Ein Sommermärchen für die ARD Mediathek im ausgehenden Winter: Der 100-Minuten-Dokumentarfilm „Block Party - Peter Fox feiert mit Berlin“ erzählt von ambitionierten Freiluft-Konzerten, die der Seeed-Frontmann Peter Fox im vergangenen Jahr auf Kiez-Bühnen an sozialen Brennpunkten veranstaltete.
DokumentarfilmWo die wilden Stadtaffen toben

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Er habe ein entspanntes Verhältnis zum „Größenwahn“, sagt Star-Musiker Peter Fox selbst. (Bild: ARD/Tom Pintsch)
„No risk, no fun“: Er ist der Mann, der seine Stadt liebt - und der sich nicht so schnell ausbremsen lässt. Auch nicht, wenn mal wieder „Dickes B“ nicht nur für seine Heimat Berlin, sondern auch für die gefürchtete Bürokratie steht.
Peter Fox wurde 2001 mit der Band Seeed schlagartig berühmt - und das eben mit dem Song „Dickes B“. Immer wieder kreisen seine Texte um seine große Hassliebe, von der es im Lied heißt: „Dickes B, home an der Spree - im Sommer tust du gut und im Winter tut's weh“ oder „Mama Berlin, Backstein und Benzin, wir lieben deinen Duft, wenn wir um die Häuser zieh'n.“
Dokumentarfilm „Block Party - Peter Fox feiert mit Berlin“ in ARD Mediathek zu sehen
Nun ist es der Dokumentarfilm „Block Party - Peter Fox feiert mit Berlin“, der im Sommer des vergangenen Jahres entstand und der ab Dienstag, 25. März, in der ARD Mediathek zu sehen ist.
Er setzt die Leidenschaft von Peter Fox für die kulturell vibrierende, von gesellschaftlichen Spannungen geprägte Metropole eindrucksvoll in Szene.
Erzählt wird von einem unvergesslichen Musiksommer mit frei zugänglichen Open-Air-Konzerten an Orten, die viele Berliner sonst nur meiden - mitten im Kiez und an Brennpunkten, die es oft nur mit Negativberichten in die Schlagzeilen schaffen.
Fox spielt dort mit seiner gesamten Band und gibt hoffnungsfrohen Nachwuchskünstlern aus Berlin eine Bühne. Mit den Mühlen der Bürokratie hatte er allerdings nicht gerechnet.

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Großes Freiluft-Spektakel: Peter Fox hat gleich mehrere Live-Auftritte organisiert - ohne Eintritt und unter freiem Himmel. (Bild: ARD/Tom Pintsch)
„Bei den Projekten mit den Konzerten sehe ich jetzt auch den Größenwahn“, sagt der vor Publikum so energiegeladene, vor der Doku-Kamera oft fast ein wenig schüchtern wirkende Mann mit dem roten Bart im Film.
Ein Konzert-Erlebnis fürs Columbiabad und für den „Görli“
Er steckt da mitten in den teilweise etwas chaotisch ablaufenden Vorbereitungen für die Freiluft-Gigs, die Fox am liebsten auf der großen Wiese naher den Becken und Sprungtürmen im Columbiabad, auf dem Bolzplatz vor dem Wohnpark Pallasseum oder im Görlitzer Park steigen lassen möchte.

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Cerin freut sich, dass ihr erstes professionelles Konzert gleich vor so viel Publikum stattfinden kann. (Bild: ARD/Tom Pintsch)
Eine charmante Idee: Musik und damit universell Verbindendes dorthin zu bringen, wo die Probleme am größten sind. Doch es gibt immer mehr Auflagen zu beachten - Zugangskontrollen, logistische Herausforderungen, Sicherheitsbedenken der Berliner Behörden. „Der ist echt plemplem“, sagt Peter Fox über sich selbst im Film, als ihm immer öfter planerische Überforderung unterstellt wird.

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Gibt zu, dass er in den Planungen etwas naiv auftrat - „plemplem“, wie Peter Fox sagt. (Bild: ARD/Tom Pintsch)
Doch der „Stadtaffe“ - auch so ein Song-Titel - ist nicht mehr aufzuhalten: Regisseur David Seeberg zeigt, wie das ehrgeizige Projekt Wirklichkeit wurde. Vorbild ist die aus US-Großstädten bekannte Idee der Nachbarschafts-Musikfeste - der Block Party eben. Sie steigt - trotz aller Schwierigkeiten und gegen den Rat der Bedenkenträger. Fox gelingt, was er vorhatte: „Bezirke, die oft schlechte Presse haben, so ein bisschen feiern.“
„Bezirke, die oft schlechte Presse haben, so ein bisschen feiern“

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An die frische Luft: Die Open-Air-Gigs bringen ein vielfältiges Publikum zusammen - friedlich vereint, versteht sich. (Bild: ARD/Tom Pintsch)
Dass er dafür keinen Eintritt verlangt, aber trotzdem die gesamte Band mit Musik, Tanz-Crew, Licht und fettem Soundsystem auf großer Bühne auffährt, ehrt ihn.

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Erhielt die Chance zum ganz großen Auftritt: Der Rapper/Producer Nik aus Marzahn, macht Musik seit Jugendzeiten. (Bild: ARD/David Seeberg)
Noch mehr: Peter Fox gibt auch spannenden jungen Nachwuchs-Künstlerinnen und Künstlern Raum. Der 100-minütige Dokumentarfilm begleitet nicht nur die Planungs- und Vorbereitungsphase zu den Konzerten, sondern stellt unter anderem den in Neukölln geborenen HipHop-Musiker Kevin vor, der sich auf der Bühne „44 Grad“ nennt.

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Der 100-Minuten-Dokumentarfilm erzählt von den Sommerkonzerten an mehreren sozialen Brennpunkten der Hauptstadt. (Bild: ARD/Florida Factual)
Mit von der Partie ist auch die gerade mal 16-jährige Schülerin Cerin aus der Gropiusstadt, die von ihrem ersten Auftritt schwärmt - und das dann gleich vor rund 6000 Leuten. Peter Fox weiß, was er seinen Fans schuldig ist: eine heiße Sommer-Party. Und dafür stehen die Massen nicht nur vor den Open-Air-Bühnen, sie staunen über das etwas andere Stadt-Konzert auch von Häuserdächern herab, stehen auf Balkonen und Fenstern - und lieben plötzlich wieder ihr Berlin. Der Aufwand hat sich gelohnt. „Wenn Leute umsonst auf ein Konzert kommen“, so Fox, „ist der Vibe unglaublich“.
Es ist ein Film, der ein Sommer-Märchen im ausgehenden Winter ermöglicht, nacherzählt von der Produktionsfirma Florida Factual (“Hart aber fair“) aus dem Umfeld von Joko Winterscheid und Klaas Heufer-Umlauf. Der Film, der Musik-Erlebnis, tolle Konzert-Sequenzen und kreativen Künstler-Aktivismus bietet und einen entspannten Screening-Abend garantiert, entstand im Auftrag des SWR, des rbb, von ARD-Kultur und hr. (tsch)