Zesamme erstklassigSo fiebert Kölns fast vergessener Nationaltorwart mit dem FC

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Gerd Welz trug in 89 Spielen das Trikot des 1. FC Köln und fiebert im Abstiegskampf mit.

von Alexander Haubrichs  (ach)

Bad Wildungen – Der 1. FC Köln kämpft ums sportliche Überleben – und seine Anhänger drücken ihm die Daumen. Aber nicht nur die: Viele Fußballer haben in den vergangenen Jahrzehnten für den Verein buchstäblich die Knochen hingehalten. Darunter Gerhard Welz (76), der fast vergessene Nationaltorhüter und Vorgänger von Toni Schumacher (67) im FC-Tor.

  1. Gerhard Welz spielte 89 Mal für den 1. FC Köln
  2. Weltmeister-Traum platzte durch Kopfverletzung
  3. Ex-FC-Keeper glaubt an Rettung durch Friedhelm Funkel

Obwohl in Frankfurt geboren, im Taunus zuhause und ein Weltenbummler, sagt er: „Der FC ist der beste Klub der Welt. Noch ein Abstieg darf nicht passieren! Aber Friedhelm Funkel ist ein alter Haudegen. Er bringt den richtigen Geist ans Geißbockheim!“

Gerd Welz bis heute dem 1. FC Köln verfallen

Als er das Geißbockheim das erste Mal erblickte, wusste es Gerhard Welz sofort. „Das ist mein Verein, hier will ich hin“, erzählt der frühere Top-Torwart dem EXPRESS mit dem Blick zurück.

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Welz war über Viktoria Aschaffenburg bei Bayern München gelandet. „Ich habe mit Sepp Maier trainiert wie die Wahnsinnigen. Wir haben uns ein Zimmer geteilt. Ich hab ihm gesagt: Irgendwann kriege ich dich, ich will spielen.“

Welz lacht. „Dem Sepp war es dann ganz lieb, dass ich ging.“ Er heuerte beim 1. FC Saarbrücken an und später beim 1. FC Nürnberg. Aber als der 1. FC Köln, der einen Nachfolger für den wegen des Bundesliga-Skandals gesperrten Manfred Manglitz suchte, anrief, gab es kein Halten.

Wolfgang Overath der Anführer des 1. FC Köln

„Der FC war ein Top-Verein, mit dem Anführer Wolfgang Overath. Noch heute ist er für mich nur mein Kapitän“, gerät Welz ins Schwärmen.

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FC-Keeper Gerhard Welz im November 1974 mit dem Kölner Teamkollegen Heinz Flohe.

89 Spiele machte er für den FC, in der Saison 1972/73 wurde das Team Vize-Meister und stand im Pokalfinale. Dort parierte der Torwart einen Elfmeter von Jupp Heynckes sensationell, doch dann wechselte sich Günter Netzer selbst ein und entschied die legendäre Partie für Borussia Mönchengladbach.

Welz stand im Tor der B-Nationalmannschaft und der U23-DFB-Auswahl. Eine große Karriere stand ihm bevor, er galt als aussichtsreicher Kandidat für die Position hinter Sepp Maier (77) bei der WM 1974 und wäre heute wohl Weltmeister. Doch es kam zu einem fürchterlichen Zusammenprall mit Peter Hidien am 2. März 1974 bei der 1:2-Pleite gegen den Hamburger SV.

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1. FC Köln damals im Tor überragend besetzt: 1974 sind neben Gerhard Welz (r.) auch Toni Schumacher (M.) und Slobodan Topalovic unter Vertrag.

Welz war bewusstlos, kurz darauf prallte er im Training gegen einen Torpfosten. Es wurde ein Blutgerinnsel festgestellt, eine Not-OP rettete sein Leben, trotzdem verlor er ein Jahr und so ging ein anderer Stern auf: Toni Schumacher, heute 67, ersetzte Welz im Tor und wurde zur Kölner Keeper-Legende. Welz: „Ihm habe ich das gegönnt, denn er hat genauso verrückt trainiert wie ich.“

Gerd Welz spielte 29 Mal für Fortuna Köln

Zur ganz großen Karriere reichte es danach nicht mehr, er kehrte aber noch einmal nach Köln zurück: Für die Fortuna bestritt er Anfang der Achtziger 29 Spiele. Seine Liebe aber galt immer dem FC. „Der Kontakt riss nie ab. Geschäftlich war ich mit Wolfgang Overath immer verbunden, aber sportlich drückte ich immer dem Klub die Daumen.“

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Ex-Köln-Keeper Gerd Welz mit Stürmer-Legende Klaus Fischer 2019 in seinem Bistro in Bad Wildungen.

Privat zog es ihn nach der Karriere in die Emilia Romagna, im Hintergrund aber hatte er immer noch seine Finger im Fußball-Business im Spiel. So vermittelte er seinen Freund Berti Vogts (74) nach Aserbaidschan, FC-Manager Michael Meier (71) legte er Neapels Edinson Cavani (34) nahe, aber der dürfte schon damals zu teuer gewesen sein.

Klaus Fischer und Berti Vogts in Welz' Bistro in Bad Wildungen

In seinem Bistro in Bad Wildungen kehrten immer wieder alte Weggefährten wie Sturmlegende Klaus Fischer (71) ein. „Kurz vor Corona habe ich aber zum Glück alles verkauft“, sagt Welz. Jetzt ist der Ex-Keeper im Unruhestand und drückt dem 1. FC Köln die Daumen.

„Nach der Saison muss dringend aufgeräumt werden, es braucht ein klares sportliches Konzept und den passenden Trainer. Doch jetzt gilt es erstmal im Saisonfinale", sagt Welz.

„Friedhelm Funkel ist ein Haudegen der alten Schule. Sie sind in den letzten Partien mit der richtigen Einstellung, dem richtigen Geist in die Spiele gegangen. Da müssen sie jetzt weitermachen. Dann schaffen sie es auch!“ Und neben Welz würden sich dann noch viele andere freuen, die den FC seit Jahrzehnten ins Herz geschlossen haben.