„Werbung für ARD und ZDF“Quadrell-Publikum übt harsche Kritik an Günther Jauch

Günther Jauch zeigte sich mit dem Wahl-Quadrell bei RTL und n-tv zufrieden. Viele Zuschauerinnen und Zuschauer sehen das anders. Hauptvorwürfe gegen den Star-Moderator in den sozialen Medien: gelangweilte Ausstrahlung, fehlende Neutralität und unangemessene Fragen.

„Das waren zwei Stunden. Das war lebendig. Die haben sich so richtig die Meinung gegeigt. Und wer das bis zum Ende durchgehalten hat, der ist ein bisschen schlauer, was den nächsten Sonntag angeht.“ So positiv fällt das Fazit von Günther Jauch zur Wahl-Debatte live bei RTL und n-tv aus. Doch nicht nur unter dem bei Instagram verbreiteten Statement des Quadrell-Moderators finden sich viele Stimmen, die widersprechen. Speziell an der Leistung Jauchs gibt es viel Kritik.

Bereits in der am Sonntagabend übertragenen Live-Strecke hatten sich die Kanzlerkandidaten Olaf Scholz (SPD), Robert Habeck (Grüne), Friedrich Merz (Union) und Kandidatin Alice Weidel über manche Fragestellung geärgert. Etwa dann, als Jauch und seine Co-Moderatorin Pinar Atalay in einer Schnellfragerunde wissen wollten: „Was ist schlimmer für Sie: Opposition oder Dschungelcamp?“ Friedrich Merz gab seinen Widerwillen zu Protokoll: „Ich wundere mich über die Frage.“ So ähnlich äußerte sich bei einer anderen Gelegenheit Robert Habeck: „Was sind das für Fragen? Ich wundere mich.“

Günther Jauch wirkte auf manchen, als habe er „überhaupt keine Lust“

In sozialen Medien schossen sich während und nach der Viererrunde viele User auf den hauptamtlichen „Wer wird Millionär?“-Gastgeber Jauch ein. „So sympathisch Herr #Jauch auch sein mag, bitte lasst ihn nie wieder ein wichtiges Ereignis moderieren“, schreibt ein Nutzer bei X. „Inkompetent und unsympathisch“ lautete ein anderer Vorwurf, die Moderationsleistung des Duos sei „Werbung für ARD und ZDF“ gewesen.

Alles zum Thema RTL

Bei „Das Quadrell - Kampf ums Kanzleramt“ sprachen, von links: Olaf Scholz, Pinar Atalay, Robert Habeck, Friedrich Merz, Günther Jauch und Alice Weidel. (Bild: RTL / Joerg Carstensen)

Bei „Das Quadrell - Kampf ums Kanzleramt“ sprachen, von links: Olaf Scholz, Pinar Atalay, Robert Habeck, Friedrich Merz, Günther Jauch und Alice Weidel.

Beim Kurznachrichtendienst teilt der Journalist Bernd Ulrich einen unvorteilhaften Eindruck: „Wer hat eigentlich den armen Günther Jauch gezwungen, das #Quadriell zu moderieren, obwohl er dazu überhaupt keine Lust hat?“ Mit ähnlichen Vorwürfen war Jauch einst auch als Talkshow-Moderator im Ersten konfrontiert gewesen.

Hier unseren Kommentar zum Thema lesen: Fragwürdiger Weidel-Moment im TV-Quadrell: Was hat Günther Jauch da eigentlich geritten?

Was ihm viele Quadrell-Zuschauerinnen und -Zuschauer anlasten, ist unter anderem der Eindruck fehlender Neutralität. So schien es vielen so, als würde Bundeskanzler Olaf Scholz besonders hart von ihm angegangen, Friedrich Merz aber kaum. „Jauch ist überhaupt nicht Unionswähler ...“, schreibt dazu jemand ironisch auf X. Bei Instagram kommentiert eine Userin: „Tut mir leid Günther Jauch, ich mag sie sehr, aber sie waren nicht neutral in dieser Runde, und das geht als Moderator nicht! Egal, wen man mag und wen man nicht mag!“

„Da sieht man deutlich, was der Sender seinen Zuschauern zutraut“

Besonders kritikwürdig fanden es einige User, dass Jauch AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel ausdauernd zu ihrem Hauptwohnsitz befragte. In einem solchen Format „private Fragen zu stellen“, sei „ein sehr großes Armutszeugnis“, schreibt ein X-User. „Eine Trash-TV Politshow mit Trash-TV Fragen“, zeigt ein anderer bei Instagram seinen Unmut. „Da sieht man deutlich, was der Sender seinen Zuschauern zutraut.“

Mit Spott, wie könnte es anders sein, reagierten überdies viele auf Jauchs Missgeschick mit dem historischen Bierdeckel von Friedrich Merz. Der Moderator ließ das Museumsstück fallen und musste es vom Fußboden aufheben, wiewohl er zuvor betont hatte, er dürfe es nicht mal anfassen. „Günther Jauch lässt den heiligen Bierdeckel von Merz fallen“, scherzt ein X-User. „Klingt nach einem schlechten Omen.“

Positive Stimmen zu Günther Jauchs Moderation gibt es aber natürlich auch. Auch wenn viele an der im „Wer wird Millionär?“-Stil vorgetragenen Frage zur Arbeitszeit der deutschen Beamten Anstoß nehmen, wird sie zumindest inhaltlich vom Journalisten Michael Bröcker bei X gelobt: „Eine wichtige und gute Frage. Günther Jauch macht das Thema Beamten auf und es zeigt sich, dass sich diese Gruppe nicht nur finanziell, sondern auch bei der Lebensarbeitszeit vom Rest der (arbeitenden) Bevölkerung distanziert hat.“ (tsch)