Neuer Köln-CoachFamilie, Schlager-Training, schlimmes FC-Erlebnis – so tickt Baumgart
Köln – Die Trainer-Zukunft des 1. FC Köln ist geklärt – der neue Coach heißt Steffen Baumgart (49)! Am Dienstag (11. Mai) gab der Klub die Verpflichtung des heftig umworbenen Paderborn-Coaches bekannt. Auf was für einen Typen kann sich der FC freuen? EXPRESS nimmt Baumgart (Vertrag bis 2023) unter die Lupe.
- Steffen Baumgart neuer Trainer des 1. FC Köln
- EXPRESS erklärt: So tickt Baumgart
- Alles über seine Karriere, seine Familie und seine Fußball-Philosophie
1. FC Köln: So tickt Steffen Baumgart
Sein Leben: Baumgart wurde 1972 in Rostock geboren, wuchs in der DDR auf. „Ich hatte eine schwerelose Jugend, konnte meinen Sport machen und hatte alles, was ich brauchte“, erzählte er mal in einem Interview.
Vor der Wende war er Angestellter der Deutschen Volkspolizei, in dieser Funktion unter anderem mal beim Meisterschaftsfinale Rostock gegen Dresden im Einsatz. 1991 ging er in den Westen, spielte als Vertragsamateur bei der SpVg Aurich und schloss eine Ausbildung zum KFZ-Mechaniker ab. Baumgart: „Es war mir immer wichtig, am Ende etwas in der Hand zu halten.“
Seine Profi-Karriere: So richtig in Schwung kam Baumgarts Fußballer-Laufbahn mit der Rückkehr nach Rostock 1994. Bei Zweitligist Hansa war der Stürmer Stammspieler, schoss in seiner ersten Saison zehn Tore und feierte am Ende den Bundesliga-Aufstieg.
Weitere Stationen waren unter anderem Wolfsburg (1998/99), wieder Hansa (1999 – 2002), Union Berlin (2002 – 2004), Energie Cottbus (2004 – 2008) und Magdeburg (2008). Insgesamt lief Baumgart 225-mal in der Bundesliga auf (29 Tore), absolvierte zudem 142 Zweitliga-Partien (35 Treffer). Seine höchste Pleite kassierte er übrigens in Müngersdorf: 0:7 mit Union beim FC!
Sein Trainer-Traum: Baumgarts großes Ziel war von Anfang an eine Karriere als Coach. Bei „Einfach mal luppen“, dem Podcast von Toni und Felix Kroos, erzählte er zuletzt: „Ich wollte wirklich schon immer Trainer werden. Die Geschichte liegt mir im Blut. Mein Opa war lange Handball-Trainer, mein Vater auch. Mittlerweile habe ich festgestellt, dass ich wohl nichts besser kann.“
Der Weg zum FC: Germania Schöneiche (2008/09), Magdeburg (2009/10), Hansa Rockstock (Co-Trainer 2012/13), SSV Köpenick-Oberspree (2014/15), Berliner AK (2015/16) und natürlich der SC Paderborn (2017 bis 2021), den er zwischenzeitlich von der 3. Liga ins Oberhaus führte.
Seine Familie: Baumgart ist verheiratet, hat mit seiner Frau Katja drei Kinder: Fiona, Emilia und Nick. Hauptwohnsitz der Familie ist Berlin-Köpenick, ganz in der Nähe der Alten Försterei.
Katja leitete früher die Fanshops von Union Berlin. Zur Familie gehören natürlich auch die beiden Hunde Iley und Jory. Zwei Eurasier, die sogar einen eigenen Instagram-Account haben.
