FC-Reizthema auch gegen MainzHübers: „Gibt bessere Stadien“ – Lösung nicht absehbar

Timo Hübers (1. FC Köln) kämpft mit Anthony Caci (FSV Mainz 05) um den Ball im Rhein-Energie-Stadion.

Intensiver Zweikampf auf tiefem Rasen, da flogen die Stücke raus. Timo Hübers (1. FC Köln) am 10. Dezember 2023 im Duell mit  Anthony Caci (Mainz 05)

Es war das letzte Heimspiel für den 1. FC Köln in diesem Jahr, und ein Kölner Reizthema sorgte nach der Partie erneut für Diskussionen.

von Uwe Bödeker (ubo)Jürgen Kemper (kem)

Beim 0:0 des 1. FC Köln am Sonntag (10. Dezember 2023) gegen Mainz sahen die Zuschauerinnen und Zuschauer keine Tore, keinen schönen Fußball und einmal mehr auch keinen schönen Rasen.

Timo Hübers (27) warf sich defensiv in jeden Ball. Der FC-Verteidiger ackerte im Abstiegskampf, wurde danach zum braunen Acker im Rhein-Energie-Stadion befragt. Ob der FC-Verteidiger hoffe, nach der Winterpause auf einem halbwegs anständigen Platz spielen zu können?

Rhein-Energie-Stadion: Naturrasen statt Hybridrasen

Hübers sagte: „Ich glaube, da ist schon viel zu gesagt worden. Ich möchte eigentlich kein weiteres Öl ins Feuer gießen. Aber es gibt bessere Stadien. Schauen wir mal.“ Nachfrage der Reporter: „Bessere Stadien? Das Stadion ist doch schön?“ Hübers musste schmunzeln über seine Wortwahl: „Ja, das Stadion ist top.“ Nur der Rasen eben nicht …

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Auch der FC-Mannschaftsarzt Dr. Peter Schäferhoff (68) sieht den Rasen schlecht, so wie Trainer Steffen Baumgart (51). „Ja sicher, ich kann dem nur beipflichten. Wenn der Rasen nass ist, rutschen die Spieler schneller weg, das erhöht natürlich das Verletzungsrisiko“, sagte Schäferhoff im EXPRESS-Interview.

Anfang August hatte Baumgart die Debatte öffentlich entfacht. Er klagte damals: „Das passiert zum wiederholten Male, dass wir hier keinen vernünftigen Rasen haben. Das ist gefährlich für die Spieler, da kann man sich schnell einen Kreuzbandriss holen. Wir sind doch hier ein Aushängeschild für die Stadt und ich denke, das ist ein EM-Stadion. Ich bin wirklich stinksauer. Die Jungs haben sich mehr auf den Arsch gelegt als alles andere.“

Im Heimspiel danach gegen Bayern München waren die Spieler weniger weggerutscht, der Rasen war nach umfangreichen Arbeiten aber nur minimal besser. Baumgart forderte die Verantwortlichen bei den Kölner Sportstätten auf: „Arbeitet dran, holt Lösungen.“ Doch Besserung ist erstmal nicht in Sicht – und das hat Gründe.

Im Stadion wird mit Hochdruck täglich an der Qualität des Geläufs gearbeitet. Auch Helmut Schicke, Greenkeeper der FC-Trainingsplätze am Geißbockheim, wurde eingebunden. Er war mehrmals im Stadion, um den Platz zu begutachten.

1. FC Köln in der Einzelkritik

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Doch es gibt einen Fakt, an dem sich so schnell nichts ändern lässt: Die Spieler des 1. FC Köln trainieren am Geißbockheim auf einem Hybridrasen. Dabei handelt es sich um einen Naturrasen, der mit künstlichen Fasern verstärkt wurde. So einen Rasen wird es im Rhein-Energie-Stadion nicht geben.

Der Vorteil von einem Hybridrasen: er regeneriert schneller, die Spieler rutschen bei Regen weniger weg. Ein reiner Naturrasen dagegen, wie er im Rhein-Energie-Stadion liegt, wird bei Regen tief, matschig und rutschig. Und die letzten Wochen mit reichlich Niederschlägen haben dem Kölner Rasen extrem zugesetzt.

FC hofft im Stadion weiter auf die Rasen-Wende

Baumgart hätte diese Hybridrasen-Qualität auch gerne im Stadion, forderte zuletzt: „Mann muss auch mal in ein Preissegment gehen, wo es dann keine Wiese ist, sondern vielleicht ein Rasen.“

Doch das ist aktuell eben nicht darstellbar. Ein normaler Naturrasen kostet rund 150.000 Euro. Vorteil: auch ein Teilaustausch ist möglich. Wenn zum Beispiel der Strafraum extrem beansprucht wurde, kann nur diese Fläche erneuert werden. Ein Hybridrasen dagegen kostet 600.000 bis 800.000 Euro. Hier geht nur ganz oder gar nicht – ein Teilaustausch ist also nicht möglich.

Für Multifunktionsarenen wie in Frankfurt, Berlin oder Köln, wo auch Konzerte stattfinden, ist ein Hybridrasen viel zu teuer.

Aber: Immer mehr Vereine setzten bei ihren Trainingsplätzen auf Hybridrasen – und auch in den Stadien. Beim FC Liverpool, Bayer Leverkusen, dem VfL Wolfsburg oder RB Leipzig wurde dieser moderne Rasen auch für die Spiele bereits verlegt.

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Der FC Bayern München spielt seit Sommer 2023 in der Allianz-Arena wieder auf Hybridrasen. Schon zwischen 2014 und 2016 lag in der Arena Hybridrasen, damals bestand Trainer Pep Guardiola darauf. Rund eine Million Euro kostete die Anschaffung damals.

Dann kam ein fürchterlicher Pilzbefall und der Rasen wurde wieder ausgetauscht. Allerdings klagten Trainer und Spieler dann wieder über die schlechte Qualität. Im Sommer 2023 wurde nun erneut ein Hybridrasen verlegt.

Der teure Rasen soll durch seine Elastizität die Gelenke der Profis schonen und die weiche Rasentragschicht ist bei Stürzen angenehmer für die Spieler. Allerdings: Umrüstung und Pflege sind extrem teuer, zudem müssen Spezialgeräte angeschafft werden, um den Rasen regelmäßig zu striegeln.

Für ein städtisches Stadion wie in Köln ist ein Hybridrasen also aktuell kein Thema. Was bleibt dem FC? Optimale Auswahl beim Schuhwerk mit langen Stollen und die Hoffnung, dass es im Winter nicht allzu viel regnet.