinks und ein Strandhut abgelegt. Wichtiger aber war, was sich hinter dem Tresen befand: Günther Jauch. Eigentlich sollte der „Wer wird Millionär?“-Moderator sich mitsamt der Sendung in der Sommerpause befinden. Die wurde ihm und seinem Team offenbar fad.
„Da haben wir groß von Sommerpause geredet, und dann ist sie uns doch ein bisschen lang geworden“, erklärte er zu Beginn des Specials am Montagabend (12. Juli 2021). Dazu käme, so der Quizmaster, dass man sich jetzt nach dem Lockdown wieder zu gemeinsamen Unternehmungen treffen dürfe. „Deswegen die Idee, dass heute mal nicht ein Mensch die Million holen kann, sondern es haben sich jeweils Trios zusammengetan“, erklärte Günther Jauch das Motto des Abends.
„Wer wird Millionär?“ mit besonderem Motto: Trios spielen um die Million
Das hieß: „Gemeinsam holen wir die Million“. Dieses ambitionierte Ziel verfolgten zu Beginn Oma Petra Walter (61), Mutter Sabrina Angersbach (40) und Tochter Lea Angersbach (22) aus Braunschweig. „Alle drei können spielen, Sie teilen sich dann am Ende auch den Gewinn“, erklärte der Zeremonienmeister.
Und noch etwas war völlig anders als in einer herkömmlichen WWM-Folge: Es gab keine Telefonjoker, sondern stattdessen einen sogenannten Beratungsjoker. Will heißen: Jedes Trio durfte sich untereinander austauschen.
Den Anfang machte, etwas zögerlich, die Älteste im Bunde – Oma Petra. „Was ist nicht nur sprachlich ganz süß?“, wollte Günther Jauch für 300 Euro wissen. Die Reaktion von Petra Walter war es schon mal nicht: „Shit!“, fluchte sie, nicht ganz altersgerecht. „Jetzt geht's los, ne Oma die ‚Shit‘ sagt“, staunte der Moderator. Auch der Enkelin war das etwas peinlich. „Habe ich das gesagt?“, erschrak sich Petra Walter über sich selbst. „Alles gut“, beruhigte Jauch.
„Wer wird Millionär?“: Günther Jauch plaudert über Insekten-Snack
Die richtige Antwort war nicht Shit, sondern Rohrohrzucker. Nach der 500-Euro-Marke tauschten Oma und Enkeltochter den Platz. Das lief bestens, bis Lea Angersbach für 8000 Euro beantworten sollte, wer sich Anfang Mai über die Zulassung als neuartiges Lebensmittel in der EU freuen durfte. Braune Grashüpfer, gelbe Mehlwürmer, grüne Stinkwarzen, rote Waldameisen?
Jauch plauderte aus dem Nähkästchen: „Ich hatte mal einen Snack mit Heuschrecken, schmeckte sehr gut.“ Die Frage der Kandidatin nach dem Geschmack beantwortete er mit „knusprig-nussig“.
Erst nach dem 50:50-Joker traute sie sich, „gelbe Mehlwürmer“ zu wählen. Mutter Sabrina Angersbach beendete den Fragen-Staffellauf ab der 32.000-Euro-Marke. „Sie hat sie angemeldet, dann soll sie auch die Verantwortung übernehmen“, stimmte Jauch der Entscheidung zu.
„Welche tierische Hinterlassenschaft aus Pablo Escobars Privatzoo sorgt in dessen einstiger Heimat für Probleme?“, lautete die 64.000-Euro-Frage. Das Trio gab auf. Richtig gewesen wäre: Flusspferde. Die Damen konnten sich über 32.000 Euro freuen.
„Wer wird Millionär?“-Special: Kandidaten urteilten bereits über Joachim Llambi
Auch der nächste Dreier war familiär verbandelt: Vater Thomas Kokott (79), Mutter Conny Kokott (74) und Sohn Marc Hötting (49) aus Sankt Augustin verbindet die Liebe zum Tanz. Günther Jauch staunte nicht schlecht, als sich herausstellte, dass der Sohn Welt- und Europameister im Formationstanz ist – und dass die Eltern bereits den späteren „Let's Dance“-Juror Joachim Llambi während seiner aktiven Tänzerkarriere als Wertungsrichter beurteilten.
