Hass im NetzFC-Verteidiger Chabot wird nach Roter Karte angefeindet – Baumgart ordnet Fehler ein

Die Niederlage in den Playoffs der Conference League traf die Fans des 1. FC Köln mitten in die Euro-Euphorie. Im Internet gab es nach dem Spiel üble Beleidigungen für einen FC-Profi.

Es war wohl die Szene des Playoff-Hinspiels zwischen dem 1. FC Köln und dem ungarischen Erstligisten Fehérvár FC (18. August 2022): Jeff Chabot (24) kam als letzter Mann zu spät in den Zweikampf und sah bereits früh im Spiel eine harte, aber vertretbare Rote Karte.

Der 1. FC Köln verspielte in der Folge die 1:0-Führung und verlor am Ende in Unterzahl mit 1:2 gegen den krassen Außenseiter aus Ungarn. Die ganze Euro-Euphorie war auf einen Schlag dahin, wütende Fans ließen ihrem Frust im Internet freien Lauf.

1. FC Köln: Twitter-User beschimpfen Chabot wüst

Haupt-Ziel der üblen Anfeindungen: Rot-Sünder Chabot. Doch was einige vermeintliche „Fans“ da auf Twitter abließen, hat mit sachlicher Kritik wenig zu tun. Es hagelte Beschimpfungen und Beleidigungen weit unter der Gürtellinie.

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Einige Beispiele der teils abartigen Kommentare: „Jeff Chabot, du brauchst diese Stadt und dieses Stadion nie wieder betreten“, schrieb ein User. Ein anderer schrieb: „Jeff Chabot, ich hasse dich“ und eine Nutzerin drohte sogar: „Jeff Chabot, ich werde dich finden.“

Aber es gab auch Zuspruch von echten Fans. Die zeigten sich solidarisch mit dem Innenverteidiger, bauten den jungen Mann nach seinem ungestümen Einsteigen auf. „Ja, er macht’s natürlich nicht richtig gut, aber vorher macht Hübers den entscheidenden Fehler und bringt Jeff so in Bedrängnis.“ Ein weiterer Nutzer schrieb: „Das Wohl und Weh des 1. FC Köln hängt nicht von Jeff Chabot ab.“

Steffen Baumgart ordnet Rote Karte ein: „Sind in einem Fehlersport“

Steffen Baumgart (50) sprach den Fehler der Leihgabe aus Genua natürlich auch an. Der FC-Trainer sagte am Donnerstagabend: „Er muss da anders reagieren. Man hätte das auch anders lösen können. Er hätte mitlaufen können oder auch einfach dem Torwart im Eins-gegen-Eins vertrauen sollen. Wir müssen lernen, dass wir nicht immer hopp oder top gehen.“

Mit einer Nacht Abstand ordnete er die Situation aber nochmal ein und nahm in dieser Situation nicht nur Chabot in die Pflicht: „Wir sind in einem Fehlersport, da ist es natürlich leicht hinterher zu sagen, das hätte man anders oder besser machen können. Auch in der Roten Karte steckt ja auch mehr als nur die letzte Aktion von Jeff.“

In der lockeren Trainingseinheit am Freitag (19. August 2022) nahm sich Baumgart Chabot deshalb noch einmal zur Seite und sprach mit dem Verteidiger unter vier Augen: „Wir reden öfter miteinander. Es geht nur darum, dass wir das für uns besprochen haben, was aus meiner Sicht der beste Weg gewesen wäre. Aber es ist nicht so, dass Jeff das nicht weiß“, sagte der FC-Trainer: „Ihn ärgert das am meisten.“

1. FC Köln: Baumgart gegen Chabot-Anfeindungen

Bereits nach dem unglücklichen Pokal-Aus in Regensburg wurden viele Fans persönlich, kreideten Chabot mindestens einen Gegentreffer bei der Niederlage in Regensburg an. Schon damals war Baumgart auf 180.

„Was mir missfällt ist, dass viele immer gleich persönlich werden. Nach dem Spiel habe ich gelesen, dass Chabot an Gegentoren beteiligt gewesen ist. Also das geht schon etwas zu weit und zu sehr ins Persönliche. Denn zu einem Gegentor gehören immer mehrere“, sagte Baumgart damals.Anzeige: Jetzt Gutschein für den Fanshop des 1. FC Köln gleich hier im EXPRESS-Gutscheinportal sichern!

Besonders bitter: Erst kürzlich hatte sich der FC mit seiner Kampagne „#blievfair“ gegen Hate Speech im Netz eingesetzt. „Wir setzen uns für eine offene und ehrliche Fankultur ein, die gleichzeitig respektvoll und friedfertig ist. Wir stellen uns ganz klar gegen jegliche Form von Hass, Beleidigungen und Diskriminierung. Wir alle sind der 1. FC Köln – mit Verantwortung und Leidenschaft“, sagte FC-Präsident Dr. Werner Wolf (66).

Auch oder gerade nach bitteren Niederlagen wie in Regensburg oder gegen Fehérvár sollten sich einige FC-„Fans“ diese Worte noch einmal in Erinnerung rufen.