Seine Philosophie: Baumgart steht auf Offensivfußball und Tempo, die FC-Fans dürfen sich auf Spektakel freuen! Er sagt: „Das ist das, was die Leute sehen wollen – ein Fußballspiel. Man muss alles daran setzen, dass die Leute zufrieden nach Hause gehen und sagen: Was für ein geiler Auftritt.“ Von seinen Spielern fordert der 49-Jährige immer volle Einsatzbereitbereitschaft („Jeder kann laufen“). Für ihn ist Fußball ein Kampfsport: „Am Ende geht es immer Mann gegen Mann, sich immer durchzusetzen gegen den anderen.“
Auf ein System festgelegt ist Baumgart („Bin nicht der größte Taktikfuchs“) dabei nicht. Paderborn ließ er in der Vergangenheit häufig im 4-4-2 mit Doppelsechs spielen – gerade in der laufenden Saison aber auch oft im 4-1-4-1, 4-2-3-1 oder 4-3-3.
Seine Arbeitsweise: „Klar, einfach und unkompliziert“, so geht Baumgart seinen Job an. Heißt: „Ich zähle mich zu der Art Trainer, die den Laptop nur an- und ausmachen. Für mich zählt Mentalität und der Spaß am Sport. Mich nerven Spieler, die dieses geile Spiel nur als Job sehen.“
Eine One-Man-Show ist nichts für ihn, er lässt sein Trainerteam und auch die Profis mitreden. Nach dem Motto: „Ich gebe etwas vor und sage den Jungs: Wenn ihr der Meinung seid, ihr könnt das nicht umsetzen, müssen wir diskutieren. Ein Trainer muss den Spielern zuhören können.“
Seine Leidenschaft: Baumgart zählt ohne Zweifel zu den Trainer-Vulkanen im Profi-Geschäft. FC-Sportboss Horst Heldt (51) nennt ihn nicht umsonst einen „emotionalen Leader“. Wenn das Spiel läuft, tigert Baumgart wie ein zwölfter Mann durch die Coaching-Zone, peitscht an, ist kaum zu überhören. Bei den Schiedsrichtern kommt seine Leidenschaft nicht immer gut an. 2019 sah er als erster Trainer der Bundesliga-Historie eine Gelbe Karte. Eine Regel, über die er noch immer nur den Kopf schütteln kann: „Das ist die sinnloseste Geschichte, die sie eingeführt haben.“ Bei Baumgart ist eben Klartext angesagt – auf und neben dem Platz!
Sein Mentor: Kein anderer Coach hat den Bald-Kölner so sehr geprägt wie Wolfgang Wolf (63). In Wolfsburg kickte er als Profi unter ihm, später war Baumgart in Rostock Wolfs Assistent. „Ich schätze ihn sehr. Wenn ich einen Mentor habe, mit dem ich mich auch mal in schwierigen Situationen unterhalte, ist es er.“
Seine Ticks: Für Kölns Zeugwarte wird es ab der kommenden Saison einfach: Pullis und Jacken brauchen sie Baumgart gar nicht erst raussuchen – er steht selbst im Winter mit T-Shirt an der Seitenlinie. Ebenfalls nicht fehlen dürfen eine Kappe, Kaugummi und ein weißes Armband. Dieses trägt der Coach am rechten Handgelenk, Aufschrift: „Erfolg ist kein Glück“.
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Seine Schlager-Liebe: Baumgart gilt als Schlager-Fan, kann unter anderem die „Pur“-Hits mitsingen. In Paderborn ließ er beim Training mal die Elektro-Mucke der Spieler abschalten und forderte „Spiel‘ nicht diese Bum-Bum-Musik, ich will Helene Fischer hören!“ Dann kam „Atemlos“…
Sein Engagement: Der Rostocker hat ein großes Herz. Er setzt sich neben seiner Trainer-Tätigkeit für soziale Projekte ein, ist Pate von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Auch politisch hält Baumgart mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg: „Es ist wichtig, sich zu äußern, gerade in dieser Zeit, wo es Parteien gibt, die radikal werden. Man muss sagen: Ihr seid nicht die Mehrheit, wir sind mehr!“