„Es gibt Phasen ...“Viele Chancen, keine Tore: Der FC-Sturm ist nur ein laues Lüftchen

Damion Downs hilft Tim Lemperle wieder auf die Beine.

Damion Downs hilft Tim Lemperle wieder auf die Beine. Das FC-Sturm-Duo agiert bislang glücklos. Das Foto stammt vom 2. August 2024.

Der 1. FC Köln wartet weiter auf den ersten Dreier in der 2. Liga – und das erste Stürmer-Tor der laufenden Saison. Vorne drückt der Schuh.

von Denis Canalp  (can)

Der 1. FC Köln ist durchwachsen in die 2. Bundesliga gestartet. Nach der Auftakt-Pleite in Müngersdorf gegen den Hamburger SV kamen die Geißböcke bei der SV Elversberg am 2. Spieltag nicht über ein 2:2-Remis hinaus.

Auch wenn sich nach 180 Pflichtspielminuten noch nicht der Trend für eine gesamte Saison ablesen lässt: Aus den ersten zwei Pflichtspielen hat Neu-Trainer Gerhard Struber (47) zahlreiche wichtige Erkenntnisse mitgenommen. Besonders auffällig: Vorne drückt beim FC der Schuh.

1. FC Köln hat die meisten Torschüsse der 2. Liga, aber die Stürmer treffen nicht

Struber hat das natürlich erkannt, aber redet die bislang recht harmlose Offensive öffentlich nach dem 2:2 in Elversberg stark: „Wir sind in einer Phase, in der die Jungs viel investieren, um Chancen herauszuarbeiten. Mit den Leistungen in den ersten beiden Spielen kann ich gut leben.“

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Der FC kam in den ersten beiden Spielen zu deutlich mehr Torschüssen als der Gegner. 49 Mal ballerten die FC-Profis in zwei Partien in Richtung des gegnerischen Kastens – das ist mit Abstand Liga-Bestwert vor Greuther Fürth (37). Der FC kommt zu Abschlüssen, erspielt sich Tor-Chancen – das ist gut, drei erzielte Tore offenbaren aber gleichzeitig Kölns größtes Problem: die Chancenverwertung.

Angreifer-Tore sind bis jetzt Mangelware beim FC. Gegen den HSV war es der pfeilschnelle Mittelfeldspieler Linton Maina (25), der per Kopf in Mittelstürmer-Manier traf, in Elversberg sprangen Denis Huseinbasic (23) und Kapitän Timo Hübers (28) für die Stürmer in die Bresche und trugen sich in die Torschützenliste ein.

Die meisten Abschlüsse, aber kein Stürmer-Tor? Da stimmt doch was nicht! Sturm-Tief beim FC: Ein Knipser wird verzweifelt gesucht. Denn Stürmer-Buden waren beim letzten Bundesliga-Aufstieg 2018/19 nun wirklich eine Stärke der Geißböcke. Das Duo Simon Terodde (36) und Jhon Cordoba (31) erzielte gemeinsam satte 49 Tore, der damals im Winter verpflichtete Anthony Modeste (36) kam in zehn Spielen auch nochmal auf respektable sechs Treffer.

Tim Lemperle (22) arbeitet viel für die Mannschaft, versucht ständig Lücken im Angriff zu reißen. Sein unermüdlicher Einsatz wurde in Elversberg mit der Vorlage zum 1:0 durch Huseinbasic belohnt. Ihm fehlt jedoch bislang der nötige Killer-Instinkt vor dem Tor. Doch der fleißige Lemperle ist dennoch ein belebendes Element in der FC-Offensive.

Lemperles Sturmpartner Damion Downs (20) agierte in den ersten zwei Begegnungen deutlich unauffälliger, im Abschluss blieb er aber genauso glücklos. Das Duo meint Struber vor allem, wenn er sagt: „Die Leichtigkeit wird kommen, wenn wir die Spieler ins Torschießen bekommen. Es gibt Phasen, in denen du dir die Dinge sehr hart erarbeiten musst. Das Gute ist, dass wir zu vielen Möglichkeiten kommen.“

Doch wie will der FC beim hoffnungsvollen Sturm-Duo den Schalter umlegen? Am Sonntag (18. August 2024) muss der FC beim Zweitliga-Absteiger SV Sandhausen im DFB-Pokal ran. Definitiv kein Selbstläufer. Und dennoch eine erneute Chance für Lemperle und Downs, den Tor-Knoten zu lösen.

Struber hat quantitativ genügend Alternativen im Angriff zur Hand. Auch die erneute Verletzung von Mark Uth (32) ändert daran nichts. Die Krux: Auch die anderen Stürmer im Kader strotzen nicht gerade vor Selbstbewusstsein. Steffen Tigges (26, zehn Tore in 64 Pflichtspielen für den FC), Florian Dietz (26, drei Treffer in 25 Spielen) und Sargis Adamyan (31, vier Tore in 54 Partien) sind keine echten Startelf-Kandidaten und strahlen auch als Joker nicht die beim FC derzeit dringend benötigte Tor-Geilheit aus.

Vorne drückt beim FC der Schuh – angesichts der bekannten Transfersperre des Klubs könnte sich dieser Zustand schlimmstenfalls noch bis zum Winter ziehen. Erst dann dürfte FC-Boss Christian Keller (45) wieder auf dem Transfermarkt tätig werden. Die Hoffnung, dass das junge Sturm-Duo bis dahin aber zündet, wollen die FC-Verantwortlichen logischerweise noch nicht aufgeben.

Struber weiß auch: Er braucht Punkte, damit der FC nicht schon früh den Kontakt zur Tabellenspitze und den Aufstiegsplätzen verliert. „Wir haben als FC den Anspruch, punktemäßig anders dazustehen. Da gilt es anzusetzen und die Leistung in eine Richtung zu drehen, wo mehr Punkte die Konsequenz sind.“

Auch wenn es in Sandhausen keine Punkte zu gewinnen gibt, Stürmer-Tore und vor allem ein Weiterkommen würden den schwachen Zweitliga-Start ein wenig versöhnlicher gestalten. Geht auch das dritte Pflichtspiel unter Strubers Leitung schief, wird es allerdings schon ungemütlich beim FC. Und dann wird auch die Stürmer-Diskussion mit Sicherheit noch leidenschaftlicher geführt.