Kommentar zum FC-TrainerSchwieriges Baumgart-Erbe: Schultz findet seine ganz eigene Spur

Rosenmontagszug: Der Wagen des 1. FC Köln mit Timo Schultz und Davie Selke.

FC-Trainer Timo Schultz am 12. Februar 2024 auf dem FC-Wagen beim Rosenmontagszug.

Er hatte kein leichtes Erbe anzutreten – Timo Schultz (46) folgte Anfang des Jahres auf Steffen Baumgart (52). Bisher macht er seine Sache gut und erobert so langsam die Herzen der Fans. Schultz ist mittlerweile in Köln angekommen – ein Kommentar.

von Uwe Bödeker  (ubo)

Die Fans haben ihn geliebt, von der Oma auf dem Sofa bis zum Ultra in der Kurve: Steffen Baumgart (52) war als Trainer des 1. FC Köln ein Mann fürs Volk.

Kein geleckter Fußball-Lehrer im feinen Zwirn, mit gegeltem Haar. Baumgart trug lieber Shirt und Schiebermütze. Legendär, wie er bei den Spielen mitfieberte und seine Jungs immer wieder nach vorne trieb – selbst in der Corona-Isolation, als ihm sein Hund im heimischen Wohnzimmer dabei auf die Schultern sprang. Baumgart – das war Gefühls-Chaos, Eskalation, Alaaf-Fußball! Ganz Köln hat „Baumi“ geliebt wegen solcher Aktionen.

Entsprechend groß war bei vielen das Entsetzen als die Ehe zwischen dem FC und Baumgart zerbrach. Auch wenn es sich lange angekündigt hatte, als es so weit war, wollte es niemand so recht glauben.

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Wenig später kam der Nachfolger: Timo Schultz. Und viele fragten sich schon halb resignierend: „Ein Ostfriese mit überschaubarer Trainer-Erfahrung soll den FC vor dem Abstieg retten? Echt jetzt?“

Timo Schultz mit analytischem Blick beim FC

Gleich zu Beginn machte Schultz klar: „Ich bin nicht Baumgart 2.0.“ In die Fußstapfen von Baumgart wollte er also gar nicht treten – er will in Köln eigene Fußabdrücke hinterlassen. Und das gelingt ihm bisher eindrucksvoll.

Schultz hat zu keiner Sekunde die Arbeit seines Vorgängers kritisiert oder irgendetwas schlecht gemacht. Im Gegenteil: Er will die Philosophie, die unter Fan-Liebling Baumgart entwickelt wurde, weiter vorantreiben und betont stets, dass es die DNA der Mannschaft sei, mutig zu attackieren. Doch verändert hat er trotzdem so einiges.

Schultz hat mit seinem analytischen Blick Schwachstellen erkannt und der Mannschaft Lösungen aufgezeigt. Das Ergebnis: nur eine Niederlage in fünf Spielen. Seitdem Schultz da ist, agiert die Mannschaft viel stabiler, selbstsicherer und in vielen Situationen intelligenter.

Schultz ist dabei kein Lautsprecher, keiner, der die Bewunderung der Menschenmassen braucht oder sich in den Mittelpunkt stellt. Er ist vielmehr zurückhaltend, freundlich und respektvoll.

Der Trainer sagte zuletzt im Karnevals-Wirbel: „Ich bin hier, um die Mannschaft besser zu machen, nicht um Karneval zu feiern.“ Wenige Stunden später zeigte er dann aber, dass er schnell ein Gespür für die Stadt Köln entwickelt hat. Den Zapfenstreich für die Mannschaft schob er bei der FC-Karnevalssitzung um eine Stunde nach hinten, damit die Spieler noch ein paar Bands mehr hören konnten.

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Am Rosenmontag stand Schultz dann erstmals mit leuchtenden Augen auf einem Karnevalswagen, warf Kamelle unters Volk und war einfach nur dankbar für einen tollen Tag in Köln. Am Zugweg jubelten ihm Hunderttausende zu. Dieser Ostfriese tut dem FC gut!

Schultz ist angekommen und verliebt sich jeden Tag ein Stückchen mehr in die Stadt. Auf eins kann er sich dabei verlassen: die Menschen in Köln erwidern gerne die Liebe. Schultz ist also auf dem besten Weg, sich einen festen Platz in den Herzen der Fans zu sichern.