Friedhelm Funkels letzter Trainer-Job endete beim 1. FC Köln mit der spektakulären Relegations-Rettung 2021 in Kiel. Kapitän Jonas Hector hatte daran nicht nur auf dem Platz gewaltigen Anteil.
Retter in der RelegationFriedhelm Funkel verrät: Diese Hector-Rede brachte die FC-Wende
Sein letzter Verein sollte eigentlich Fortuna Düsseldorf sein. Doch dort erlebte Friedhelm Funkel ein Ende, das er so nicht stehen lassen wollte. Da passte es perfekt, dass sich im Frühjahr 2021 eine andere alte Liebe meldete, der 1. FC Köln.
Der Kult-Trainer trat noch einmal als Retter an. Und diesmal erlebte er ein Happy End. „So wollte ich nicht aufhören, nach all den Erfolgen und der schönen Zeit“, sagt Funkel rückblickend. Dennoch wartete er auf das passende Angebot, denn die Rückkehr auf die Bank hätte er bereits früher haben können.
Friedhelm Funkel heuerte nach Schalke-Absage beim FC an
„Ich habe die eine oder andere Anfrage gehabt, die ich abgelehnt habe, weil ich wusste: Das schaffst du nicht. Der Verein steigt ab, die haben in dem Jahr fünf Trainer gehabt“, umschreibt er zunächst die prominenteste Offerte, um dann zu bestätigen: „Ja, es war Schalke.“
Doch dieses Himmelfahrtskommando wollte er sich nicht antun. „Die Mannschaft war nicht gut, sie war vom Charakter nicht gut. Sie sind dann ja auch sang- und klanglos abgestiegen. Gut, dass ich das nicht gemacht habe.“
Irgendwann kam dann der Anruf aus Köln. „Da habe ich mir angeguckt: Wie stehen die, was hast du an Spielpaarungen? Es war schwer. Es waren sechs Spiele, der FC war 17. Schalke war Letzter, es war klar, dass die absteigen und keine Chance mehr hatten. Dann hattest du noch Bielefeld und Bremen, das waren die Kandidaten, die du überholen musstest.“
Nur wie? Los ging es in Leverkusen und gegen Leipzig. Extrem schwierig, aber Funkel nahm die Herausforderung an. „Ich habe mir trotzdem gesagt, das kannst du schaffen. Die Mannschaft ist gut, die braucht jetzt vielleicht was anderes. Ich wusste, wie es um die Mannschaft bestellt war“, erinnert sich Funkel.
„Andi Menger war Torwarttrainer und das war fünf Jahre mein Torwarttrainer in Frankfurt. Er sagte: ‚Wenn es einer schafft, dann du. Mit deiner Ansprache, mit der Schnelligkeit, wie du die Spieler hinter dich bekommst.‘ Die haben mir ein Angebot gemacht, ich hab gar nicht verhandelt. Weil es ein faires Angebot war.“
FC rettet sich unter Funkel spät in die Relegation
Funkel startete in Köln, wie er in Düsseldorf aufgehört hatte: mit einer Niederlage in Leverkusen. Doch im zweiten Spiel gelang ihm mit dem 2:1 gegen Leipzig eine faustdicke Überraschung. Apropos: Die Sachsen trauten ihren Augen kaum, als Jonas Hector plötzlich als Mittelstürmer auflief und dann auch noch beide Tore erzielte.
„Es war einfach kein anderer mehr da. Ich habe im Training gesehen, dass der eine unglaubliche Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor hat. Die haben mich alle für verrückt erklärt. Jonas hatte noch nie in seinem Leben Stürmer gespielt, aber er hat das super gemacht“, lacht er.
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Es folgte ein 3:1 in Augsburg. Von den neun oder zehn Punkten, die sich Funkel auf die Fahne geschrieben hatte, waren nach drei Spielen bereits sechs im Sack. Doch der Druck blieb hoch. Das nächste Spiel gegen Freiburg ging 1:4 verloren.
„Eine Woche später spielten wir bei Hertha. Eine Viertelstunde noch, es stand 0:0. Da habe ich gesagt: Männer, wenn wir 0:0 spielen, haben wir das letzte Spiel zu Hause gegen Schalke, das müssen wir dann gewinnen. Viele haben gesagt, das war zu ängstlich. Aber ich spiele lieber 0:0, als dass ich 0:1 verliere.“
Es ging gerade so gut, Sebastiaan Bornauw traf am letzten Spieltag in der 88. Minute gegen Schalke. „Wir haben natürlich alles gehört, wie es auf den anderen Plätzen steht. Es war relativ schnell klar, dass Gladbach in Bremen gewinnt. Hätte Bielefeld nicht in Stuttgart gewonnen, wären wir sogar direkt dringeblieben.“
Funkel zu FC-Gala in Kiel: „Wir hätten 8:1 oder 9:1 gewinnen können“
Nach dem Jubel folgte der Rückschlag. Relegation, Teil 1, der FC verlor vor Corona-Geisterkulisse 0:1 gegen Kiel. „Die Kieler haben sich so gefreut, die waren, glaube ich, gedanklich schon in der ersten Liga“, erinnert sich Funkel. „Am nächsten Tag sagte ich zur Mannschaft: Nennt mir einen Grund, warum wir in Kiel nicht gewinnen sollten? Den sehe ich nicht.“
Hoch im Norden spielten sich vor dem Anpfiff emotionale Szenen ab. „Vor dem Spiel kam Jonas und fragte, ob er vor dem Spiel die Ansprache halten könnte. Ich sagte: gerne! Da hat Jonas eine Ansprache gehalten, drei, vier Minuten vor dem Spiel, da hab ich sogar eine Gänsehaut bekommen. Als er aufgehört hatte, sprach auch noch Ron-Robert Zieler drei Sätze. Der Ersatztorwart! Ich habe ihm im ersten Gespräch gesagt, dass ich sechs Spiele vor Schluss nicht den Torwart wechsel. Aber dass er ein super Spieler ist, der die anderen im Training pushen soll. Und dann sagt der auch noch was kurz vorm letzten Spiel.“
Da konnte auch der Trainer nicht mehr schweigen. „Da hab ich mir gedacht: Komm, jetzt musst du auch noch zwei Sätze sagen. Ich hab mich ans Halbfinale der Handball-WM in Köln erinnert und sagte: ‚Männer, wenn nicht jetzt, wann dann? Wenn nicht hier, wo dann?‘“
Das Höhner-Doping wirkte. „Da haben die die Kabine zusammengebrüllt und sind rausgegangen. Nach einer Minute haben wir 1:0 geführt. Es fiel zwar schnell der Ausgleich, aber nach einer halben Stunde stand es 4:1 für uns. Da war mir klar, das schaffen sie nicht mehr. Wir hätten 8:1 oder 9:1 gewinnen können.“
Das Fazit seiner zweiten Kölner Zeit: „Das war eine Mannschaft, die auf einem Abstiegsplatz stand, aber funktioniert hat. Kompliment auch an Markus Gisdol, der aber zu den wichtigen Spielern den Draht verloren hatte. Das war Hector, der nicht einfach ist, aber irgendwie sind wir sofort zueinander gekommen. Das war Duda. Und das waren Czichos, Horn. Die haben wir alle sofort mitgenommen und wir haben es geschafft.“