„Ich bereue wirklich nichts“Er kam für Millionen-Summe: Ex-FC-Star trainiert im Arbeitslosen-Camp

Vincent Kozielle, Marvin Obuz und Jorge Mere laufen sich warm.

Der ehemalige FC-Profi Vincent Koziello (r.), hier gemeinsam mit Jorge Mere (l.) und Marvin Obuz im Training am 14. Juli 2021, ist auf der Suche nach einem neuen Verein.

Der ehemalige FC-Profi Vincent Koziello trainiert aktuell in einem Arbeitslosen-Camp der französischen Spielergewerkschaft. In einem Interview hat er jetzt auch über seine schwere Zeit in Köln gesprochen.

von Sebastian Bucco  (buc)

Als Mittelfeldspieler Vincent Koziello (28) im Sommer 2018 zum 1. FC Köln wechselte, herrschte viel Euphorie um den damals jungen Neuzugang. Für eine Schnäppchen-Summe von drei Millionen Euro (damaliger Marktwert laut „Transfermarkt“: elf Millionen Euro) lockte Ex-Geschäftsführer Armin Veh (63) den talentierten Franzosen von OGC Nizza ans Geißbockheim.

Die hohen Erwartungen konnte der ehemalige FC-Profi jedoch nie erfüllen. Mittlerweile ist der 28-Jährige vereinslos und hält sich in einem Camp der französischen Spielergewerkschaft fit. In einem Interview bei „L'Équipe“ hat Koziello jetzt über seine schwere Zeit in Köln, die Gründe für seinen rasanten Karriereabstieg und die Vereinssuche gesprochen.

Vincent Koziello: „Am Anfang wurde ich ziemlich schlecht beraten“

Über die aktuelle Möglichkeit, im UNFP-Camp zu trainieren, ist der Franzose froh: „Ich bin sehr glücklich, hier zu sein und die Atmosphäre eines Vereins wiedergefunden zu haben. Es ist ein echtes Vergnügen, wieder mit einer Gruppe auf dem Platz zu stehen. Es ist ein Glück, eine Vorbereitung machen zu können, wenn man keinen Verein hat“, sagt Koziello.

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In seiner aktuellen Situation versucht er daher auch das Positive zu sehen: „Ich bin nicht enttäuscht. Die Einrichtungen sind hervorragend, besser als in manchen Vereinen, und es ist alles vorhanden.“

Bis zum Sommer stand der Ex-FC-Profi in Belgien bei KV Oostende unter Vertrag, doch der Zweitligist musste im Juni Insolvenz anmelden. Für höhere Aufgaben konnte sich der 28-Jährige bis dahin scheinbar nicht empfehlen – auch wegen einer größeren Hüft-OP Anfang des Jahres.

Erste Schmerzen hatte Koziello bereits, als er noch in Köln unter Vertrag stand. „Am Anfang wurde ich ziemlich schlecht beraten. Man sagte mir, dass da nichts zu machen wäre und dass ich so lange spielen könne, bis es nicht mehr geht. Sie können sich meine Reaktion vorstellen... Ich habe mich natürlich gequält, und dann habe ich Spezialisten in Lille und einen Professor in Belgien aufgesucht, der mich überzeugt hat.“

Die Zeiten sind inzwischen aber vorbei. „Heute spüre ich einen enormen Unterschied. Natürlich habe ich ein Muskeldefizit, das ich gerade ausgleiche, aber ich habe wieder Spaß auf dem Platz“, erklärt der Mittelfeldspieler.

Weniger Spaß hatte er dagegen in seiner Zeit als FC-Profi. Einige Fans mögen sich zwar an sein Tor beim 2:1-Sieg gegen RB Leipzig (25. Februar 2018) erinnern, das war jedoch seine einzige Torbeteiligung in zwölf Bundesliga- und 14 Zweitliga-Partien.

Vincent Koziello: „Meine Karriere ist noch lange nicht vorbei“

Wegen seines Wechsels in die Domstadt und dem anschließenden beispiellosen Absturz macht sich der Franzose trotzdem keine Vorwürfe: „Ich sprach mit meinem Umfeld darüber und wir waren uns einig, dass es eine interessante Herausforderung war. Vielleicht war es an der Zeit, etwas anderes zu sehen, um einen Schritt weiterzukommen. Ich ging zum Derby gegen Mönchengladbach und das Stadion, die Atmosphäre waren unglaublich. Ich bereue wirklich nichts.“

Die Schuld für seine ausbleibenden Leistungen sucht Koziello bei sich selbst: „Ich trage einen Teil der Verantwortung, denn ich bin es, der auf dem Platz steht. Ich war weniger leistungsfähig, und ohne mich dahinter zu verschanzen, haben die Verletzungen nichts verbessert. Bisher war ich davon verschont geblieben, aber die Verletzungen begannen in meiner zweiten Saison in Deutschland.“ Dazu sei Covid gekommen, was seine halbjährige Leihe beim Paris FC stark bestimmt habe.

Jetzt möchte der ehemalige FC-Profi aber wieder nach vorne schauen. „Ich fühle mich reifer, ruhiger und gelassener. Mit mentalen Qualitäten, die ich etwas weniger hatte. Ich bin intelligenter auf dem Platz, taktisch viel besser. Aber vor allem fühle ich mich in meinem Körper wohl. Ich bin zuversichtlich, was die nächsten Schritte angeht. Meine Karriere ist noch lange nicht vorbei“, versichert der 28-Jährige.