Die Mutter machte den Anfang. Sie gab nach der 500-Euro-Marke das Zepter an den Gatten weiter. Den nachrückenden Thomas Kokott fragte Jauch: „Wenn Sie 16.000 erreichen, würden Sie mit Ihrer Frau etwas vortanzen?“ Deal! Nach der 8000-Euro-Frage sollte Sohn Marc Hötting weiterspielen.
„Wer wird Millionär?“-Special: Vater lobt Sohn – doch der scheitert sofort
„Der ist unheimlich gut“, glaubte der Papa. Er sollte nicht Recht behalten, wie sich angesichts der 16.000-Euro-Frage herausstellte: „Ruft Annalena Baerbock ihren Mann beim Nachnamen, so hört man: ... ?“
Nach Einsatz des 50:50-Jokers blieben „Fahreschnell!“ und „Holefleisch!“ übrig. Als der Sohn sich für Ersteres entschied, konnte die Mutter ihren Frust nicht verbergen: „Und tschüss!“, kommentierte sie. „Fahreschnell ist doch kein Name!“, schob sie nach. Leider richtig: Holefleisch war gesucht. Den versprochenen Tanz gab es dennoch, obwohl das Trio auf 500 Euro stürzte.
„Wer wird Millionär?“: Poker-Freunde sind zum Zocken bei Günther Jauch
Das letzte Trio war keine Familie, sondern eine Pokerrunde: Thorsten Heft (46), Markus Petzel (49), Rainer Bardtke (57) wollten ein Pokerface aufsetzen und gemeinsam den Jackpot knacken. „Wir Pokerspieler nehmen natürlich die Risikovariante – wir sind Zocker“, gaben sie sich gleich zu Beginn kampfeslustig, was mit Applaus quittiert wurde.
Den Anfang machte Thorsten Heft aus Edingen-Neckarhausen in Baden-Württemberg. Bei der 500-Euro-Frage riet er mit einer überraschenden Laissez-faire-Haltung aus dem Bauch heraus. Sein Argument: „Wenn es Null ist, ist es Null. Wir hatten Spaß ... Zumindest ich kurz.“
Strategisch gewagt, dafür umso unterhaltsamer für die Fernsehzuschauer. Der Mut wurde belohnt: Wer in der Tour der France sein Heil in der Flucht nach vorn sucht, wird „Ausreißer“ genannt. „Das ist noch mal gut gegangen“, kommentierte Günther Jauch.
Bevor sein Kollege bei der 4000-Euro-Frage übernahm, schenkte Thorsten Heft dem Moderator eine Poker-Krawatte. „Und die ist original aus Las Vegas?“, freute Jauch sich. „Die kommt beim nächsten Spielbankbesuch zum Einsatz“, versprach er.
Rainer Bardtke (57) zockte ebenso waghalsig: „Ja, dann gehen wir halt mit 500 nach Hause, das wird eine billige Sendung“, erklärte er seine Strategie und tippte zufällig richtig: Die rote Paraffinschicht ist typisch für Edamer Käse. „Herr Jauch, wir sind zum Zocken hier!“, machte er noch mal deutlich. Den Zuschauern sollte es mehr als recht sein – nicht ohne Grund sind die Zocker-Specials besonders beliebt.
Ein paar Fragen später waren sich die drei Spieler einig: Bardtke solle weitermachen. „Dann bringe ich das Elend zu Ende“, verkündete er. Doch das Ende entpuppte sich als Happy End: „In welchem Land gehört eine Rundreise zu den vier Königsstädten zu den touristischen Highlights?“ Die Antwort war 64.000 Euro wert, aber Bardtke blieb sie schuldig. Sein Bauchgefühl wäre richtig gewesen: Marokko. So aber zockte das Poker-Trio auf den letzten Drücker nicht mehr und ging mit 32.000 Euro.
Alles in allem war das „Gemeinsam holen wir die Million?“-Motto ein angenehm frischer Wind in der eigentlich geplanten „Wer wird Millionär?“-Sommerpause. (tsch)