„Dann vergammelt alles in unseren Kühltruhen“ Mehrere Edeka-Filialen ohne Strom – Stadtwerke kündigen

In Osnabrück kündigen die Stadtwerke über 1000 Unternehmenskundinnen und -kunden. Auch Edeka-Filialen sind davon betroffen. Das Symbolfoto zeigt ein Kühlregal in einem Berliner Supermarkt im März 2020.

In Osnabrück kündigen die Stadtwerke über 1000 Unternehmenskundinnen und -kunden. Auch Edeka-Filialen sind davon betroffen. Das Symbolfoto zeigt ein Kühlregal in einem Berliner Supermarkt im März 2020.

Strom wird immer teurer – und nicht nur das. Er ist auch immer schwerer zu bekommen, auch für Unternehmen. Die ersten Stromriesen kündigen bereits Verträge, in Osnabrück kündigen die Stadtwerke über 1000 Kundinnen und Kunden. Das hat Folgen für den Mittelstand, auch mehrere Edeka-Filialen sind betroffen.

Nicht nur kleinere Versorger, auch die großen Stromriesen wollen Kundinnen und Kunden wegen der hohen Beschaffungskosten loswerden: E.ON kündigte zahlreiche Verträge – und bot eine deutlich teurere Alternative.

Auch die Wirtschaft bleibt nicht verschont von der Energie-Krise: In Osnabrück haben die Stadtwerke nun über 1000 Unternehmenskundinnen und -kunden gekündigt, Anschlussverträge gibt es nicht. Mittlerweile geht es zahlreichen Mittelständlerinnen und Mittelständlern in Deutschland ähnlich.

Edeka: Stadtwerke Osnabrück kündigen, mehrere Filialen betroffen

Plötzlich stehen auch mehrere Edeka-Filialen in Osnabrück ohne Strom da. Die Betreiberin der Läden erklärt der „Wirtschaftswoche“, dass sie nun Ende des Jahres kein Stromvertrag mehr habe. Die Stadtwerke Osnabrück hätten auch ihr zum 31.12. gekündigt. Zwar sei der Vertrag ohnehin ausgelaufen, doch es habe kein Angebot mehr für einen Anschlussvertrag gegeben. Das erste Mal in 24 Jahren. „Die Stadtwerke haben gar nichts angeboten, das ist die große Enttäuschung für mich“, wird die Chefin zitiert.

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Dem Bericht nach sind in Osnabrück 1000 Geschäftskundinnen und -kunden betroffen, allesamt bekommen keine neuen Angebote. Viele Mittelständlerinnen und Mittelständler sind verzweifelt – auch, weil die Preise so hoch sind, dass sie von vielen Unternehmen nicht gestemmt werden können. Der Chef eines Betonwerks etwa berichtet von Angeboten, bei denen der Preis das 20-fache beträgt. „Da kann einem angst und bange werden“, sagt er dem Branchenmagazin.

Die Edeka-Chefin erklärt, dass auch bei ihr die Preissteigerungen extrem gewesen seien. Würde sie in die Grundversorgung rutschen, die die Stadtwerke Osnabrück den Geschäftskundinnen und -kunden drei Monate bieten, würde sich der Preis auf bis zu 80 Cent erhöhen. Das wären über eine Million Euro an Mehrkosten für ihre fünf Edeka-Märkte, erklärt sie. „Und wir können nicht einfach mal zwei Monate zu machen, schon gar nicht ohne Strom, dann vergammelt ja alles in unseren Tiefkühltruhen und Kühlhäusern.“

Edeka: Filiale in Niedersachsen muss fast halbe Million für Strom zahlen

Ein Sprecher der Stadtwerke Osnabrück bestätigt der „Wirtschaftswoche“, dass eine „kleinere vierstellige Anzahl“ Geschäftskundinnen und -kunden betroffen sei, aktuell würden die Preise so stark schwanken, dass sie nicht in der Lage seien, Verträge anzubieten. „Die Kalkulierbarkeit von Preisen bei stichtagsbezogenen Verträgen ist de facto unmöglich geworden“, so ein Sprecher.

Nicht nur in Osnabrück, in ganz Deutschland steigen die Sorgen der Unternehmerinnen und Unternehmer, ob sie noch Strom beziehen können. Eine Eishalle in Ludwigshafen muss schließen, weil der Vertrag ausläuft. Statt 10.000 würde der Betrieb bis zu 80.000 Euro monatlich kosten. In einem weiteren Edeka in Stadthagen (Niedersachsen) muss die Filiale nicht mehr 74.000, sondern fast eine halbe Million Euro für Strom zahlen. Auch der Zoo in Osnabrück rechnet mit 200.000 Euro Mehrkosten pro Jahr.

Deshalb werden immer öfter Forderungen an die Politik laut: „Wir dürfen unsere mittelständischen Unternehmen nicht in den Ruin treiben“, wird der Zoo-Chef zitiert. Die EU und der Bund müssten handeln, damit die Strompreise wieder ein normales Niveau erreichen. „Man kann das Problem nicht über die Stadtwerke lösen, sondern muss es an der Wurzel anpacken.“ (mg)