Es knalltMitgliederrat mit kritischem Newsletter – Präsident Wolf sorgt sich um „Wohl des 1. FC Köln“

1. FC Köln, MMC-Studios, Mitgliederstammtisch, von links: Christian Keller, Werner Wolf, Eckhard Sauren.

Geschäftsführer Christian Keller, Präsident Werner Wolf und Vize Eckhard Sauren am 12. Juni 2024 beim Mitgliederstammtisch des 1. FC Köln.

Beim 1. FC Köln knirscht es gewaltig! Zwischen Mitgliederrat und Vorstand kommt es nun mitten in der Vorbereitung auf die 2. Liga zum offenen Konflikt.

Der 1. FC Köln kommt nach dem Abstieg und der Transfersperre nicht zur Ruhe! Am Samstag (6. Juli 2024) sorgt ein Newsletter des FC-Mitgliederrats für reichlich Wirbel.

Das 15-köpfige Gremium hatte nach dem Fall Potocnik und der daraus resultierenden Transfersperre ebenfalls ein Gutachten erstellen lassen. Daraus ergeben sich nun schwerwiegende Vorwürfe Richtung Vorstand.

Mitgliederrat sorgt mit Newsletter für Unruhe beim 1. FC Köln

Die Rede ist von „gravierenden Lücken im Kontrollsystem“ und erheblichen strukturellen Defiziten. Es sei „auf Gesamtvereinsebene kein umfassendes Risikomanagement“ vorhanden. Heißt: Bei anderen Strukturen hätte der Vorstand den Transfer von Jugendspieler Jaka Cuber Potocnik (19) verhindern können und müssen.

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Zudem kritisiert der Mitgliederrat, dass der Vorstand zuvor ein eigenes Gutachten der Kanzlei Hengeler-Mueller präsentiert hatte. Vize-Präsident Carsten Wettich (44) hatte dort vor elf Jahren selber als Jurist gearbeitet. „Wir sahen das Risiko, dass dadurch das Ergebnis des Gutachtens in der öffentlichen Wahrnehmung entwertet wird“, schreibt der Mitgliederrat dazu.

Laut dem ersten Gutachten gab es nur eine leichte Pflichtverletzung der damaligen Geschäftsführer Philipp Türoff (47) und Alexander Wehrle (49). Konsequenzen gab es nach der Transfersperre nur für den ehemaligen FC-Berater Jörg Jakobs (53) – bei vielen Mitgliedern gilt er als Bauernopfer.

Dass der Mitgliederrat seine Erkenntnisse nun mitten in der Vorbereitung auf die neue Zweitliga-Saison veröffentlicht und einen Newsletter an knapp 140.000 Mitglieder verschickt, sorgt im Verein für regelrechtes Entsetzen. Geschäftsführung und Vorstand befinden sich aktuell in wichtigen Vertragsgesprächen mit diversen Partnern, wobei es für den 1. FC Köln künftig um viel Geld geht. Die Sorgen sind groß, dass durch die Unruhe Verunsicherung erzeugt wird.

Nach EXPRESS.de-Informationen hat Mitgliederratschef Ho-Yeon Kim FC-Präsident Werner Wolf erst am Donnerstagabend damit konfrontiert, dass der Mitgliederrat einen kritischen Newsletter verschicken will. Das Gutachten des Kontroll-Gremiums ist allerdings noch gar nicht abgeschlossen, trotzdem geht man nun den Weg an die Öffentlichkeit.

Die Frage ist, warum der Mitgliederrat nun knapp einen Monat vor dem Saisonstart gegen den Hamburger SV diesen Weg wählt? Man will wohl nach der abgelaufenen Saison mit zahlreichen Fehlern auch noch seiner Funktion gerecht werden. Diese besteht darin, die Geschäftsführung des Vorstands zu überwachen und in wichtigen Angelegenheiten zu beraten.

Hierzu schreibt der Mitgliederrat: „Wir räumen ein, dass unsere Kommunikation in dieser, für den Verein kritischen Phase schlecht war und sich viele Mitglieder gewünscht hätten, schon deutlich früher von uns zu hören. Wir bedauern, dass wir dem nicht nachgekommen sind.“

Und weiter: „Vom FIFA-Verfahren sowie seinen Details erfuhren wir bspw. erstmals im Januar 2023 aus der Presse. Auf Nachfrage beim Vorstand wurde uns das Risiko anschließend als rein monetärer Natur dargestellt. Hier hätten wir kritischer nachfragen und eine eigene Einschätzung vornehmen müssen.“

Neuer Mitgliederrat beim FC wird im Herbst gewählt

Dass das Gremium den aktuellen Vorstand um Wolf und seine Vize Eckhard Sauren und Wettich im Jahr 2025 nochmals nominieren würde, scheint nach dem Newsletter ausgeschlossen. Doch im Herbst wird sowieso erstmal ein neuer FC-Mitgliederrat gewählt. Wer dann noch im Gremium sitzt, ist also nicht sicher.

FC-Boss Wolf ist enttäuscht, meint gegenüber EXPRESS.de: „Nach dem guten Austausch mit vielen Mitgliedern des 1. FC Köln beim Stammtisch am 12. Juni, bei dem wir nach langer Aussprache gemeinsam den Blick nach vorn gerichtet haben, tut es uns als Vorstand sehr leid, dass nun rund um die Transfersperre ein inhaltlicher Dissens mit dem Mitgliederrat öffentlich ausgetragen wird.“

Wolf betont, dass der Vorstand versucht habe, im Sinne des Vereins, die Dinge intern zu klären und auszusprechen: „Wir haben dem Mitgliederrat in den letzten Tagen mehrfach die Hand gereicht, haben zu Gesprächen eingeladen, um strittige Punkte intern zu klären. Leider hat der Mitgliederrat unsere Angebote ausgeschlagen. Der Vorstand wird weiterhin die Türe offen lassen. Was wir aber nie tun werden: Uns auf die Austragung von Differenzen in der Öffentlichkeit einzulassen. Das Wohl des 1. FC Köln steht über allem und darf nicht durch Gremienkonflikte beschädigt werden. Der FC gehört den Mitgliedern und in ihrem Sinne handelt der Vorstand. Wir geben weiterhin alles, damit unser Verein endlich nachhaltig und gestärkt in die Zukunft blicken kann.“