Fronten total verhärtetOB Reker schießt gegen FC-Vorstand: „Wie er damit umgegangen ist“

Interview mit OB Henriette Reker

Kölns OB Henriette Reker am 21. Juni 2024

Jetzt herrscht atmosphärische Eiseskälte im Hochsommer! Das Verhältnis zwischen OB Henriette Reker und dem 1. FC Köln könnte kaum schlechter sein.

von Uwe Bödeker (ubo)

Wie geht es weiter mit dem Geißbockheim-Ausbau? Wenn man die jüngsten Äußerungen der Protagonisten hört, bleibt die Sache weiter ungeklärt. Zwischen Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (67) und dem Vorstand des 1. FC Köln um Präsident Dr. Werner Wolf (67) herrscht alles andere als eine gute Stimmung.

Das wurde nun noch einmal deutlich. Denn Reker hat in einem Interview den Vorstand scharf kritisiert und in Sachen Geißbockheim-Ausbau einen seltsamen Pass zurück zum FC gespielt. Aber der Reihe nach:

Henriette Reker hat Entschuldigung der FC-Bosse nicht angenommen

Reker war von Fans des 1. FC Köln beim Spiel gegen Union Berlin am 11. Mai 2024 mit einem Banner im Stadion verunglimpft worden. Einige Fans entrollten damals ein Plakat mit der Aufschrift: „Henriette ist zwar keine GILF, aber wir f***en sie trotzdem“. Zur Erklärung: eine GILF („Granny I’d like to f**.“) ist eine Oma, mit der man gerne Geschlechtsverkehr hätte. Keine feine Art des Protestes gegen die Stadtführung, die das Thema Geißbockheim seit Jahren blockieren.

Alles zum Thema 2. Fußball-Bundesliga

Kölns Geschäftsführer Christian Keller (45) versuchte die Wogen zu glätten: „Grundsätzlich hat jede Form der Diskriminierung nichts beim 1. FC Köln verloren. Das ist mit den Werten des FC nicht zu vereinbaren. Auch wenn es ein Kampf für ein hehres Ziel ist, muss man anständig bleiben und die richtigen Mittel für den Protest wählen. Das war hier nicht so. Ich möchte mich im Namen aller Verantwortlichen des FC bei Henriette Reker für dieses Banner entschuldigen.“

Auch FC-Präsident Wolf entschuldigte sich: „Ich habe in einem persönlichen Kontakt mit Frau Reker um Entschuldigung gebeten. Wir distanzieren uns von diesem geschmacklosen Banner.“ Reker erstattete trotzdem Anzeige und hat die Entschuldigungen bis heute nicht angenommen.

„Ich bin eher enttäuscht über den Vorstand, dass er das hat geschehen lassen und wie er im Anschluss damit umgegangen ist“, sagte Reker im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am 25. Juni 2024. Sie hat wohl vernommen, was die FC-Bosse beim Mitgliederstammtisch Richtung Stadt gesagt haben. In Sachen Geißbockheim haben die Männer vom FC am 12. Juni deutlich gemacht, dass sie kein Verständnis mehr für die Hinhaltetaktik haben. Seit zehn Jahren will der FC am Geißbockheim ausbauen, seit fünf Jahren herrscht absoluter Stillstand.

FC-Präsident Wolf will das nicht länger hinnehmen und geht in die Offensive: „Alles, was der 1. FC Köln beantragt hat, ist umweltrechtlich und baurechtlich okay.“ Wolf macht auch mächtig Druck Richtung Stadt: „Wir haben gesagt: Ihr habt jetzt die Chance, kommt um die Ecke. Macht das uns möglich. Wenn das nicht möglich ist, dann werden wir mit der Wucht aller Mitglieder in den Wahlkampf einsteigen.“

Im Jahr 2025 stehen die Kommunalwahlen an. Wolf drohte regelrecht: „Das ist eine Aktivität, die wir vorbereiten, wo wir auch nicht rumpennen. Alles liegt auf dem Tisch. Jetzt schauen wir mal, was sie erreichen. Wenn sie nichts erreichen, werden wir mit allem, was wir haben, sehr laut werden.“ Klares Ziel der FC-Bosse: das Geißbockheim muss in Zukunft die Heimat des FC bleiben. „Was wir denen auch klargemacht haben: Wir sind der 1. FC Köln und wir können uns nicht umbenennen in den 1. FC Brühl oder so“, sagte Wolf. Ein Umzug nach Marsdorf sei undenkbar.

Trainings-Auftakt am Geißbockheim

Die besten Bilder vom Start unter FC-Trainer Gerhard Struber

1/24

Die Stadt hatte dem FC den Vorschlag unterbreitet, nach Marsdorf zu gehen. Doch ein Umzug und dortiger Neubau wäre viel zu teuer. OB Reker dreht die Situation nun um, sagt zur Marsdorf-Absage des FC: „Das hat mich überhaupt nicht überrascht. In den Verhandlungen habe ich festgestellt, dass der FC Köln sich nicht leisten kann, was er gerne möchte. Ich möchte auch, dass der FC ein Leistungszentrum und viele Trainingsplätze baut. Aber Dinge, die man möchte, muss man auch bezahlen können. Wir als Stadt haben uns an die Grenze des Möglichen bewegt, weil ich das Problem lösen wollte. Und nun tut die Situation des Abstiegs natürlich noch mehr weh.“

Rumms! Dass der FC gar nicht nach Marsdorf wollte und will und seit zehn Jahren auf den Geißbockheim-Ausbau drängt, thematisiert Reker nicht. Zunächst hatte sie den FC sogar noch bei diesem Vorhaben unterstützt. Doch in Sachen Geißbockheim-Ausbau gab es dann plötzlich eine Wende. Jetzt sind die Fronten weiter extrem verhärtet.