Seit über zehn Jahren versucht der 1. FC Köln seinen Standort am Geißbockheim zu optimieren. Dabei verzettelt sich der Klub aber und muss über andere Wege nachdenken, meint unser Autor. Ein Kommentar.
Leidiges Thema GeißbockheimStatt Kleinkrieg mit Politik: FC muss jetzt seine Wucht entfalten
Der 1. FC Köln sieht sich selber als einen der größten deutschen Fußball-Klubs. Natürlich gehört dieser in die 1. Liga und müsste eigentlich international spielen.
Doch allein beim Thema Geißbockheim-Ausbau sieht man, dass zwischen Anspruch und Wirklichkeit inzwischen nicht nur Welten, sondern Universen liegen. Vor rund zehn Jahren hat der Klub seine Wünsche und Anliegen offengelegt.
FC kommt nicht weiter, die Konkurrenz hat längst aufgerüstet
Fakt ist seitdem: Wenn man als Profiverein weiter erfolgreich sein will, muss man am Geißbockheim wichtige Modernisierungen vornehmen und ein anständiges Nachwuchsleistungszentrum errichten. Zehn Jahre lang hat man sich seitdem in Kleinkriege verstrickt.
Die FC-Verantwortlichen lassen sich auf der einen Seite von der Politik regelrecht an der Nase herumführen. Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagte mal Unterstützung zu, dann drehte sie sich um 180 Grad. Und auf der anderen Seite diktieren die Fans den FC-Bossen, dass der Standort Geißbockheim nicht verhandelbar ist.
Links und rechts rüsten derweil die Konkurrenten auf, errichten gigantische Komplexe wie Borussia Mönchengladbach rund um sein Stadion. Im Jahr 2020 durfte sogar Bayer Leverkusen sein Trainingsgelände erweitern – auf Kölner Boden (drei Plätze in Flittard). Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
Da fragt man sich beim FC: Wie machen die das bei Bayer bloß? Die Kölner Führung hat in den letzten Jahren immerhin einige Dinge angeschoben, der Profitrakt wurde modernisiert. Der große Wurf bleibt allerdings aus, man verzettelt sich im Klein-Klein. Da noch ein Kompromiss oder doch ein Umzug nach Marsdorf? Nein, geht nicht.
Die Folge: bis heute wird der Klub bei seinem Vorhaben regelrecht veräppelt. Jetzt liegt zwar ein Ratsbeschluss vor, dass der FC ein Leistungszentrum bauen darf, allerdings auf einem der wichtigsten Trainingsplätze. Durchbruch? Fehlanzeige!
Die Kölner Bosse rutschen ins nächste Dilemma: Was sollen wir mit einem Leistungszentrum mit Regenerationsräumen und Umkleiden für die Jugend, wenn sie nirgendwo Fußball spielen kann? Es ist unfassbar!
Und der Kleinkrieg mit der Kölner Politik geht weiter: Erst soll die Stadtverwaltung neue Flächen für Trainingsplätze beschaffen, sonst wird nicht vom FC gebaut.
Ein FC-Machtwort ist das nicht, hinter den verschlossenen Türen dürften viele Kölner Politiker nur müde lächeln oder mit den Schultern zucken. Und wenn es dann tatsächlich neue Plätze geben sollte, geht es bestimmt weiter mit den Kompromissen: Hier ist kein Flutlicht erlaubt, da darf nur montags bis freitags laut trainiert werden oder der Platz ist zwar 100 Meter lang, aber nur zehn Meter breit.
Das alles lässt der 1. FC Köln nun schon über zehn Jahre mit sich machen. Es ist an der Zeit, dass der FC einmal seine ganze Wucht entfaltet und ausspielt, wie von Präsident Werner Wolf schon mal angedeutet. 140.000 Mitglieder, jährlich Millionen an Steuereinnahmen für die Stadt Köln durch Gäste-Übernachtungen sowie Kneipen-Umsätze – der FC ist einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren in der Region.
Wenn der Verein wirklich ein nachhaltig erfolgreicher Bundesligist sein will, sollten die FC-Bosse endlich mal neue Ideen entwickeln, um ihre Ziele mit aller Vehemenz durchzusetzen. Geht der Kleinkrieg mit der Kölner Kommunal-Politik weiter, wird der Geißbockheim-Ausbau auch in den kommenden zehn Jahren nicht voranschreiten.