Der 1. FC Köln und Steffen Baumgart haben sich einvernehmlich getrennt. Ein Szenario, das lange unvorstellbar schien.
Kommentar nach Aus von Kult-CoachBaumgart geht durch die große Tür – jetzt muss Keller liefern
Steffen Baumgart (51) ist nicht mehr Trainer des 1. FC Köln. Einen Tag nach der 0:2-Niederlage bei Union Berlin gab der Klub die Trennung vom Kult-Coach bekannt. „Wir sind gemeinsam zur Entscheidung gelangt, die Zusammenarbeit zu beenden – auch wenn das menschlich schmerzhaft ist“, teilte Christian Keller (45) in einem offiziellen Statement mit.
Der FC ohne Baumgart – eigentlich undenkbar. Der Coach hat in seinen zweieinhalb Jahren seine Spuren hinterlassen. Egal, wer es macht, derjenige wird ein großes Erbe antreten. Ein Kommentar.
Steffen Baumgart führt FC in erster Saison nach Europa
Das Unvorstellbare ist passiert. Steffen Baumgart ist nicht mehr Trainer des 1. FC Köln. Der Kult-Coach. Das unumstrittene Gesicht des Vereins. Derjenige, der die Fan-Herzen im Sturm erobert und den Klub nach tristen Jahren wieder aus der Lethargie geholt hat.
Nachdem ihr „Baumi“ den FC in seinem ersten Jahr prompt in die Conference League geführt hatte, hätten die Fans ihm am liebsten damals schon ein Denkmal gebaut. Plötzlich trug jeder Schiebermütze. Baumgart und der FC – das passte wie Ar** auf Eimer!
Die Euphorie war derart groß, dass Präsident Werner Wolf ihm zeitweise einen Vertrag auf Lebenszeit unter die Nase gerieben hätte. Was der FC-Coach anpackte, wurde zu Gold. Er war nicht nur Bessermacher, bei manch einem Spieler wurden ihm gar magische Fähigkeiten unterstellt.
Er hat sie alle hingekriegt und im Kollektiv zum Erfolg geführt. Mit einem Power-Fußball, der Bock gemacht hat, für den man gerne ins Stadion gegangen ist. Nach oben schien es keine Grenzen zu geben. Europapokal wurde laut ausgesprochen, Champions League zumindest laut gedacht. Mit dem Mann kann der FC alles erreichen.
Steffen Baumgart: Architekt des FC-Erfolgs geht von Bord
Aber nicht mit den Finanzen … Die schwebten schon ab Baumgarts erstem Tag wie ein Damoklesschwert über dem Geißbockheim. Spätestens als der Europa-Nebel, der durch das Rhein-Energie-Stadion zog, verflogen war, bekam auch er das zu spüren. Dieser Verein hat sehr wohl Grenzen – und die waren schnell erreicht.
Heute noch die kühnsten Träume gehabt, morgen schon die größten Sorgen. Er musste tatenlos mit ansehen, wie ihm eine tragende Säule nach der anderen genommen wurde. Özcan, Modeste, Hector, Skhiri – alle weg. Mittlerweile ist das FC-Haus einsturzgefährdet und der Architekt des Erfolgs geht von Bord.
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Er geht durch die „große Tür“, aber zu Fuß und nicht auf einer Sänfte. Denn abseits des bitteren Sparzwangs und Kellers verfehlter Personalpolitik hat auch er Fehler gemacht. Am Ende wohl einen zu viel. Er hat die Spieler nicht mehr besser gemacht, er hat die Jugend konsequent missachtet, seine Personal-Entscheidungen haben zuletzt nicht nur die Fans, sondern auch die Spieler verwirrt und er ist abgerückt von seinem Fußball, der ihm so viel Renommee in ganz Deutschland eingebracht hat.
Er ist vom Kurs abgekommen. Baumgart war nicht mehr Baumgart. Er war nicht mehr das, was ihn so stark gemacht hat. Er hat aber auch den Glauben an das Projekt FC verloren. Als er gesehen hat, dass eine Patrone nach der anderen wirkungslos verschossen wurde, war die Luft raus. Er hat nichts mehr zu geben. Bis zuletzt wähnte er sich nach außen zwar als nach wie vor „Richtigen“ und versprach immer noch Lösungen, aber in seinen Augen war das FC-Feuer längst erloschen.
„Zu gehen, tut weh“, sagte er zum Abschied – man glaubt es ihm sofort. Auch die Fans werden länger dran zu knabbern haben, egal wer auf Baumgart folgt. Der Großteil hätte sich einen anderen Ausgang des FC-Dramas gewünscht. Auf Suche nach Schuldigen für die missliche Lage wird meist der Name Keller zuerst genannt. Er ist für viele das wahre Gesicht der Krise, nicht Baumgart. Jetzt muss er liefern, auch wenn das Cas-Urteil der nächste Donnerschlag für den Klub ist. Nun wird er an der erfolgreichen Trainer-Suche gemessen, er muss den neuen Baumgart finden.