Die Post revolutioniert die Brief- und Paketzustellung – und sorgt für ein ungewöhnliches Novum auf deutschen Straßen. Dahinter steckt ein ernster Grund.
Wie in England!In neuen Postautos ist das Lenkrad plötzlich rechts – „brenzlige Situation“
Überall rauschen sie durch die Straßen: gelbe Kastenwagen mit sehnlichst erwarteter Fracht an Bord. Soweit das gewohnte Bild. Doch immer häufiger ist etwas anders als sonst.
Denn bei genauem Hinsehen fällt so manchen Passanten auf: Die Zusteller steigen nicht mehr links - also auf der normalen Fahrerseite - aus dem Auto, sondern rechts! Und bei noch genauerem Hinsehen merkt man: Dort befindet sich auch das Lenkrad!
Deutsche Post setzt auf Rechtslenker – Zustellerinnen und Zusteller steigen auf der falschen Seite ein
Die neuen Postautos haben sich aber keineswegs aus England hierher verirrt. Dort herrscht Linksverkehr und in Fahrzeugen sitzen Fahrerinnen und Fahrer daher sowieso immer auf der rechten Seite. Die Deutsche Post setzt jetzt aber ganz bewusst auf Rechtslenker im deutschen Straßenverkehr.
„Die Zustellerinnen und Zusteller steigen nicht mehr zur Straßenseite hin, sondern auf der Bordsteinseite ein und aus. Das ist natürlich wesentlich sicherer und bedeutet folglich ein Plus in Sachen Arbeits- und Verkehrssicherheit“, erklärt Post-Sprecher Dieter Schuhmachers auf EXPRESS.de-Anfrage.
Denn in der Vergangenheit wurde es schnell mal gefährlich für die Post-Angestellten. Häufig mussten sie im Berufsverkehr und auf engen Straßen aus ihrem Zustellfahrzeug direkt auf die Fahrbahn treten und so ihr Leben riskieren. „Brenzlige Situationen, die es auf viel befahrenen Hauptstraßen immer wieder einmal gibt, können so vermieden werden“, sagt Schuhmachers.
Natürlich ist das Ganze trotzdem Gewöhnungssache – und läuft noch nicht überall rund. „In den allerersten Tagen kommt es schon mal vor, dass die Zustellerinnen und Zusteller aus Gewohnheit auf der linken Seite einsteigen wollen“, berichtet Schuhmachers.
Der neue „StreetScooter Work L Gigabox“ - so nennt sich der Rechtslenker - soll nun Schritt für Schritt Einzug ins deutsche Straßenbild halten und so den Verkehr für die Zustellerinnen und Zusteller sowie für alle anderen Personen im Straßenverkehr sicherer machen.
Auch im Raum Köln und Bonn sind schon einige der neuen Postautos unterwegs. In den Regionen mit den Postleitzahlen 50, 51 und 53 werden derzeit rund 70 solcher Fahrzeuge eingesetzt. Weitere sollen folgen.
Kaum Rechtslenker der Post in Köln und Bonn unterwegs – warum?
Doch in den Innenstädten sucht man die neuen Zustellfahrzeuge bislang vergebens. Warum? „In den Großstädten existiert noch weitgehend die Trennung zwischen Brief und Paket in der Zustellung“, sagt Schuhmachers. Der „StreetScooter Work L Gigabox“ ist im Inneren aber so ausgestattet, dass er sich vor allem für die parallele Zustellung von Päckchen und Briefen eignet. „Daher ist der neue Rechtslenker zwar nicht in den Citys von Köln oder Bonn, dafür aber in vielen Kommunen des Umlandes zu sehen“, erklärt Schuhmachers.
Das ungewöhnliche Postauto ist im Übrigen „Made in NRW“. Das Modell wurde zusammen mit Instituten der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen entwickelt. Dabei handelt es sich nicht nur um einen Rechtslenker, sondern auch um ein E-Auto, das laut Post „ein zukunftsweisendes Elektroauto speziell für die Brief- und Paketzustellung“ sein soll.
Das Auto kommt 136 Kilometer weit, bevor es erneut geladen werden muss und spart pro Jahr und Fahrzeug rund vier Tonnen an CO²-Emissionen. Damit wären die neuen Postautos nicht nur sicherer für die Zustellerinnen und Zusteller, sondern auch besser für die Umwelt.