In den meisten Spielen drückend überlegen, aber nur zwei Siege – wie geht der 1. FC Köln damit um? Sportchef Christian Keller zieht ein erstes Start-Fazit.
„Das ist kaum zu glauben“FC-Boss Keller zieht Start-Fazit – klarer Arbeitsauftrag
Wieder mehr Torschüsse als der Gegner, wieder attraktiver gespielt und wieder kämpferisch überzeugt – der 1. FC Köln hat in den bisherigen sechs Zweitligaspielen teilweise begeisternden Fußball gespielt – so auch im Derby bei Fortuna Düsseldorf.
Aber es ist eben auch ein Ergebnis-Sport – und die Ergebnisse bleiben aus. Erst zwei Siege gab es für Köln zu feiern. In der Tabelle liegt der FC damit im grauen Mittelfeld auf Platz neun.
Nur zwei Siege aus sechs Spielen: Kölns Keller bleibt gelassen
Nach dem bitteren 2:2 bei Spitzenreiter Fortuna Düsseldorf sprach Kölns Sport-Geschäftsführer Christian Keller über Stärken und Schwächen seiner Mannschaft.
Er war vom Auftritt bei der Fortuna angetan: „Wir haben die mehr als nur ins Wanken gebracht, waren die letzten 20 Minuten vielleicht etwas zu passiv, ohne dass wir wirklich was zugelassen haben. Dann kam dieser, ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, Sonntagsschuss, Kunstschuss oder dieses Zufallsprodukt. Wahrscheinlich letzteres.“ Jona Niemiec hatte dem FC in der Nachspielzeit mit seiner krummen Flanke den Sieg geklaut.
Dabei hätte den der FC verdient gehabt – und nicht nur an diesem Spieltag, so Keller: „Ich würde der Mannschaft tatsächlich wünschen, dass sie alle Spiele der Saison gewonnen hätte. Was aus meiner Sicht möglich gewesen wäre. Wenn wir nur die letzten beiden Spiele nehmen: Dass wir da nur mit einem Punkt rausgehen, das ist kaum zu glauben.“
Doch wie geht der FC mit den regelmäßigen Nackenschlägen um? Was fehlt bisher? Ist es die letzte Konsequenz oder die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor? Keller will davon nach dem Spiel gegen Düsseldorf nicht reden: „Ich würde erstmal herausstellen, dass wir uns extrem viele Chancen herausspielen gegen eine Mannschaft, die defensiv sehr stabil ist. Ich bin mir sicher, dass sich die Mannschaft demnächst belohnen wird, dann gehen die Dinger wieder rein.“
Doch nicht nur vorne hat der FC ein Problem: Neun Gegentore in sechs Spielen sind auch zu viel. Nur einmal (gegen Braunschweig) spielte der FC zu null. Keller sagt: „Wir bekommen de facto zu viele Gegentore. Aber das 2:2 von Düsseldorf zum Beispiel war purer Zufall. Es ist sehr, sehr ordentlich, was wir defensiv machen, aber jeder kleinste Fehler wird momentan bestraft.“
Muss der FC damit klarkommen, bei der Spielweise? Keller weiß: „Die Spielweise ist extrem offensiv, extrem auf Attraktivität ausgelegt. Dass du dann in einer defensiven Situation mal einen leichten Fokus-Fehler hast, das kann schonmal passieren. Aber nochmal, wir verteidigen nahezu alles weg. Ich habe keine Großchance von Fortuna Düsseldorf gesehen.“
Dass sich bei den Spielern mentale Probleme manifestieren könnten, eine Art Torschuss-Panik etwa oder die Sorge, nach Gegentoren ins Wackeln zu geraten, glaubt Keller nicht. Er betont lieber die positiven Dinge, als sich mit Negativität auseinanderzusetzen: „Es ist immer die Frage: Welche Seite der Medaille guckst du dir an? Wenn wir mit der Mannschaft reden, dann schauen wir darauf, dass wir uns viel rausgespielt haben vorne. Und dass wir hinten wenig zugelassen haben gegen einen guten Gegner.“
Schwächen werden in der täglichen Arbeit erkannt und beackert. Keller nennt ein Beispiel: „Natürlich müssen wir noch an den Themen arbeiten, wo wir Luft nach oben haben. Ich habe gegen Düsseldorf im Vergleich zum Magdeburg-Spiel eine ganz klare Verbesserung in der Balance bei unserem Pressing gesehen. Wir waren über 90 Minuten größtenteils kompakt, vielleicht standen wir in den letzten 20 Minuten etwas tiefer als wir wollten. Gegen Magdeburg haben wir teilweise aber schon die Kompaktheit verloren. Das war jetzt nicht mehr der Fall. Das war ein klarer Fortschritt und war auch Trainingsschwerpunkt in der Woche.“
Kellers Start-Fazit versieht er mit einem klaren Arbeitsauftrag: „Wir haben eine blutjunge Mannschaft, mit der musst du inhaltlich arbeiten. Und dann müssen auch irgendwann die Ergebnisse kommen. Da bin ich überzeugt, dass sie auch kommen, wenn wir so spielen.“