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Exklusiv-InterviewFunkel: Mit Höhner-Hit zum Kiel-Sieg & Rat an FC-Bosse
Köln – Köln feiert die Rettung und den Baumeister des Erfolgs: Friedhelm Funkel (67). Acht Spiele, vier Siege, ein Unentschieden und drei Niederlagen waren die Bilanz des Feuerwehrmanns. Am Ende konnte der Routinier den siebten Abstieg der Vereinsgeschichte verhindern. Am 30. Mai, dem Tag nach dem fulminanten 5:1-Sieg in Kiel, sprach EXPRESS ausführlich mit Funkel über seine Mission.
Friedhelm Funkel spricht über die Mission Rettung
Der Feuerwehrmann des 1. FC Köln hat es geschafft
Coach mit klaren Hinweisen an die Bosse des Vereins
Glückwunsch zum Klassenerhalt. Haben Sie wild gefeiert?
Ich hab in der Kabine und im Flieger zwei Bier getrunken, danach bin ich aber direkt nach Hause gefahren. Als ich da um 0.45 Uhr ankam, warteten einige Freunde auf mich. Mit Decken eingehüllt haben wir dann noch bis 3.30 Uhr auf der Terrasse gesessen und den Sieg gefeiert. Danach konnte ich endlich mal wieder gut schlafen.
Sie haben es schon gesagt, dass der Job Sie geschlaucht habe.
Ja, ich habe mir permanent intensive Gedanken gemacht, Gespräche mit Spielern vorbereitet, nach der Hinspiel-Niederlage überlegt, was wir ändern müssen. Da rattert es permanent im Kopf, und man kann nur noch ein wenig schlummern. Das schlaucht schon, weil ich doch eine Riesen-Anspannung verspürt habe. Gott sei Dank haben wir zum Rückspiel die richtigen Entscheidungen getroffen. Die vier frischen Spieler haben wir bewusst am Mittwoch draußen gelassen.
Diese Leistung und dieses Ergebnis hatte niemand der Mannschaft zugetraut.
Ich hatte schon im Vorfeld immer gesagt, dass die Entscheidung in Kiel fällt. Warum sollten wir da nicht gewinnen? Die Mannschaft hat in der ganzen Saison auswärts mit 19 gegenüber 14 Punkten zu Hause mehr Zähler geholt. Es war doch klar, dass wir bei einem Sieg entweder in der Verlängerung sind oder gerettet. Das war unsere Marschroute.
Wie haben Sie die Truppe vom Anpfiff weg so heiß bekommen?
Ich habe am Spieltag die Video-Sitzung ausfallen lassen. Wir sind nur spazieren gegangen. In der Kabine ging es nur um Emotionen, nicht um Flipcharts oder Tafeln. Es ging darum, Willen, Wucht und Power zu wecken. Unmittelbar vor dem Rausgehen nach dem Warmmachen haben erst Jonas Hector und dann Ron-Robert Zieler im Kreis ganz emotionale und positive Worte gefunden. Ich habe nur zwei Sätze gesagt: „Wenn nicht jetzt, wann dann? Wenn nicht hier, wo dann?“ Da habe ich mich also bei den Höhnern bedient. Dann habe ich den Jungs gesagt: „Ihr wisst, was das in Köln bedeutet.“
Rückblickend werden Sie froh sein, dass Ihr Comeback nicht im Abstieg geendet ist.
Ich habe immer gesagt, dass ich mich nicht mit einem Scheitern beschäftige. Ich bin froh und der Mannschaft sehr dankbar, dass sie es sieben Wochen mit mir so durchgezogen hat. Dass mir die Truppe dieses Abschiedsgeschenk gemacht hat, werde ich ihr nie vergessen. Schöner kann man nicht zurück in den Ruhestand gehen. Ich habe nicht mehr vor, noch mal auf die Bühne Bundesliga zurück zu kehren. Den Fehler, das als endgültig zu verkünden, mache ich aber nicht mehr. Ich bin zwar nicht so alt, wie ich aussehe, aber die Regenerationszeit nach dieser Episode wird schon etwas dauern.
Wie entspannen Sie sich nun?
Eigentlich wollten wir drei Tage nach Holland, das haben wir kurzfristig abgesagt. Nächste Woche fahren wir mit Kindern und Enkeln eine Woche nach Österreich. Sechs Erwachsene und vier Kinder, da freue ich mich drauf. Und dann werde ich während der letzten zwei EM-Wochen auf Fuerteventura im Robinson Jandia Playa die EM-Spiele kommentieren. Das mache ich schon seit 20 Jahren.
Werden Sie auch noch einmal zum FC zurückkehren?
Ja, in den nächsten Tagen komme ich noch mal zum Geißbockheim, um mich mit Alex Wehrle und anderen Verantwortlichen zu unterhalten. Ich werde noch einmal vorbei schauen, um mich zu erkundigen, wie es weitergehen wird.
Welchen Rat können Sie den Verantwortlichen denn nach Ihrem Engagement geben?
Es gibt einige Ansatzpunkte. Eins ist klar: Es darf nicht so weitergehen mit dem FC. Jetzt hat man zweimal Glück gehabt, aber daraus müssen Schlüsse gezogen werden. Das nächste Jahr wird nicht schwerer. Bei allem Respekt vor Bochum, Fürth oder Bielefeld: Der 1. FC Köln hat viel bessere Voraussetzungen, um in der Liga zu bleiben. Doch das geht nicht bei den aktuellen Strukturen. Es müssen klare sportliche Konturen auf der Entscheidungsebene her. Es dürfen nicht immer – überspitzt gesagt – 100 Leute bei jedem Thema mitsprechen. Diese ganzen Gremien mit so vielen Personen ohne Fußballkompetenz hemmen den Verein zu sehr. Diese Eindrücke gebe ich gerne weiter, damit nicht wieder bis zum letzten Spieltag gezittert werden muss.