Moritz Müller steht zum vierten Mal in seiner Karriere mit den Kölner Haien im DEL-Finale. Im entscheidenden Spiel gegen Ingolstadt musste er leiden – und sich gegen Lobhudeleien wehren.
„Dann steht die ganze Halle“Klappt's im vierten Versuch? TV-Experte schwärmt von Haie-Kapitän – Kommentator leidet mit
Bei dieser Szene stockte den Fans der Kölner Haie der Atem. Beim emotionalen Sieg gegen den ERC Ingolstadt am Montagabend (14. April 2025) krachte Moritz Müller (38) im dritten Drittel mit der ohnehin schon lädierten rechten Schulter voran in die Bande und musste vom Eis. Kurz wurde es still, dann schallten „Moritz Müller“-Sprechchöre durch die Lanxess-Arena.
Und Müller biss wie so häufig auf die Zähne, kehrte wenig später zurück und durfte nach dem Siegtreffer durch Justin Schütz (24) in der Verlängerung den ersten Finaleinzug seit 2014 feiern.
Kommentator leidet mit Mo Müller
„Mir ist ganz wichtig zu sagen, dass es hier nicht um mich geht. Ich möchte nicht, dass die Geschichte so aufgezogen wird“, betonte Müller nach dem Spiel im Interview bei MagentaSport. „Es geht um die Kölner Haie und dass die Kölner Haie eine schwere Zeit hatten in den letzten Jahren und der Weg wieder nach oben geht. Und das freut mich sehr.“
Doch natürlich ist die Geschichte des ersten Finaleinzugs seit elf Jahren auch die Geschichte von Moritz Müller. Der KEC-Kapitän kam 2003 als Teenager zu den Junghaien – und blieb dem Verein während seiner gesamten Profi-Karriere treu. Dreimal wurde er mit Köln Vizemeister, zum ganz großen Wurf reichte es nie. Sind nun aller guten Dinge vier?
Dass die Haie gegen die Eisbären Berlin um den ersten Meistertitel seit 2002 spielen, daran hat Müller einen gewaltigen Anteil. Gegen Ingolstadt brachte er sein Team mit seinem zweiten Playoff-Tor der Saison nach einem 0:2-Rückstand zurück ins Spiel. Zum Ausgleichstreffer von Gregor MacLeod steuerte er einen Assist bei. Auch von einer schmerzenden Schulter ließ er sich nicht beirren. „Das tut schon beim Hinschauen weh“, litt MagentaSport-Kommentator Basti Schwele hörbar mit, als Müller sich auf der Bank krümmte.
TV-Experte Christoph Ullmann schwärmte nach dem Spiel von der Haie-Ikone. „Wenn du siehst, dass der da hinten im Eck liegt, mit Schmerzen vom Eis geht, ein paar mal durchatmet und dann aber wieder rauskommt ... das sind die Geschichten, die die Playoffs schreiben“, sagte der ehemalige Profi. „Du brauchst jemanden, der vorangeht. Und dann steht die ganze Halle. Und dann geht auch ein Ruck durch die Mannschaft.“
Diese Lobhudelei schien Müller, der direkt daneben stand, fast schon unangenehm zu sein. Schnell richtete der den Fokus wieder auf andere. Er lobte den ERC Ingolstadt und dessen Fans für eine starke Serie. „Wir waren in der Mitte der Serie einfach eiskalt bei unseren Chancen. Wir haben Spiele gewonnen, in denen Ingolstadt einfach besser war und das brauchst du in den Playoffs. Am Ende haben wir es mit viel Herz und Leidenschaft über die Linie gebracht“, so Müllers Analyse.
Im Finale wartet nun der nächste dicke Brocken auf den KEC. DEL-Rekordmeister Berlin, in der Hauptrunde hinter Ingolstadt Zweiter, marschierte souverän durch die Playoffs, verlor in beiden Serien insgesamt nur ein Spiel. Nach dem 4:0-Sweep im Halbfinale gegen die Adler Mannheim gehen die Eisbären– anders als die Haie – frisch und ausgeruht in die Finalserie.
Moritz Müller: „Hätz und Siel gezeigt“
Müller hat mit dem Hauptstadt-Klub noch eine Rechnung offen. 2008 und 2013 waren es jeweils die Eisbären, die dem Verteidiger und dem KEC im Finale den Titeltraum versauten. Beide Serien, damals im „Best of five“-Modus, endeten aus Sicht der Haie mit 1:3.
Der KEC-Kapitän weiß, was auf seine Mannschaft zukommt. Anders als Siegtorschütze Justin Schütz („Wir sind der Underdog, aber wenn wir so spielen, dann können wir jeden schlagen, auch viermal.“) verzichtete Müller auf forsche Ansagen. „Berlin ist eine der Top-Mannschaften der Liga, die wissen, wie das geht. Wir kommen da als Außenseiter hin und wollen uns natürlich nicht verstecken“, sagte er.
Der Nationalmannschaftskapitän stellte den besonderen Kampfgeist der Kölner heraus. „Unser Playoff-Motto ist ‚Met Hätz und Siel‘. Das haben wir heute und während der gesamten Playoffs gezeigt.“ Auch gegen Berlin wird es auf Herz und Seele ankommen. Das verkörpert wohl keiner so sehr wie Moritz Müller.