Es ist ein Thema, das für Männer extrem wichtig ist. Deshalb versucht die Techniker Krankenkasse (TK) mit einem ganz besonderen Filmchen auf das Thema aufmerksam zu machen – und in dem spielt ein Porno-Star aus Köln die Hauptrolle. Allerdings gab es auch jede Menge Kritik und Spott.
„Life saving Handjob“Kölner Porno-Star wirbt für pikantes Männer-Thema – es gibt einen Shitstorm
Die Aufmerksamkeit für diese Aktion ist der TK jedenfalls sicher, so viel steht fest. Um auf ein pikantes Männer-Thema aufmerksam zu machen, hat die Krankenkasse kurzerhand mit einem Porno-Star kooperiert.
Und einen Clip produziert, der weniger an eine seriöse Aufklärung erinnert, sondern mehr an einen Porno.
Eigentlich will die TK auf eine Problematik aufmerksam machen, um die viele Männer eher einen großen Bogen machen: Es geht um Hodenkrebsvorsorge. Genauer geht es darum, wie man den Krebs möglichst früh erkennt. Und was scheint da naheliegender zu sein, als für eine eher unpopuläre Kampagne jemanden ins Boot zu holen, der sich mit der männlichen Anatomie bestens auskennt.
Die Dame, die sich Anny Aurora (25) nennt, ist eine Erotikdarstellerin aus Köln, lebt aber mittlerweile in Los Angeles (USA) und treibt ihre Karriere dort voran. Aber auch in Deutschland gehört sie zu den bekannten Porno-Stars, war regelmäßig auch auf der Erotikmesse Venus zu sehen und hat auch gegenüber seriösen Medien über ihre Arbeit in der Erotikbranche gesprochen.
Zusammen mit Anny Aurora ist der Techniker Krankenkasse ein echter Coup gelungen: Zusammen mit der Pornodarstellerin wurde ein Clip gedreht, der einem Porno sehr nahe kommt – in zwei Varianten. Es gibt eine Version für Erwachsene und eine jugendfreie Variante. Die Version für Erwachsene zeigt die TK (natürlich) nicht.
Kölner Porno-Star wirbt für pikantes Männer-Thema
In dieser führt Anny Aurora mit einer Attrappe vor, wie sich Männer abtasten können. Um so einen möglichen Hodenkrebs schneller zu erkennen. „Am besten kannst du die Untersuchung nach einer warmen Dusche oder einem warmen Bad machen, weil dort die Haut des Hodensacks am meisten entspannt und die Hoden am besten zu fühlen sind“, erklärt die Darstellerin darin. „Dieser ‚Handjob‘ kann Leben retten!“, schreibt die Krankenkasse in einem Post auf Instagram.
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Die Reaktionen in den sozialen Medien fallen zum Teil sehr harsch aus, und auch die Konkurrenz reagiert mit einigem Spott. Der Tenor: Der Film wirke eher wie ein billiger Schmuddelfilm. Die 25-Jährige duscht, der Nachbar klingelt, beide setzen sich auf die Couch. Dann kommen sie zur Sache. Nebenbei gibt es noch ein paar Hinweise, die auf Hodenkrebs deuten könnten.
Aktion der Techniker Krankenkasse sorgt für Shitstorm
„Setzen, 6. Unfassbar, wie man ein so wichtiges Thema so sexistisch verpackt“, heißt es in den Kommentaren dazu etwa. „Großer Fan von Handjobs, absolut kein Fan von eurer Entscheidung, auf diese Art auf Hodenkrebs aufmerksam zu machen“, meint ein weiterer. Nur vereinzelt gibt es Lob: „Ganz tolle Idee! Nicht Werbung wie aus den 50er-Jahren…“
Auch die Konkurrenz reagierte spöttisch: Die Barmer-Krankenkasse nutzte die Steilvorlage, postete ein Foto mit einem Mann, der ein Ei in die Luft wirft. „Kein Witz: Für uns ist es wichtig, dass Mann es auch allein kann“, heißt es dazu im Post.
Maike Bongartz von der TK erklärte gegenüber RTL, wie man auf die Idee gekommen ist: „Um das Ganze locker verpackt rüberzubringen und um dort stattzufinden, wo unsere Zielgruppe ist. Wir verstehen uns als Gesundheitspartner. Wir wollen den Männern dort begegnen, wo sie sind.“
Und offenbar hat die TK durchaus einkalkuliert, welche Reaktionen es auf ihre Aktion gegen könnte „Uns war bewusst, dass dieser ungewöhnliche Ansatz für Diskussionen sorgt. Wir verstehen, dass das zu Irritationen führen kann, halten das Thema aber für so wichtig, dass es auch in diesem Umfeld angesprochen werden sollte“, so eine Sprecherin gegenüber „Focus“.
Urologe: Männer sollten sich einmal pro Monat abtasten
Eines jedenfalls steht fest: Für Aufsehen sorgt die Kampagne allemal. Und das ist durchaus wichtig, denn während Prostatakrebs eher ältere Männer trifft, erkranken an Hodenkrebs meistens Männer zwischen 20 und 45 Jahren. Deswegen sollten sie sich einmal pro Monat abtasten, so lautet die Empfehlung auch von Urologen.
„Die jüngeren Männer, die fühlen sich so stark und so jung – die gehen nicht zur Vorsorge und denken gar nicht daran, dass sie krank werden können. Das ist leider eine Erfahrung, die wir immer wieder machen“, mahnte Urologe Professor Klaus-Peter Dieckmann gegenüber RTL. (mg)