Als Fußballer war er bereits als Raubein bekannt, auch als Politiker äußert er sich immer wieder lieber mit Fäusten als mit Worten. So sorgte Alpay Özalan ein weiteres Mal für einen Skandal im türkischen Parlament.
Gewalt-Skandal um Ex-FC-RaubeinSchlägerei im Anzug: Früherer Fan-Liebling prügelt auf der Bühne los
Im türkischen Parlament haben sich Abgeordnete der Regierung und der Opposition während einer Debatte über einen inhaftierten Menschenrechtsanwalt geprügelt.
Auf einem von der Zeitung „Cumhuriyet“ veröffentlichten Video war zu sehen, wie Ex-Fußballer Alpay Özalan, Abgeordneter der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP, Ahmet Sik von der türkischen Arbeiterpartei Tip während einer Rede ohrfeigte. Sik stürzte daraufhin zu Boden, woraufhin im Parlament in Ankara eine heftige Schlägerei ausbrach.
Alpay galt beim 1. FC Köln als Fan-Liebling
Mindestens zwei Abgeordnete der Opposition, die versuchten, das Handgemenge zu unterbrechen, wurden nach Angaben des Senders Habertürk verletzt.
Auf dem Boden des Parlaments sei im Anschluss Blut zu sehen gewesen, hieß es. Der Vorsitzende der größten Oppositionspartei CHP, Özgur Özel, bezeichnete den Vorfall als „äußerst beschämend“. Ausgelöst hatte ihn Ex-Fußballer Alpay, der noch nie als Kind von Traurigkeit bekannt war und statt des eigenen Tores inzwischen leidenschaftlich den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan (70) verteidigt.
Das frühere Abwehr-Raubein machte sich nicht erst bei seiner Station beim 1. FC Köln einen Namen als beinharter Verteidiger. Der Hitzkopf sammelte in seiner Laufbahn 13 Platzverweise und knapp 100 Gelbe Karten in etwa 400 Spielen.
In Köln gehörte der 90-malige türkische Nationalspieler dennoch zu den Lieblingen, ihm wurde auch die Attacke im Training auf Teamkollege Kevin McKenna verziehen. „Alpay is ne Kölsche Jung“, schallte es während seiner Einsätze immer wieder aus der Kurve.
Der Gang in die Politik hat Alpays Temperament ganz offensichtlich nicht zügeln können, schon 2021 war er im Parlament ausgerastet, hatte die Fäuste fliegen lassen.
An diesem Freitag hatte das Parlament eine außerordentliche Sitzung zur Situation des türkischen Menschenrechtsanwalts Can Atalay abgehalten. Atalay war im April 2022 im Zusammenhang mit den regierungskritischen Gezi-Protesten von 2013 wegen Beihilfe zu einem Umsturzversuch zu 18 Jahren Haft verurteilt worden.
Bei den Parlamentswahlen im Mai 2023 wurde er zum Abgeordneten gewählt. Das Verfassungsgericht ordnete Atalays Freilassung an – der Kassationshof entschied jedoch, dies nicht umzusetzen.
Das Urteil gegen Atalay in dem sogenannten Gezi-Prozess gilt als politisch motiviert und wurde vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte als unrechtmäßig beschieden. Die Gezi-Proteste von 2013 richteten sich auch konkret gegen den damaligen Ministerpräsidenten und jetzigen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. (dpa/bc)