Steffen Baumgart appelliert vor dem Rheinland-Derby Borussia Mönchengladbach gegen 1. FC Köln an alle Fans. Die „Coloniacs“ reagieren derweil auf die Razzia nach den Nizza-Ausschreitungen.
„Genug Blödsinn gesehen“Baumgarts größter Wunsch fürs FC-Derby – Ultras reagieren auf Nizza-Razzia

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Steffen Baumgart beim Conference-League-Spiel des 1. FC Köln gegen Partizan Belgrad am 6. Oktober 2022. Die Choreo der Südkurve meinte er ganz bestimmt nicht mit „Blödsinn“.
Derby-Appell von Steffen Baumgart (50)! Der FC-Coach hat für das Duell bei Rhein-Rivale Borussia Mönchengladbach (Sonntag, 9. Oktober 2022, 15.30 Uhr) einen großen Wunsch: Bloß kein neuer Fan-Ärger, sondern „ein friedliches Fußballfest“.
Vor dem emotionalen Hinrunden-Highlight im Borussia-Park (live auf DAZN und im EXPRESS.de-Ticker) betont Baumgart: „Wir haben zuletzt genug Blödsinn in den Stadien gesehen. Deshalb sollten alle etwas für ein friedliches Derby tun.“
Christian Keller: „Soll auf dem Platz heiß hergehen, nicht auf den Rängen“
Noch zu präsent sind die Erinnerungen an die schweren Ausschreitungen vom Conference-League-Auftakt in Nizza, zu schwer wiegt die Strafe der UEFA.
FC-Geschäftsführer Christian Keller (43) schließt sich Baumgart an: „Es soll auf dem Platz heiß hergehen und nicht auf den Rängen. Diesen Appell muss man derzeit leider immer dazusagen und mitschicken. Ich hoffe, dass ihn alle verstehen.“
Schließlich war Kölns Gastspiel an der Cote d’Azur längst nicht die einzige Partie der vergangenen Wochen und Monate, die von Ausschreitungen überschattet wurde. Den FC kosten die Gewalttaten 100.000 Euro sowie die Fan-Unterstützung bei den Conference-League-Reisen zu Partizan Belgrad (13. Oktober, 18.45 Uhr) und Slovacko (27. Oktober, 18.45 Uhr).
Umso frenetischer war die Unterstützung beim Heimspiel gegen Belgrad (0:1), das mit einer Gänsehaut-Choreo über die komplette Südkurve eingeläutet wurde. Die Frage, ob und wie die aktive Szene auf die Polizei-Razzia und Festnahmen potenzieller Nizza-Täter tags zuvor reagieren würde, beantworteten dann die „Coloniacs“ kurz nach der Halbzeit mit vier Spruchbändern.

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In der Südkurve des Rhein-Energie-Stadions waren beim Conference-League-Spiel 1. FC Köln gegen Partizan Belgrad am Donnerstag (6. Oktober 2022) diese Spruchbänder zu sehen.
Zu lesen war: „Tatort Porz. Missbrauch Erzbistum. Keupstraßen-Anschlag. In der Vergangenheit versagt, jetzt den ‚großen Aufschlag‘ gewagt?“
Damit bezog sich die Ultra-Gruppierung auf eine Aussage von Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn im Rahmen der Polizei-Pressekonferenz, die am Mittwoch (5. Oktober) nach der Razzia bei insgesamt 16 mutmaßlichen Gewalttätern stattgefunden hatte: „So einen großen Aufschlag hat es meines Wissens noch nie gegeben in der Bundesrepublik.“
Auf ihrer Homepage zitieren die „Coloniacs“ den entsprechenden Satz aus einem EXPRESS.de-Artikel und erklären: „Mit den von uns genannten Beispielen möchten wir die Frage aufwerfen, wieso der größte Aufschlag im Aufgabenbereich der Staatsanwaltschaft Köln im Themenkomplex Nizza erfolgte und nicht in Hinsicht auf den Bombenanschlag des NSU in der Keupstraße 2004, den jahrzehntelangen Missbrauchskomplex des Erzbistums Köln oder im Fall der rassistisch motivierten Schießerei in Köln Porz am Silvestervorabend 2019.“
Der FC hat gegen die 16 von der Polizei identifizierten Personen Stadionverbote ausgesprochen, die Ermittlungen der Behörden laufen weiter. „Wir sind noch lange nicht am Ende” – auch das sagte Willuhn.