Mit Rasmus Carstensen hat der 1. FC Köln die Lücke hinter Benno Schmitz geschlossen. Wie gut der Däne ins Baumgart-System passt, zeigt die Datenscouting-Analyse.
Schmitz-KonkurrentCarstensen macht direkt Druck: Worauf der FC hofft – und wo mehr kommen muss
Neuer Schwung auf der Rechtsverteidiger-Position beim 1. FC Köln. Mit Rasmus Carstensen (22) haben die Kölner Verantwortlichen ihren gewünschten Back-Up für Platzhirsch Benno Schmitz (28) gefunden. Gegen den FC Nantes und die Zweitvertretung von Ajax Amsterdam debütierte der Däne bereits vielversprechend.
Die Datenscouts von „CREATEFOOTBALL“ haben den Abwehrspieler für EXPRESS.de genau unter die Lupe genommen und analysieren die Stärken und Schwächen. Wo kann Carstensen Schmitz gefährlich werden?
Rasmus Carstensen bringt hohe Intensität mit
Das Spiel des 22-Jährigen zeichnet defensiv wie offensiv eine hohe Arbeitsrate aus. So führte er in der Saison 2021/22 die meisten Defensivzweikämpfe aller Außenverteidiger der dänischen Superliga (10,4 pro 90 Minuten), zeichnete sich parallel aber auch für die fünftmeisten erfolgreichen Offensivaktionen verantwortlich (vier pro 90 Minuten).
Carstensen ist stark mit dem Ball am Fuß, gewinnt 64 Prozent seiner Dribblings und sucht den direkten Weg nach vorne. Von seinen fünf Flanken pro 90 Minuten kommen zwar nur ausbaufähige 35 Prozent an, dennoch passt er mit seiner Veranlagung gut in den Kölner Spielstil, der auf der Entstehung von Chancen über die Außen basiert.
Darüber hinaus ist Carstensen ein Spieler, der sich intelligent zwischen den Linien des Gegners bewegt. Seine 42 erhaltenen Pässe pro 90 Minuten waren Bestwert in Dänemark.
Technisch ist sein Passspiel sehr sauber, am häufigsten spielt er Pässe auf kurze und mittlere Distanz, macht dabei kaum Fehler (87 Prozent Präzision). Schwächen besitzt er jedoch im progressiven Passspiel, überspielt nur selten gegnerische Linien und dies häufig zu unpräzise (69 Prozent Präzision), weshalb er eben oft den risikoarmen, kurzen Passweg wählt.
Im Spiel gegen den Ball fällt der Däne durch eine hohe Zweikampfquote von 67 Prozent gewonnenen Duellen auf, gehörte zu den defensivstärksten Verteidigern Dänemarks. Allerdings kann er sein Timing im Zweikampf noch verbessern, denn zu häufig verursacht sein engagiertes Einsteigen einen gegnerischen Freistoß (1,3 Mal pro 90 Minuten).
Ebenfalls ausbaufähig ist sein Kopfballspiel. Trotz seiner 1,83 Meter ist er kein besonders guter Kopfballspieler, gewinnt weniger als die Hälfte seiner Luftduelle, muss besonders an der Antizipation und dem Timing seines Absprungs arbeiten. Ein Faktor, den Steffen Baumgart und sein Trainerteam auf dem Zettel haben dürften.
Ein Blick auf die Laufdaten verrät, dass Carstensen mit hoher Leidenschaft und Intensität die komplette rechte Seite beackert. Auf 60 Minuten Nettospielzeit gerechnet, legt er 12,3 Kilometer pro Spiel zurück. Einen Großteil dieser Distanz absolviert er in mittlerem Tempo, die Anzahl seiner Sprints ist überschaubar, da der Däne nicht über die allerhöchste Endgeschwindigkeit verfügt.
Rasmus Carstensens Stärken:
- Defensivzweikampf
- Offensive Läufe
- Flanken
- Dribbling
Rasmus Carstensens Schwächen:
- Progressives Passspiel
- Antizipation
- Kopfball
Dieser Text stammt von der Fußball-Consultancy CREATEFOOTBALL GmbH, die national wie international Profivereine, Berateragenturen sowie Medienanstalten in den Themenfeldern Datenscouting und -analyse berät.
Fazit: Was bringt Carstensen dem 1. FC Köln?
Mit seinen vielen gefährlichen Flankenläufen passt Carstensen sehr gut ins flügellastige Kölner Spiel und wird mit seinen hohen Hereingaben Davie Selke (28) bestmöglich in Szene setzen können. In Platzhirsch Schmitz gibt es dabei in den eigenen Reihen genau das richtige Vorbild.
Um den Platz rechts in der Viererkette wird er sich mit dem Publikumsliebling duellieren. Der Däne bringt viele Anlagen mit, über die Schmitz ebenfalls verfügt. Er bearbeitet die rechte Außenbahn allerdings noch intensiver und traut sich häufiger in 1-gegen-1-Situationen.
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Zu Beginn, das hat Steffen Baumgart bereits angedeutet, wird sich der Däne hinter Schmitz einordnen müssen. Schafft es Carstensen, seine vielversprechenden Zahlen aus der dänischen Superliga in die Bundesliga zu übertragen, wird er Schmitz als Herausforderer ordentlich Konkurrenz machen. Zudem könnte Carstensen die FC-Bosse nur so davon überzeugen, die im Leihvertrag verankerte Kaufoption zu ziehen.
Für die Kölner bleibt es ein Deal mit (eigentlich) wenig Risiko. Kann Carstensen sich nicht an die Bundesliga gewöhnen, hat der FC eine klare Nummer zwei hinter Schmitz und gibt den Dänen nach Ablauf der Leihe wieder ab. Voraussetzung für das sportliche Gelingen wäre in diesem Fall, dass Schmitz verletzungsfrei bleibt.
Im Wunschdenken der FC-Bosse findet Carstensen jedoch zu alter Form und entfacht einen sportlichen Zweikampf um den Posten des Rechtsverteidigers. Dann im besten Fall über die Leihe bis Juni 2024 hinaus.